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Schellschlicht
(2.052 m)

Überschreitung der Schellschlicht vom Sunkensattel zur Schellalm

T3+ I B

Bergtour

 1.380 Hm   12,6 Km  ca. 6 ½ Stunden
Inhaltsverzeichnis
Gipfel der Schellschlicht - gesehen aus dem Anstieg über den Sunkensattel
Gipfel der Schellschlicht - gesehen aus dem Anstieg über den Sunkensattel

Die Wanderung auf die Schellschlicht lässt sich mit nur zwei Worten sehr treffend beschreiben: Wildnis pur! Als Gipfelaspirant können wir zwar die Dienste angelegter Pfade in Anspruch nehmen, doch darüber hinaus ist auf dieser Wanderrunde ein Einfluss durch den Menschen kaum wahrzunehmen. Ungezähmtes Schrofengelände mit eingebetteten Legföhrenbestände sowie lichten Nadelholzbeständen bestimmen die grandiose Atmosphäre. Wenn man nicht wüsste, das die Schellschlicht in Bayern liegt, könnte man als Besucher der Meinung sein, einen Trip in der kanadischen Wildnis gestartet zu haben. Als Begeher bekommt man das Gefühl in der Rolle eines Pfadfinder oder Trapper unterwegs zu sein - und jederzeit könnte ein Grizzly um die Ecke kommen. Die Gegebenheiten an der Schellschlicht gewähren Einblick in eine (scheinbar) intakte Natur, wie sie nur noch selten in den Bayerischen Alpen anzutreffen ist.

Zwei Route stehen für den Besuch des Gipfelkreuzes zur Auswahl. Üblicherweise werden beiden zu einer abwechslungsreichen Rundtour verbunden - welche letztlich zur kompletten Überschreitung des Berges führt. Geschenkt bekommt man so ein extravagantes Naturerlebnis natürlich nicht. Schmale, abschüssig, zudem oft ausgesetzte Bergsteige müssen begangen werden. Wir benötigen zwar nur selten die Hände (kurze Stellen I, zweimal Drahtseile), aber das Gelände verzeiht keinerlei Fehltritte oder Ausrutscher. Stolpern ist hier absolut tabu, würde sich erheblich negativ auf unsere Gesundheit auswirken. Wenn es bergauf respektive bergab geht, dann meistens recht deftig. Zusätzlich sorgt der im Gipfelbereich vorherrschende Ammergauer Brösel-Fels für ein gehobenes Schwierigkeitslevel. Kurzum: Eine Tour die man keinesfalls unterschätzen darf. Für reine Wanderer ist diese unter Umständen schon zu schwierig.

Die Schellschlicht liegt zentral in den Ammergauer Alpen - unmittelbar gegenüber der Zugspitze. Die Voraussetzung für einen unvergesslichen Ausblick stimmen also. Und in der Tat erfüllt die Sicht vom höchsten Punkt alle Erwartungen. Der Rundblick vom Gipfel gehört zum Besten was die Ammergauer Alpen im Portfolio haben. Highlight ist natürlich die Perspektive zu Deutschlands Höchstem - welche durch den vorgelagerten Eibsee zusätzlich veredelt wird. Und in der Regel teilen wir die optischen Freuden mit nur wenig Gleichgesinnten, denn allzu oft wird dem Dach der Schellschlicht nicht die Aufwartung gemacht.

 Bilder  Karte  GPS-Track
Panorama vom Gipfel der Schellschlicht
Panorama vom Gipfel der Schellschlicht

Anforderungen/Schwierigkeiten

Der Anlauf von Griesen gestaltet sich durch die Nutzung flacher, planierter Trasse als ziemlich einfach. Doch sobald in die Bergpfade eingefädelt wird geht es ordentlich zur Sache. Schmale, ausgesprochen steile Steige dominieren auf weiter Strecke den Auf-/Abstieg. Obendrein ist das Gelände anhaltend abschüssig, verzeiht keinen Fehltritt. Im Gipfelbereich wartet der berüchtigte Ammergauer Brösel-Fels, welcher an kurzen Stellen nur mittels einfach Kletterei überwunden werden kann (maximal I). Während des Abstieg zur Schellalm muss eine gesicherte Steilstufe gemeistert werden (B). Die Überschreitung der Schellschlicht ist eine recht lange Tour mit gleichzeitig deftiger Höhendifferenz. Eine konditionsstarke Physis ist unabdingbar. Im Gesamtniveau wird das Schwierigkeitslevel eine Berg-Wanderung deutlich überschritten.

Ausgangspunkt

DE-82467 Garmisch-Partenkirchen
Ortsteil Griesen
Wanderparkplatz an der B23 westlich von Griesen.
GPS-Koordinaten:
Breitengrad: 47.477053
Längengrad: 10.939425

Hütten/Einkehr

Keine

Orientierung

Die komplette Runde ist passabel ausgeschildert. Daneben finden sich auch rote Punkte, die indes nicht immer einfach zu identifizieren sind.

Höhenprofil
P Überschreitung Schellschlicht Elevation profile for Überschreitung Schellschlicht 0 2 km 4 km 6 km 8 km 10 km 12 km 12,6 km 1.800 m 1.600 m 1.400 m 1.200 m 1.000 m 800 m Griesen 800 m Anschluss Schellschlicht 830 m Richtung Sunkensattel 960 m Schellaine 1.356 m Sunkensattel 1.670 m Schellschlicht 2.052 m Schellalm 1.490 m Schellaine 1.000 m Richtung Griesen 830 m Griesen 800 m
Tourenbeschreibung: Aufstieg

Von Griesen über den Sunkensattel auf den Gipfel der Schellschlicht

T3+ I A

Vom Wanderparkplatz an der B23 westlich von Griesen (800 m) zurück in die Ortschaft laufen. Nach der Brücke über die Neidernach sofort in den linksseitig anschließenden Weg einscheren. Ein Wegweiser auf der linken sowie eine große Kapelle auf der rechten Seite markieren den Beginn der Rundtour. In Direktion des breiten Neidernach-Kiesbett dem Weg taleinwärts wandern. Nach einer langgezogenen Linkskurve zweigt rechter Hand der Anschluss in Richtung Schellschlicht ab (Wegweiser an einem Baum). Durch lichten Wald langsam aufsteilend den Sunkenboden empor.

Rückblick vom Gipfel auf den Aufstiegsweg
Rückblick vom Gipfel auf den Aufstiegsweg

Am Kollisionspunkt mit dem Wasserstrom der Schellaine teilt sich die Strecke (rote Pfeilmarkierungen an einem Baum). Linker Hand geht es zur Schellalm - rechter Hand zum Sunkensattel. Ob man links oder rechts herum geht spielt theoretisch keine große Rolle. Zwei Argumente haben mich jedoch vom Aufstieg über den Sunkensattel überzeugt. Zum einen bewegt man sich auf dieser Linie länger im Schatten der Bäume. Da die Route ausschließlich durch sonnenverwöhnte Südexposition verläuft, kann das ein erheblicher Vorteil sein. Zum anderen können die technisch schwierigsten Stellen im Aufstieg bewältigt werden. Also rechtshaltend in den Pfad einfädeln.

Schweiß fließt in Strömen. Wir hecheln nach Luft. Unser Herz rast. Der Pfad steilt sich gleich ordentlich auf! Über zahlreiche Kehren gewinnen wir schnell an Höhe. Die Aufstiegslinie durch den Wald variiert immer wieder zwischen Serpentinen und flacheren Traversen. Ein wachsames Auge nach roten Punkten kommt unserer Orientierung entgegen, denn die Markierungen sind nicht immer leicht zu erkennen!

Gipfel der Schellschlicht
Gipfel der Schellschlicht

Nach einem kurzen Abstieg wird ein Zufluss zur Schellaine passiert. Jenseits stellt sich eine Felsstufe in den Weg, welche mittels Drahtseil umgangen wird (A). Kehre um Kehre zum Sunkensattel (1.670 m) vorrücken. Freier Blick nach Westen - auf Frieder und Friederspitz sowie in zerrissene Kare - sorgen nun bergwärts für Abwechslung.

Nachdem ein Latschenfeld überwunden wurde, verlangt der Anschluss besondere Aufmerksamkeit. Eine fiese Spur verleitet uns geradeaus entlang eines Felsens nach oben zu steigen. Dieser Versuchung sollte widerstehen werden, denn es handelt sich um eine Sackgasse. Die korrekte Fortsetzung findet sich zur Linken. Bei genauem Hinsehen erkennt man eine Spur abwärts, hinein in die Südflanke. Rote Markierungspunkte geben Zuversicht auf der richtigen Linie zu sein. Die Kolorierung navigiert uns über reichlich Schutt wieder bergwärts, wo unter kurzem Einsatz der Hände (I) der Südostgrat unter die Füße gebracht wird. Von hier technisch wieder einfach, aber in der Neigung schräger, hinauf zum Gipfelkreuz der Schellschlicht (2.052 m).

Die Schellschlicht liegt zentral in den Ammergauer Alpen, unmittelbar gegenüber der Zugspitze. Atemberaubend, fantastisch und eindrücklich. Drei Worte die kurz, aber passend die Aussicht vom höchsten Punkt beschreiben. Ein Blick den man angesichts des schier unendlichen Rundumpanoramas nicht so schnell vergessen wird.

Tourenbeschreibung: Abstieg

Überschreitung der Schellschlicht zur Schellalm und zurück nach Griesen

T3+ I B

Für die Überschreitung der Schellschlicht vom Gipfel wenige Meter nach Norden abwärts. Folglich empor zum Südwestgrat. Über typischen Ammergauer Bröselfels geht es meist direkt auf dem Grat talwärts. Kleinere Felstürme werden rechter- respektive linkerseits umgangen. Das im Gipfelbereich anspruchsvolle Gepräge wird im Fortschritt einfacher zu begehen. In einer langen Linkskurve wieder in die Krummholzzone eintauchen. An einem kurzen Aufschwung wird unser Kletterkönnen abgefragt (I).

Abstieg: Die mit einem Drahtseil und diversen Krampen versicherte Steilstufe
Abstieg: Die mit einem Drahtseil und diversen Krampen versicherte Steilstufe

Jenseits der kurzen Kletterpassage wartet die Schlüsselstelle des Abstiegs. Eine steile Felsstufe, welche mit Drahtseil sowie einige Krampen gangbar gemacht wurde (B). Dank der Installationen ist das Ganze auch für geübte Bergwanderer keine unüberwindbare Hürde. Der Fortgang nimmt Kontakt mit dem letzten Highlight der Tour auf: die Schellalm (1.490 m).

Die Schellalm vor der wolkenverhangenen Zugspitze
Die Schellalm vor der wolkenverhangenen Zugspitze

Die Schellalm ist ein Ort, der aus einem Landschaftsgemälde entsprungen sein könnte. Eine kleine urige Holzhütte vor einem gigantischen Bergkamm. Die Schellalm stellt dabei die Hütte, die Zugspitze den Bergkamm. Zusammen ein Motiv, welches auch das Herz eines jeden Landschaftsfotografen höher schlagen lässt. Ein idyllisches Plätzchen das zum Verweilen einlädt. Wenn wir eine Pause auf dem Weg ins Tal machen wollen, dann hier!

Auch wenn der Abschied von der Hütte, ferner der Aussicht schwer fällt - irgendwann muss man doch weiter! Kehre links, Kehre rechts - Kehre links, Kehre rechts. Die Wanderung hinab scheint nicht enden zu wollen. Immerhin haben wir bereits die Baumgrenze unterschritten. Rauschen von Wasser dringt langsam an unser Gehör, wird mit abnehmender Höhe noch lauter. Eine Brücke, ein tiefer Einschnitt im Fels und unter uns das tosende Wasser der Schellaine. Hier schließt sich unsere Rundtour, denn in wenigen Schritten ist wieder die Abzweigung in Richtung Sunkensattel erreicht. Von hier auf dem bekannten Weg zurück nach Griesen.

Autor (Bilder und Texte): Andreas

Bewertung

Bergtour
Schellschlicht
Überschreitung der Schellschlicht vom Sunkensattel zur Schellalm
Gipfelaufbau der Schellschlicht gesehen vom Anstieg über den Sunkensattel
Natur:
Schauwerte:
Erlebnisfaktor:
Einsamkeit:
Gesamt:
4 / 5
Bergtour in ursprünglicher Natur mit hohem Erlebniswert und reichlich Augenfutter. Eine abwechslungsreiche Runde die noch nicht überlaufen ist.
Info zum Bewertungsschema

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