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Leonhardstein
(1.452 m)

Alpine Wanderung von Kreuth auf den Leonhardstein

T3+ I

Bergtour

 660 Hm   8,1 Km  ca. 4 Stunden
Inhaltsverzeichnis
Gipfelaufbau des Leonhardsteins - Aufstieg von rechts
Gipfelaufbau des Leonhardsteins - Aufstieg von rechts

Wenig erfahrene Bergwanderer neigen dazu, den Erlebniswert einer Bergtour an der Höhe des Gipfels auszumachen. Ein Grund, warum die höchsten Berge einer Region vielmals den meisten Zuspruch erhalten. Insider und erprobte Bergfexe wissen indes um die Attraktivität von niedrigeren Nebengipfeln. Diese sind in der Regel weniger frequentiert, bieten oft spannenderen Anstieg, daneben auch bessere Nahblicke. 3 gute Gründe um sich auch mit den weniger prestigeträchtigen Zwergen auseinander zusetzen.

Ein Paradebeispiel dieser Bergkategorie ist der Leonhardstein am Tegernsee. Mit einer Höhe von 1.450 m erreicht er gerade so das Niveau eines Mittelgebirgsgipfels. Überdies ist er umringt von namhafter Prominenz, wie Roß- und Buchstein, Hirschberg, Risserkogel, Halserspitz und Guffert, die ihm gehörig die Kundschaft streitig macht. Doch lässt man alleine die Höhe außer Acht, schickt der Leonhardstein die genannte Konkurrenz frech ins Abseits. Allein durch seinen sportlich-steilen Schnitt, der eine respekteinflößende Aura in alle Himmelsrichtungen entsendet, gewinnt der Leonhardstein den Wettkampf um die auffälligste Berggestalt.

Geländeerfahrene Bergsteiger erkennen bereits an der Form, das sein Dach nur über einen adrenalinproduzierenden Zugang offen stehen kann. Und in der Tat erweist sich seine Besteigung als Nuss mit widerstandsfähiger Schale, die den potentiellen Gipfelstürmer einiges abverlangt. Während eine durchschnittliche Bergtour nur kurzzeitig mit ausgesetzten (vielmals mit Seilen versicherten) Passagen gewürzt ist, hält der Leonhardstein dieses anspruchsvolle Niveau durchgehend auf 250 Höhenmeter - und zwar ohne künstliche Sicherungen! Bei meiner Begehung sind Erinnerungen an die Ehrwalder Sonnenspitze und die Obere Wettersteinspitze wieder hoch gekommen. Ein direkter Vergleich mit den beiden Referenztouren hinkt natürlich trotzdem, sind diese in Summe dann doch eine ganze Nummer schwieriger. Wiederum ist das ein deutliches Zeichen, das der Aufstieg zum Leonhardstein nicht unterschätzt werden darf - und alles andere als eine Wanderung ist.

 Bilder  Karte  GPS-Track
360-Grad-Panorama vom Gipfel des Leomhardsteins
360-Grad-Panorama vom Gipfel des Leomhardsteins

Anforderungen/Schwierigkeiten

Unsere alpine Bergtour beginnt zunächst ganz beschaulich mit einer unschwierigen, wenig anspruchsvollen Wanderung von Kreuth zum Leonhardsteinsattel. Ab dort ändert sich der Charakter der Tour schlagartig. Ausgesprochen steiles Gelände kennzeichnet die letzten 250 Höhenmeter. Schrofige und wurzelig-erdige Passagen, die magisch unsere Hände anziehen wechseln sich einander ab. Das Gefilde ist anhaltend anspruchsvoll, gewährt nur in kurzen Abschnitten Standsicherheit zum Durchschnaufen. Bei meiner Begehung war der Gipfelsteig leider in keinem guten Zustand. Mehrfach hatte sich Totholz über die Route gelegt, erforderte immer wieder ein Ausweichen in jungfräuliches Terrain. Belohnt wird man dafür mit einem sagenhaften Einblick in die Tegernseer Berge, nebst Umrahmung durch die Felsmauern des Karwendels. Konditionell eher einfaches Bergunternehmen.

Ausgangspunkt

DE-83708 Kreuth
Am Kirchberg 1
Parkplatz gegenüber der Volksschule
GPS-Koordinaten:
Breitengrad: 47.64569
Längengrad: 11.74433

Hütten/Einkehr

Keine

Orientierung

Die Wanderung zum Sattel ist ordentlich beschildert. Der Gipfelsteig ist durchgehend mit Farbe markiert und durch die häufige Begehung augenscheinlich im Gelände nachzuvollziehen.

Wissenswertes

Wer am Tegernsee zum Klettern geht, wendet sich üblichweise dem Plankenstein oder dem Duo Roß- und Buchstein zu. Doch auch am Leonhardstein findet sich ein kleines aber feines Klettergebiet. Durch seine sonnige Südseite verlaufen zahlreiche Routen zwischen den VI. und XI. Grad (nach UIAA). Das Klettergebiet richtet sich also eher an Fortgeschrittene sowie Profis - oder solche die diesen Status erreichen wollen.

Auf der Südostseite findet der wagemutige, risikofreudige Entdecker eine Führe, die nicht über den II. Grad hinausgeht - und somit (entsprechende Fähigkeiten vorausgesetzt) ohne Seil begangen werden kann. Ein auffälliges Band führt aus dieser Richtung hinauf zum Gipfelkreuz. Geprägt wird diese Linie von steilstem Gras, der Abwesenheit jeglicher Markierungen - ferner von einem erlesenen Publikum, das nur sehr selten aus dieser Tendenz gen Gipfel strebt. Insgesamt also ein Kurs, den nur ortskundige Pfadfinder mit langjähriger Erfahrung im Steilgras begehen sollten.

Höhenprofil
P Wanderung Leonhardstein Elevation profile for Wanderung Leonhardstein 0 1 km 2 km 3 km 4 km 5 km 6 km 7 km 8,1 km 1.200 m 1.000 m 800 m Kreuth 780 m Leonhardsteinsattel 1.190 m Leonhardstein 1.452 m Leonhardsteinsattel 1.190 m Kreuth 780 m
Tourenbeschreibung: Aufstieg

Wanderung von Kreuth zum Leonhardsteinsattel

T2

Die Gemeinde Kreuth (780 m) hält in der Straße Am Kirchberg auf Höhe der Volksschule einen komfortablen Parkplatz bereit - der gleichzeitig den Ausgangspunkt unserer Bergtour darstellt. Die Straße weiter ortseinwärts nachlaufen, empor zur imposanten Kirche St. Leonhard. Zwischen einem Kriegerdenkmal und dem Gotteshaus durchschlüpfen, dem Ortsrand, sowie unserem angepeilten Ziel entgegen.

Ausgangspunkt unserer Tour: Kreuth (Tegernsee)
Ausgangspunkt unserer Tour: Kreuth (Tegernsee)

Der anschließende Schotterweg quert eine großzügige Wirtschaftsfläche, navigiert vorbei an einer Kapelle zur Waldgrenze. Wenig nach Beginn der Forstzone den Wasserlauf des Fennergrabens passieren, jenseitig rechtsschwenkend in einen steinigen Steig einfädeln. Weiterhin recht komfortabel, gewinnt die Wanderung mittels sanfter Schleifen an Höhe, passiert zweimal den Spitzergraben, öffnet schlussendlich die Ausläufer der Duslaualm. Rechter Hand der Almzufahrtstraße kurz folgen - nur um sofort linksschwenkend wieder abzudrehen. Am Waldrand bergwärts, im Durchlass eines Weidegatters erneut in die Baumschonung.

Der Anschluss verfolgt nun länger der Verlauf des Spitzergrabens, schneidet dann eine kahle Parzelle, an deren Ende einige Höhenmeter verloren gehen. An diesem Punkt befinden wir uns bereits im Einzug des Leonhardsteinsattels (1.190 m). In Gesellschaft einer eindrucksvollen Felswand, findet sich wenig später eine unscheinbare Beschilderung - die Abzweigung des Gipfelsteig.

Vom Sattel auf den Leonhardstein

T3+ I

Der Einstieg in die Gipfellinie ist mittels üppiger roter Markierung gut gekennzeichnet. Sogleich bekommen wir einen schonungslosen Eindruck von dem, was uns weiter oben noch erwarten wird. Ausgesprochen steil, sowie von Schrofen durchsetzt im Zick Zack nach oben arbeiten. Das Gefilde ist ziemlich unübersichtlich. Um einen Verhauer zu verhindern, sollte man aufmerksam nach den roten Markierungen Ausschau halten. Zwischen dem Geschröf mogeln sich immer wieder erdig-wurzelige Passagen - und bei meiner Begehung auch mehrfach Totholz, das sich über die markierte Linie gelegt hat. Insgesamt war der Gipfelsteig bei meinem Besuch in keinem guten Zustand, erforderte mehrmals waghalsige Ausweichmanöver hinaus in den unpräparierten Raum. Angesichts der vorherrschenden Geländeneigung durchaus mit erhöhtem Risiko behaftet.

Typisches Steilschrofengelände im Aufstieg
Typisches Steilschrofengelände im Aufstieg

Im oberen Bereich nimmt das Areal noch weiter Schräglage auf. Hier findet sich auch die Schlüsselstelle der Tour: Eine üble Rinne mit besonders garstigem Winkel. Jenseitig schwenkt die Route leicht nach links, gewährt Zugang zum Gipfelfelsen. Ein Quergang mündet in eine weitere Rinne. Mittels Kraxelei erobern wir deren Ende - zwischen Neben- und Hauptgipfel. Zuletzt linksschwenkend im leichten Fels hoch zum Gipfelkreuz des Leonhardstein (1.452 m).

Die zurückhaltende Höhe des Leonhardsteins verhindert unendlichen Horizontblick - dafür sind die umgebenden Berge zu hoch. Dafür weis der Nah- und Einblick auf/in die Nachbarschaft umso mehr zu gefallen: Die Tegernseer Bergwelt präsentiert sich von ihrer schönsten Seite. Vor allem der Buchstein bohrt sich aus dieser Perspektive als dominante Zinne tief in das Blau des Himmels. Außerdem lässt uns unsere luftige Position jederzeit Wissen, auf welch steilem Felszahn wir uns befinden.

Tourenbeschreibung: Abstieg

Das Wegenetz um den Leonhardstein lässt wenig Spielraum für eine Rundwanderung zu. Deshalb halten wir uns auch im Abstieg an unsere Aufstiegslinie, folgen dieser in umgekehrter Richtung zurück nach Kreuth.

Autor (Bilder und Texte): Andreas

Bewertung

Bergtour
Leonhardstein
Alpine Wanderung von Kreuth auf den Leonhardstein
Gipfelaufbau des Leonhardsteins - Aufstieg von rechts
Natur:
Schauwerte:
Erlebnisfaktor:
Einsamkeit:
Gesamt:
3 / 5
Kurze Berg-Wanderung mit spannendem Finale und fulminanter Rundumsicht.
Info zum Bewertungsschema

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