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Notkarspitze
(1.889 m)

Von Ettal über Ziegelspitz auf die Notkarspitze

T3

Bergtour

 1.160 Hm   11,1 Km  ca. 6 Stunden
Inhaltsverzeichnis
Der Gipfelaufbau der Notkarspitze
Der Gipfelaufbau der Notkarspitze

Die Wanderung auf die Notkarspitze ist für Bergfreunde, neben dem Klettersteig auf das Ettaler Manndl, das beliebteste Ziel um Ettal. Das Terrain im Einzug der Notkarspitze hält mehrere Routen unterschiedlicher Länge bereit. Der Schwierigkeitsgrad bewegt sich dabei auf (fast) gleichem Niveau - pendelt sich auf den Level einer durchschnittlichen Bergtour ein. Die von den Wegebauern erschlossenen Pfade können individuell für Auf- und Abstieg genutzt werden. Erfahrene Bergwanderer können sich vorab so (unter Zuhilfenahme einer guten topographischen Karte) eine eigene Runde zusammenbauen.

Die hier vorgestellte Bergtour über Ziegelspitz und Notkar sollte also nur als Vorschlag gewertet werden. Eine Begehung in umgekehrter Richtung ist genauso möglich, wie ein alternativer An-/Abstieg von Süden über das Hasenjöchl. Wobei für eine Südroute die Notkarspitze zunächst halb umrundet werden muss. Das ist sowohl von Osten via Graswangtal, als auch von Westen in Direktion des Gießenbachs möglich. In beiden Fällen sollte man bei der Planung gutes Gespür für den nötigen zeitlichen Aufwand haben. Unter Umständen erweisen sich die Wege in der Praxis als immense Zeitfresser, bringen die persönliche Vorgabe gehörig ins Wanken. Die strategische Auswahl des Ausgangspunktes sollte dabei nicht unberücksichtigt bleiben. Das Gebiet um Ettal, sowie der Einlass in das Graswangtal, bieten mehrere Möglichkeit das Anreisevehikel tourengünstig zu platzieren.

 Bilder  Karte  GPS-Track
Bergpanorama vom Gipfel der Notkarspitze
Bergpanorama vom Gipfel der Notkarspitze

Anforderungen/Schwierigkeiten

Der Aufstieg vom Ettaler Sattel zum Ziegelspitz, sowie der Anschluss zum Gipfel der Notkarspitze, überschreitet technisch kaum das Niveau einer Berg-Wanderung. Allerdings erweist sich das Zick Zack durch die talnahe Waldpassage als erstaunlich steil. Ausgesetzte Stellen gibt es in diesem Abschnitt aber keine. Erst auf Höhe des Ochsensitzes (200 Höhenmeter unterhalb des Ziegelspitzes) legt sich das Gefilde zurück, nimmt endlich Neigung in erträglicher Dosierung ein. Die Fortsetzung vom Ziegelspitz über den Verbindungsgrat zur Notkarspitze wird von Krummholz dominiert. Während des Hochsommers nistet sich hier die Hitze besonders gut ein. Ein sehr schweißtreibendes Kapitel.
Der Abstieg über das Notkar beginnt auf gleichem technischen Niveau. Unterhalb des Notkars wird der Talweg eine Nuance schwieriger. Wenn auch echte Kletterstellen fehlen, so ist das Terrain anhaltend absturzgefährlich - bei Nässe äußerst heikel, bei Schnee und Eis absolut tabu. An den Schlüsselstellen findet der Begeher einige Drahtseile - die bei meiner Begehung jedoch schon etwas in die Jahre gekommen waren. In Summe verlanget die vorgestellte Rundwanderung perfekte Trittsicherheit und ein Mindestmaß an Kondition.

Ausgangspunkt

DE-82488 Ettal
Parkplatz am Ettaler Sattel an der B23
GPS-Koordinaten:
Breitengrad: 47.56169
Längengrad: 11.10103

Hütten/Einkehr

Keine

Orientierung

Die hier vorgestellte Wanderung ist nur sporadisch durch farbige Wegepunkte gekennzeichnet. Demgegenüber wird die Route durch unübersehbare Pfadspuren angezeigt. An Weggabelungen, an denen man sich für eine Richtung entscheiden muss, steht immer ein Wegweiser.

Wissenswertes

Wem die vorgestellte Bergtour zu kurz ist, der sollte sich mit dem Abstieg über das Hasenjöchl auseinandersetzen. Dafür wird die Notkarspitze über ihren Südwestgrat verlassen - wo man 300 Meter tiefer auf besagtes Hasenjöchl trifft. Der Anschluss gen Westen öffnet das Terrain der Kuhalm. In Direktion des Kühalpengrabens, respektive dem Wasserlauf des Kühlalpenbachs, bis ins Graswangtal absteigen. Von dort wandert der Begeher über Mühlwald und Notwald zurück nach Ettal. Diese Variante verlangt zusätzlich ca. 1 Stunde mehr Zeit.

Höhenprofil
P Wanderung Notkarspitze Elevation profile for Wanderung Notkarspitze 0 2 km 4 km 6 km 8 km 10 km 11,1 km 1.600 m 1.400 m 1.200 m 1.000 m 800 m Ettaler Sattel 820 m Ochsensitz 1.515 m Ziegelspitz 1.719 m Notkarspitze 1.889 m Notkar 1.560 m Ettaler Sattel 820 m
Tourenbeschreibung: Aufstieg

Von Ettal über Ochsensitz zum Ziegelspitz

T2

Für den Gipfelsturm auf die Notkarspitze treffen wir südostlich von Ettal, am Beginn des Ettaler Sattel (820 m), auf eine der potentiellen Parkmöglichkeiten. Für die hier vorgestellte Wanderung ist dieser der günstigste Ausgangspunkt. Der vom Parkplatz gen Süden anschließende Schotterweg gewährt Einlass in unsere Wanderlinie. Wenige Meter später folgt die erste Wegkreuzung - links einfädeln. Obwohl noch kein Höhenmeter gewonnen ist, offenbart ein Blick über unsere Schultern die ersten Eyecatcher: Auf der anderen Talseite setzt sich der Laber gekonnt ins Szene. Geübte Augen erkennen auf seinem Gipfelgrat die Bergstation der angeschlossenen Seilbahn. Etwas weiter westlich dominiert der imposante Felszahn des Kofels das Geschehen um Oberammergau.

Tiefblick auf Ettal und sein berühmtes Kloster
Tiefblick auf Ettal und sein berühmtes Kloster

Aufmerksamkeit erfordert die nahe Wegschleife. An ihrem Scheitelpunkt gabelt sich der Schotterweg. Ein aussagekräftiger Wegweiser (etwas verdeckt) findet sich nach wenigen Metern auf der linken Abzweigung. Der Anschlag Notkarspitze schickt uns jedoch auf die andere (rechte) Bahn. Diese führt deutlich steiler bergan, öffnet einige Schritten weiter rechterseits einen Bergsteig. An diesem Punkt entspringt der Notkarspitz-Ostgrat - unsere Leitlinie zum Gipfel.

Der angelegte Steig erweist sich in Teilen als gebührend steil. Zum baldigen Brennen unserer Oberschenkel gesellt sich eine überdurchschnittliche Schweißproduktion. Das Ganze hält eine Zeitlang an, denn die Neigung des Terrains will nicht nachgeben. Erst gut 600 Höhenmeter später öffnet sich ein kleiner, flacher Balkon. Ein idyllisches Plätzchen, mit fantastischem Tiefblick auf Ettal. Wer noch keine Pause eingelegt hat, sollte die Gelegenheit für ein Durchschnaufen nutzen, ferner eine kleine Brotzeit zu sich nehmen.

Den Gipfel des Ziegelspitz nehmen wir automatisch mit
Den Gipfel des Ziegelspitz nehmen wir automatisch mit

Wenige Höhenmeter später ist die Ebene des Ochsensitzes (1.515 m) erklommen. Das Gipfelkreuz einer vor uns erwachsenden Erhebung zieht unseren Blick automatisch auf sich. Wer sich angesichts des nahen Gipfels schon auf der Notkarspitze sieht, der wird bitter enttäuscht werden. Die sichtbare Erhebung ist nur der Ziegelspitz - ein Nebengipfel im Notkarspitz-Ostgrat. Unser anvisiertes Ziel liegt erst in gut 1,2 km Luftlinie dahinter, ist noch mal 200 Meter höher als der kreuzmarkierte Buckel vor uns.

Zunächst heißt es jedoch den Ziegelspitz-Buckel einzunehmen. Das obere Ende der Waldgrenze, nebst der beginnenden Krummholzzone, erlauben langsam die Umsicht auf die angrenzende Bergwelt. Ein typischer Schrofensteig führt uns schlussendlich hinauf zum Gipfelkreuz (1.719 m). Aussichtshighlight vom Ziegelspitz ist der Talblick auf das Kloster Ettal, sowie die Umrahmung von Laber und Ettaler Manndl. Wir sollten uns etwas Zeit dafür nehmen. Ist einmal der Ziegelspitz hinter uns, verwehrt das Gelände weitere Sicht auf die Abtei. Selbst vom Gipfel der Notkarspitze ist das Kloster nicht mehr zu sehen.

Wanderung vom Ziegelspitz auf die Notkarspitze

T2+

Der Gipfel des Ziegelspitzes offeriert instruktiven Einblick in die Fortsetzung zur Notkarspitze. Den Verbindungsgrat zum höchsten Punkt dominiert dichtes Latschen-Buschwerk. Ein passabler Steig navigiert uns darüber hinweg. Dieser verläuft zumeist auf der Südseite des Grates, etwas unterhalb der Schneide. Im Hochsommer hat hier die Sonne leichtes Spiel das Gehölz wie Grillkohle anzuheizen. Und so kann im Juli/August die Begehung des Grates durchaus mit der Durchwanderung eines glimmenden Ofens verglichen werden. Bratwürste, Steaks und Gipfelaspiranten werden Dank Grillkohle-Effekt gleichermaßen durchgebraten.

Bevor der finale Anstieg zum Dach vollzogen werden kann, muss steil in eine kleine Scharte abgestiegen werden. Aufmerksame Beobachter können an diesem Punkt den oberen Teil unserer Abstiegslinie über das Notkar einsehen. Die letzten Höhenmeter fordern noch einmal unsere Oberschenkel. Steiles Gelände, gewürzt mit viel Geröll, verlangt konzentriertes Steigen. Zuletzt wieder flacher über Gras steht schließlich dem Kontakt mit dem Gipfelkreuz (1.889 m) nichts mehr im Wege.

Tourenbeschreibung: Abstieg

Von der Notkarspitze über das Notkar zurück nach Ettal

T3

Für den Abstieg über das Notkar nutzen wir zunächst den sichtbaren Pfad über den Nordgrat. So vollziehen wir gleichzeitig die Überschreitung der Notkarspitze. Der Kurs dreht bald scharf rechts ab, gewährt Einlass in das Kar (1.560 m). Mittels Linksbogen folgt der Talweg der östlichen Begrenzung des Großkargrabens. Ab hier wird der Steig deutlich schmaler und erste Drahtseile helfen über kurze ausgesetzte Stellen. Auf Höhe der Baumgrenze bringt uns ein Rechtsknick für die Schlüsselpassage in Position.

Den Abstieg garnieren einige alpine Passagen
Den Abstieg garnieren einige alpine Passagen

Der finale Hang hinunter in die Talebene ist reichlich 500 Meter hoch. An seiner steilsten Stelle erreicht er ca. 45 Grad Neigung. Eine Schräglage in der man sich üblicherweise nur noch auf allen Vieren fortbewegt. Die Wegebauer haben diesem Steilhang jedoch einen begehbaren Steig abgerungen. Eine Leistung, der man wahrlich viel Respekt entgegenbringen muss. Hochkonzentriert gewinnen wir im kurztaktigen Zick Zack Meter um Meter Raum nach unten. Und das Terrain gewährt uns keine Verschnaufpause. Nicht eine einzige! Ein versehentlicher Ausrutscher oder ein unkonzentrierter Fehltritt - das wäre es dann gewesen! Ab und zu kommen wir in den Luxus eines Drahtseils. Bei meiner Begehung waren diese aber teilweise in keinem guten Zustand.

Irgendwann gibt das Gelände wieder Blick auf den Laber frei. Die lang ersehnte Bestätigung, das wir fast am Boden angekommen sind. Nach wenigen Minuten zeigt uns ein querender Schotterpfad endgültig das Wiedererreichen der Zivilisation an. Mit dem rechtsseitigen Anschluss wird der Ausgangspunkt am Ettaler Sattel anvisiert - wo wir schließlich eine ¾ Stunde später unsere Bergtour beenden.

Autor (Bilder und Texte): Andreas

Bewertung

Wanderung
Notkarspitze
Von Ettal über Ziegelspitz auf die Notkarspitze
Der Gipfelaufbau der Notkarspitze
Natur:
Schauwerte:
Erlebnisfaktor:
Einsamkeit:
Gesamt:
2.8 / 5
Ordentliche Bergtour in den Ammergauer Alpen mit spannendem Abstieg.
Info zum Bewertungsschema

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