AT › Tirol › Wettersteingebirge
Zugspitze
(2.962 m)

Klettersteigtour über den Stopselzieher auf die Zugspitze

T4 I B

Schwere Bergtour

 ca. 1.800 Hm   ca. 5,9 Km  ca. 6 Stunden
Inhaltsverzeichnis
Westansicht der Zugspitze mit der Aufstiegsroute über den Stopselzieher
Westansicht der Zugspitze mit der Aufstiegsroute über den Stopselzieher

Die Zugspitze hat bei echten Bergsteigern nicht gerade den besten Ruf. Durch den Massenauflauf an bezahlwilligen Seilbahntouristen ist Deutschlands höchster Berg nicht gerade ein alpinistisches Ziel erster Wahl. Man sollte den zurechtgestutzten Berg aber nicht nur auf seinen überlaufenen Gipfel beschränken. Alle Routen by fair means sind landschaftlich sehr reizvoll, obendrein durch den großen Höhenunterschied sportlich eine echte Herausforderung.

Die Route von Ehrwald über den Stopselzieher ist der direkteste, also kürzeste Aufstieg zum Gipfel der Zugspitze. Geprägt wird dieser vom Klettersteig oberhalb der Wiener-Neustädter-Hütte. Der Eisenweg wartet dabei mit einer pfiffigen Passage auf, welche der Strecke die namensgebende Bezeichnung Stopselzieher aufgestempelt hat. Die Führe via Stopselzieher erweist sich als deutlich ruhigere Alternative zum übervölkerten Aufstieg via Höllental. Zudem ist der Eisenweg auf Ehrwalder Seite weniger schwierig als die Höllentaltrasse. Die technischen Erschwernisse sind in einem Rahmen angesiedelt, in dem sich selbst Klettersteig-Anfänger nicht überfordert fühlen sollten.

Größtes Hemmnis ist die Differenz von reichlich 1.800 Höhenmeter, welche zwischen dem Ausgangspunkt und dem Standort des Gipfelkreuzes liegt. An einem langen Atem sowie trainierten Oberschenkeln führt also kein Weg vorbei. Zumindest wenn man das Abenteuer an einem Tag bestehen möchte. Wer konditionell weniger gut ausgerüstet ist, zerschneidet die Exkursion in zwei Teile. Die Wiener-Neustädter-Hütte, welche ihren Standort fast in der vertikalen Mitte der Route hat, stellt entsprechende Matratzen für eine Übernachtung zur Verfügung.

 Bilder  Karte  GPS-Track
Die Wiener-Neustädter-Hütte im Schneekar mit dem Eibsee im Hintergrund
Die Wiener-Neustädter-Hütte im Schneekar mit dem Eibsee im Hintergrund

Anforderungen/Schwierigkeiten

Das Vorrücken von der Talstation zur Wiener-Neustädter-Hütte gestaltet sich als durchschnittlich schwierige Bergwanderung. Schmale Pfade durch ziemlich steiles Gelände dominieren diesen Abschnitt. Der obere Teil führt dabei durch reichhaltige Geröllflächen. Zudem sind einige Sicherungen vorhanden (A/B). Oberhalb der Wiener-Neustädter-Hütte zieht der Stopselzieher-Klettersteig durch die Nordwestflanke. Das Schwierigkeitsniveau fällt dabei für einen Klettersteig eher moderat aus (maximal B). Demgegenüber muss an kurzen Stellen auch frei geklettert werden (maximal I). Mit etwas Geschick ist das aber keine besonders große Herausforderung. In Bilanz fällt der Anspruch an die Kondition (1.800 Höhenmeter!) deutlich größer aus als an die Beherrschung der Steigtechniken. Mit Übernachtung auf der Wiener-Neustädter-Hütte zerlegt sich das Abenteuer in zwei gemäßigte Ausdauer-Teile.

Ausgangspunkt

AT-6632 Ehrwald
Zugspitzstraße
Talstation der Tiroler Zugspitzbahn
GPS-Koordinaten:
Breitengrad: 47.426591
Längengrad: 10.942554

Orientierung

Die Route ist durchgehend markiert. Schilder, farbiges Gepinsel sowie technische Installationen sorgen für entsprechende Möglichkeiten die korrekte Spur zu identifizieren.

Höhenprofil
P Bergtour Zugspitze über Stopselzieher Elevation profile for Bergtour Zugspitze über Stopselzieher 0 1 km 2 km 3 km 4 km 5 km 5,9 km 2.800 m 2.600 m 2.400 m 2.200 m 2.000 m 1.800 m 1.600 m 1.400 m Talstation Tiroler Zugspitzbahn 1.220 m Einmündung Georg-Jäger-Steig 1.530 m Ruine Seilbahnstation Wiener-Neustädter-Hütte 2.216 m Einstieg Stopselzieher 2.350 m Ausstieg Stopselzieher 2.820 m Zugspitze 2.962 m
Tourenbeschreibung: Aufstieg

Von Ehrwald zur Wiener-Neustädter-Hütte

T3 A/B

Ausgangspunkt für den Aufstieg zur Zugspitze über den Stopselzieher ist die Talstation (1.220 m) der Tiroler Zugspitzbahn. Diese findet sich nordöstlich der Gemeinde Ehrwald am Ende der Zugspitzstraße. Das Areal (Obermoos genannt) präsentiert sich als kleine Ansiedlung. Neben einem Campingplatz findet sich hier auch ausreichender Parkraum.

Die markante Seilbahnstütze auf dem Weg zur Wiener-Neustädter-Hütte
Die markante Seilbahnstütze auf dem Weg zur Wiener-Neustädter-Hütte

Das Gebäude der Talstation ist im Süden von einer großen Parkfläche umrahmt. Dieser wiederum kann in einem Bogen vom Thörleweg umgangen werden. Dabei repräsentiert die Trasse des Thörleweg gleichzeitig den Startpunkt für die Route via Stopselzieher. Vom Thörleweg entspringt gen Südosten der kahle Schlauch einer Skipiste. Für den Besuch der Zugspitze wird ihrer Schneise bergan nachgelaufen. In mäßiger Neigung kann sich der Gipfelanwärter gemächlich warmlaufen. Oben vollzieht der kahle Korridor einen Linksbogen. Am Ende der Bahn nimmt der Gipfelaspirant die augenscheinliche Verlängerung ins Latschendickicht auf. Diese präsentiert sich folglich als schmaler Bergpfad. Wenig später kollidiert der Fortgang mit den querenden Georg-Jäger-Steig, welcher seine Linie von Ehrwald gen Berg zieht. Linksschwenkend in seine Direktion einfädeln.

Die Latschenbestände werden zunehmend lichter, entlassen uns schließlich in die Steinwüste des Gamskar. Auf Grund des instabilen Untergrund, sowie des sich aufbäumenden Gelände wird das Vorankommen zunehmend mühsamer. Die zahlreichen Serpentinen tangieren die alte Mittelstation der Seilbahn. Rechtsseitig in einem Bogen um die Ruine herum. Wenig oberhalb schneiden die Felswuchten der Ehrwalder Köpfe den Geröllteppich des Gamskar ab. Linksschwenkend unter Nutzung einer Geländerampe im Zick Zack an der felsigen Begrenzung vorbei mogeln. Von links kommend drängt ein Zugang vom Eibsee in unsere Spur mit ein. Ein erstes Drahtseil hilft eine Steilstufe zu überwinden (A/B). Im Visier einer pompösen Seilbahnstütze wird ein ebenes Band unter die Füße gebracht. Der Sims lotest drahtseilgesichert (A) am Sockel eines Riegel ins Österreichische Schneekar. Jenseits des Hindernisses scharf rechts eindrehen. Die Umgehung der Geländehürde endet auf einem Balkon, an dem gleichzeitig die Wiener-Neustädter-Hütte (2.216 m) ihren Standort hat.

Von der Wiener-Neustädter-Hütte über den Stopselzieher auf die Zugspitze

T4 I B

Von der Wiener-Neustädter-Hütte auf deutlicher Spuren quer durch das Schneekar bis zum Ansatz der gegenüberliegenden Felswuchten vorrücken. Die Fährte nimmt direkt Kontakt mit dem Einlass in den Stopselzieher auf (ca. 2.320 m). Eine Klammernreihe (B) markiert den Beginn des Klettersteig. Augenblicke später driften wir in Direktion des Kabel in ein kleines Höhlensystem ein (B). Die dortigen Gegebenheiten sind maßgeblich für die Namensgebung verantwortlich. Der Begeher wirkt hier wie ein Stöpsel, der im Zug des Drahtseil wie aus einem Flaschenhals (die Höhle) herausgezogen wird. Oberhalb der Stopselzieher-Passage muss eine länger Krampenreihe überwunden werden (B).

Eine Klammernreihe im Stopselzieher
Eine Klammernreihe im Stopselzieher

Die Route dreht nun mitten in die Nordwestflanke ab. Farbig Markierungen übernehmen jetzt die Unterstützung bei der Orientierung. Ab diesem Punkt findet sich nicht in jedem Abschnitt ein Drahtseil. In kurzen Segmenten muss auch mal frei geklettert werden (maximal I). In den flacheren Teilstrecken der Nordwestflanke hält sich am Boden viel Geröll. Um keine Bergsteiger unter uns zu gefährden, darf keinesfalls eines der Geschosse losgetreten werden.

Unübersehbar ist unser Ziel, das Gebäude der Bergstation, über unserem Kopf erkennbar. Wenig unterhalb findet sich die alte Bergstation - zu welcher aufgeschlossen werden muss. Eine Querung lässt uns die Ruine direkt unter die Füße bringen. In Abhängigkeit der aktuellen Verhältnisse kann die finale Passage zum Ausstieg aus der Nordwestflanke mit Altschnee gewürzt sein. Dann ist behutsames Steigen oberstes Gebot. Bei meiner Begehung macht der Altschnee vor allem das Vorrücken zur alten Bergstation zum heiklen Eiertanz.

Mit Erreichen des Grat (ca. 2.800 m) zwischen Zugspitzeck und Zugspitze ist der Stopselzieher passè. Linksschwenkend in den ausgebauten Steig, welcher vom Zugspitzplatt zum Gipfel zieht, einschwenken. In der Herde von zahlreichen Wanderern ohne größere Schwierigkeiten auf das Gipfelplateau hochpreschen. Für den Besuch des Gipfelkreuzes einen Weg durch die Menschenmassen zum gegenüberliegenden Ende der Aussichtsplattform bahnen. Vom Plateau abwärts in eine Scharte. Auf der anderen Seite, unter Nutzung einer Leiter sowie anderen Sicherungen (A/B), den höchsten Punkt der Zugspitze (2.962 m) erstürmen.

Tourenbeschreibung: Abstieg

Aus logistischer Sicht bietet sich für Fußgänger als (sinnvoller) Talweg nur die Route über die Aufstiegslinie an. Etwa 4 Stunden muss man dafür kalkulieren. Bei Entrichtung eines entsprechenden Tarif lässt sich die Rückkehr auch bequem mit der Tiroler Zugspitzbahn einrichten.

Autor (Bilder und Texte): Andreas

Bewertung

Bergtour
Zugspitze
Klettersteigtour über den Stopselzieher auf die Zugspitze
Westansicht der Zugspitze mit der Aufstiegsroute über den Stopselzieher
Natur:
Schauwerte:
Erlebnisfaktor:
Einsamkeit:
Gesamt:
3.8 / 5
Einfache Klettersteigtour mit enormen Höhenunterschied. Erlebnisreich und im Vergleich zu den anderen Routen noch recht ruhig. Top-Aussicht!
Info zum Bewertungsschema

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