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Kreuzspitze
(2.185 m)

Von der Ammerwaldstraße auf die Ammergauer Kreuzspitze

T3+ I

Bergtour

 ca. 1.100 Hm   ca. 10,9 Km  ca. 6 Stunden
Inhaltsverzeichnis
Der Gipfel der Ammergauer Kreuzspitze
Der Gipfel der Ammergauer Kreuzspitze

Mit der alpinen Wanderung auf die Ammergauer Kreuzspitze erreichen wir nicht nur den Zenit eines grandiosen Aussichtsberges, sondern auch den höchsten Punkt des Ammergebirges auf deutscher Seite. Ein Unterfangen, das sich im Tourenverlauf als nicht ganz einfache Angelegenheit herausstellt - zumindest für die Klientel, die auf wanderbares Gelände angewiesen ist. Während des Strebens nach oben bremst immer wieder rustikales Steilgeschröf das Vorankommen. Das große Finale hinauf zur königlichen Aussicht findet gar ausschließlich im Fels statt. In dieser Partie liegt das Schwierigkeitsniveau irgendwo zwischen extremen Gehgelände und leichter Kletterei. Das an der Kreuzspitze vorherrschende Brösel-Kristallin (typisch für die Ammergauer Alpen) macht die Sache nicht einfacher. Bei zu großer Strapazierung löst sich dieses gerne mal in 1000 und noch mehr Teile auf.

Das technische Level am Normalweg der Kreuzspitze kann also durchaus als gehoben tituliert werden. Es ist schon sehr beachtlich, das (trotz hohem Einsatz) an schönen Sommertagen ganze Heerscharen an Outdoorfans gen Gipfel aufsteigen. Nicht selten stellt sich heraus, das so mancher, der aus dem Tal aufbricht, für diese ruppig Bergtour ungeeignet ist. Spätestens die holprige Passage hinauf auf das Schwarzenköpfel pendelt die Messlatte auf das Niveau ein, das dem Bergfreund im Showdown serviert wird. Einmal am Schwarzenköpfel angelangt, hat beim Anblick des respekteinflössenden Felsfinales bei so manchen Wanderer dann doch die Vernunft Einzug gehalten. Befindet man sich an diesem Punkt bereits am persönlichen Limit, ist es eine kluge Entscheidung die Berg-Wanderung dort zu beenden.

Als Teil der Menschenschlange könnte man der Meinung sein, man wandere zu einem familienfreundlichen Alpenverein-Refugium mit umfangreicher Auswahl an Speis und Trank. Der Schein trügt jedoch! Trotz Ansturm ist an der Kreuzspitze weder ein Stützpunkt noch eine Bewartung zu finden. Für alle Aspiranten heißt das, den Inhalt des eignen Rucksacks (gerade im Hinblick auf Flüssiges und Festes) gut zu kalkulieren.

 Bilder  Karte  GPS-Track
Panorama vom Gipfel der Ammergauer Kreuzspitze
Panorama vom Gipfel der Ammergauer Kreuzspitze

Anforderungen/Schwierigkeiten

Der Anstieg vom Ausgangspunkt hinauf ins Hochgrieskar ist geprägt von klassischen Bergpfaden über Wurzeln und Steine - in teils respektabel geneigtem Gelände. Im Hochgrieskar laufen wir unangenehm auf Geröll. Hinauf zum Schwarzenköpfel dann deutlich anspruchsvoller - kleinere Felsriegel müssen erkraxelt werden. Das große Finale hoch zum Dach der Kreuzspitze nutzt einen markierten Steig durch eine Felsflanke. Zur Unterstützung des Gleichgewichts ist hier der Einsatz der Hände immer wieder erforderlich. Das Gestein auf dem man sich bewegt ist spröde, neigt bei Belastung zum Zerbersten. Um nachfolgende Bergsteiger nicht durch Steinschlag zu gefährden, ist in dieser Teilpartie behutsames Steigen ein absolutes Muss! Konditionell ist diese alpine Wanderung für Berggewohnte keine große Herausforderung.

Ausgangspunkt

DE-82488 Ettal
Ammerwaldstraße
Kleiner Parkplatz an der Straßenkehre kurz vor der Landesgrenze.
GPS-Koordinaten:
Breitengrad: 47.537124
Längengrad: 10.889442

Hütten/Einkehr

Keine

Orientierung

Die Bergtour ist passabel ausgeschildert und sehr gut markiert. Indes gestaltet (gleich nach Beginn) das breite, unübersichtliche Geröllufer des Neualmbachs das Auffinden der Aufstiegslinie ein wenig verzwickt.

Wissenswertes

Die Ammergauer Alpen waren der Rückzugsort für den bayerischen Märchenkönig Ludwig II. Neben dem weltberühmten Schloss Neuschwanstein sowie Schloss Linderhof lies er hier für sich mehrere (Jagd-)Hütten errichten. Eine davon (Hundinghütte genannt) befand sich unterhalb der Kreuzspitze, wenige Meter oberhalb der Sieben Quellen. Im Gegensatz zu vielen seiner feudal eingerichteten Bauwerke war die Hundinghütte eher schlicht und einfach gehalten. Vorbild war ein Bühnenbild aus Richard Wagners Walküre-Oper - mit einem überdimensionalen Baumstamm im Zentrum des Aufbaus. Das Anwesen ist wenige Jahre nach Bau erstmalig - und (nach Wiedererrichtung) Mitte des 20. Jahrhunderts wiederholt abgebrannt. 1990 wurde die Hundinghütte (in Anlehnung an die Originalpläne) rekonstruiert - im Schlosspark von Linderhof. Der hier beschriebene Normalweg auf die Kreuzspitze führt direkt am ursprünglichen Standort der Blockhütte vorbei.

Höhenprofil
P Bergtour Ammergauer Kreuzspitze Elevation profile for Bergtour Ammergauer Kreuzspitze 0 2 km 4 km 6 km 8 km 10 km 10,9 km 2.000 m 1.800 m 1.600 m 1.400 m 1.200 m Ammerwaldstraße 1.100 m Hochgrießkar Schwarzenköpfel 1.897 m Einstieg Fels ca. 1.980 m Kreuzspitze 2.185 m Ausstieg Fels ca. 1.980 m Schwarzenköpfel 1.897 m Hochgrießkar Ammerwaldstraße 1.100 m
Tourenbeschreibung: Aufstieg

Alpine Wanderung über den Normalweg auf die Kreuzspitze

T3+ I

Vom kleinen Parkplatz an der Ammerwaldstraße (ca. 1.100 m) wandern wir für die Kreuzspitze ostwärts. Durch eine Baumparzelle hinunter zum Neualmbach. Das ausladende Schuttufer ist so großräumig, das vom eigentlichen Wasserlauf kaum etwas zu sehen ist. Obendrein gestaltet sich das Geröllbett ziemlich unübersichtlich. Der Anschluss auf der anderen Seite ist nicht ganz einfach auszumachen.

In den unzähligen Serptentinen hinauf zum Hochgrieskar
In den unzähligen Serptentinen hinauf zum Hochgrieskar

Auf der gegenüberliegenden Uferseite angekommen, zeigt ein eindeutiger Wegweiser die korrekte Linie an. Die Baumgrenze hinter uns gelassen, zieht die Spur zunächst parallel zum Schotterstrom, taucht dann jedoch tiefer in den Forst ein. Eine Rechtskurve später erhält man folglich Zugang zum ehemaligen Standort der geschichtsträchtigen Hundinghütte (siehe Wissenswertes). Vom Bauwerk selbst ist indes nichts mehr übrig - und mehr als etwas spirituellen Geist wird man an diesen Punkt kaum wahrnehmen.

Weiter auf Kurs, wandern wir ohne großen Höhengewinn hinüber zum Ausläufer der Hochgrieskar-Schuttreiße. Die eigentlich Steinhalde wird gleichwohl (noch) nicht betreten - die Führe zieht an dessen rechter Begrenzung bergwärts. In kurzer Folge wird recht schnell mittels unzähliger Serpentinen an Höhe gewonnen. Aus dieser Position ist bereits ein Blick in unseren Rücken sehr lohnend. Die auf der anderen Talseite erwachsende Scheinbergspitze gibt eine anschauliche Pyramide ab. Und mit jedem weiteren Höhenmeter stiehlt ihr die horizontbegrenzende Klammspitze unsere Aufmerksamkeit.

Mühsamer Aufstieg durch die Geröllwanne des Hochgrieskars
Mühsamer Aufstieg durch die Geröllwanne des Hochgrieskars

Der kehrenreiche Zugang gewährt zuoberst Einlass in die Geröllwanne des Hochgrieskars. Vor Erreichen der nach oben hin begrenzenden Felsmauer triftet unsere Wanderung rechts weg, führt aus der Steinwüste hinaus ins Latschendickicht (ca. 1680 m). Geierköpfe und Hochplatte bieten aus dieser Perspektive interessante Nahblicke. Die Fortsetzung durch den widerspenstigen Dschungel wird nun deutlich anspruchsvoller. Ein schmaler Pfad lotst durch das sperrige Grün. Dabei müssen unter Einsatz der Hände einige steile Felsaufschwünge überwunden werden. Sobald das Schwarzenköpfel (1.897 m) unter die Füße gebracht wurde sind die ersten Schwierigkeiten passé. Der kleine Felskopf bietet nicht nur eine fantastische Aussicht, sondern auch instruktiven Einblick in die finale Kraxelpassage. Wer nach dem zurückliegenden Dschungel-Fels-Intermezzo bereits am Limit ist, sollte es an diesem Punkt gut sein lassen. Alle Anderen folgen der ebenen Spur gen Osten durchs Krummholz hinüber zum Felsaufbau. Vor Konfrontation mit der Gipfelflanke heißt es noch einmal sich im steilen Schotter abzumühen.

In der ruppigen Finalpassage zum Kreuzspitze-Gipfel kommen auch die Hände zum Einsatz
In der ruppigen Finalpassage zum Kreuzspitze-Gipfel kommen auch die Hände zum Einsatz

Der letzte Akt beginnt mit einem abschüssigen Quergang (ca. 1.980 m) hinein in eine breite Rinne. Hier beginnt der eigentliche Gipfelsteig. Die Strecke durch den Fels ist augenscheinlich anhand der deutlichen Spuren, sowie der unübersehbaren Kolorierung nachvollziehbar. Dabei wechseln sich kehrenreiche Teilpartien mit Traversen über Bänder ab. Mehrmals benötigen wir die Hände zur Unterstützung (maximal I). Das brüchige Gestein hat auf dem Steig einen deutlichen Teppich hinterlassen. Angesichts des vielen Betriebs darf hier keinesfalls ein Geschoss losgetreten werden! Für Gelegenheitsbergwanderer ist der Anstieg durch diese Zone schon eine sehr anspruchsvolle Führe, für Berggewohnte indes keine große Hürde.

Mit Erreichen des Gipfelgrates wird das Areal wieder deutlich einfacher. Das üppige Panorama nach Süden öffnet sich - gibt die Sicht auf Deutschlands Höchstem frei. Über den Grat lässt sich nun mittels (luftigem) Gehgelände mit der Gipfelmarkierung der Kreuzspitze (2.185 m) Kontakt aufnehmen.

Tourenbeschreibung: Abstieg

Die hier beschriebene Bergtour bietet wenig Möglichkeit diese zu einer Runde zu schließen. Der alternative Zugang über den Kuchelbergkamm scheidet als Talweg wegen der ungünstigen Logistik (Rückkehr zum Ausgangspunkt) aus. Noch am ehesten denkbar wäre die Überschreitung der Kreuzspitze mittels Abstieg über den Südgrat. Dabei wird gleichzeitig der Gipfel des Kreuzspitzl mitgenommen. Die Fortsetzung über Neualpsattel und -graben würde schlussendlich wieder am Ausgangspunkt enden. Doch diese Möglichkeit übersteigt deutlich Wander-Niveau (T4), wartet mit kurzen Kletterstellen bis zum II. Grad auf. Zudem ist diese Linie nur anhand spärlicher Spuren nachzuvollziehen - erfordert also eine nicht unerhebliche Portion an Orientierungsvermögen. Wer sich alldem nicht aussetzen kann/möchte, sollte die Rückkehr ins Tal über den Aufstiegsweg vollziehen.

Autor (Bilder und Texte): Andreas

Bewertung

Bergtour
Kreuzspitze
Von der Ammerwaldstraße auf die Ammergauer Kreuzspitze
Die Kreuzspitze gesehen von der Schellschlicht
Natur:
Schauwerte:
Erlebnisfaktor:
Einsamkeit:
Gesamt:
3.5 / 5
Naturbelassene alpine Wanderung auf einen beliebten Aussichtsberg. Im Gipfelbereich erstaunlich anspruchsvoll - am Horizont umfassender Rundumblick.
Info zum Bewertungsschema

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