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Rauher Kopf
(1.604 m)
Berchtesgadener Hochthron
(1.973 m)

Vom Rauhen Kopf über die Almbachwand zum Berchtesgadener Hochthron

T4 I

Schwere Bergtour

 ca. 1.400 Hm   ca. 19,2 Km  ca. 10 Stunden
Inhaltsverzeichnis
Gipfel Rauher Kopf vor den Berchtesgadener Alpen
Gipfel Rauher Kopf vor den Berchtesgadener Alpen

Rauher Kopf (auch Rauhenkopf oder Rauer Kopf geschrieben) ist unter den Gästen des Berchtesgadener Land ein wenig bekannter Bergname. Es handelt sich dabei um einen kleinen Gipfel, welcher dem Berchtesgadener Hochthron nach Süden vorgelagert ist. Einheimische nebst Insider wissen um die äußerst eindrückliche Sicht, die sein höchster Punkt auf die berühmte Felsbühne um Watzmann und Co. offeriert. Mit ein wenig Orientierungssinn, zusätzlich einer Portion Trittsicherheit, gestaltet sich die Wanderung zu dieser großartigen Aussichtsloge nicht allzu schwierig.

Ist der Rauhe Kopf für sich alleine gesehen schon ein tolles Ziel, möchte ich Freunden erstklassiger Bergfahrten folgende Expansion empfehlen: Rauher Kopf und Berchtesgadener Hochthron lassen sich in einer grandiosen Bergtour miteinander verbunden. Diese selten begangene Exkursion nutzt dafür den Grat der Almbachwand - ein Wilder Weg, der diese Bezeichnung mehr als verdient hat. Die technischen Anforderungen bleiben dabei in beherrschbaren Rahmen. Die Linie über die Geländekante ist auf weiter Strecke wanderbar. Schlüsselstelle ist ein anhaltender, steiler Scharten-Abstieg. Dieser ist indes ordentlich mit Drahtseilen entschärft, stellt für Erprobte kein unüberwindbares Hindernis dar. Ansonsten müssen nur an wenigen kurzen Stellen die Hände aus der Hosentasche.

Markierungen, respektive Wegweiser glänzen auf der Etappe über die Almbachwand durch Abwesenheit. So richtig schwer ist die Orientierung trotzdem nicht. Deutliche Spuren geben augenscheinlich die Richtung vor - und es gibt so gut wie keine Möglichkeit an der man falsch abbiegen könnte. Nicht verschweigen möchte ich, das die Führe über die Almbachwand aber eine immense, kräftezehrende Länge aufweist. Ein verkürzender Notabstieg sucht der Begeher vergebens. Ist man einmal losgegangen, muss man mindestens bis zum Zusammentreffen mit dem Stöhrweg durchhalten. Konditionell angeschlagene Wanderer lassen dann den Berchtesgadener Hochthron aus, treten in Direktion des Stöhrweg gleich den Rückweg an. Nimmersatte hingegen lösen ein Ticket für die ausgeschilderte Verlängerung zum Stöhrhaus, rücken zuletzt bis zum Gipfel des Berchtesgadener Hochthron vor.

In Bilanz ist das komplette Unternehmen konditionell mit 1.400 Höhenmetern plus 19 Kilometer Wegstrecke ein ziemlicher Brocken. Wer die nötige Physis mitbringt, wird für seinen gehobenen Einsatz mannigfaltig belohnt. Der Tanz auf der Almbachwand findet üblicherweise in völliger Einsamkeit statt. Zudem hat man die Gewissheit, eine außergewöhnliche Strecke unter die Füße gebracht zu haben, welche nur wenige Bergwanderer jemals betreten werden.

Die Bergtour vom Rauhen Kopf über die Almbachwand zum Berchtesgadener Hochthron entspricht der Tourenkategorie Wilde Wege.

 Bilder  Karte  GPS-Track
Der Berchtesgadener Hochthron mit der Südwand
Der Berchtesgadener Hochthron mit der Südwand

Anforderungen/Schwierigkeiten

Die Wanderung auf den Rauhen Kopf nutzt Wirtschaftswegen sowie die typischen Bergpfade. Unterhalb des Gipfel findet sich eine kurze ausgesetzte Stelle mit Drahtseilsicherung. Der Weiterweg über die Almbachwand ist nachvollziehbar gepfadet, aber es sind so gut wie keine Markierungen vorhanden. Die Schlüsselstelle, der Abstieg in eine Scharte, ist gesichert. Im Verlauf der Almbachwand trifft man obendrein auf einige kurze Kletterpassagen (I). Die Verlängerung zum Stöhrhaus, respektive den Berchtesgadener Hochthron nimmt ausgewiesene Wanderwege in Beschlag. Auch der komplette Rückweg ist technisch einfach - wanderbar ohne händeerfordernde Hindernisse. Für die komplette Runde ist neben tadelloser Kondition eher Willensstärke nebst Durchhaltevermögen gefragt. Im Vergleich zu der enorm langen Wegstrecke spielen die kurzen Kletterstellen eine eher untergeordnete Rolle.

Ausgangspunkt

DE-83483 Bischofswiesen
Aschauerweiherstraße
Parkplatz Dietfeld kurz nach dem Naturbad Aschauerweiher
GPS-Koordinaten:
Breitengrad: 47.644986
Längengrad: 12.988049

Hütten/Einkehr

Stöhrhaus

Orientierung

Bis zum Blauen Kastl gut ausschildert zudem koloriert. Zum Rauhen Kopf fällt die Markierung schon deutlich ungünstiger aus. Überschreitung der Almbachwand ohne jegliche Kennzeichnung, aber durch augenscheinliche Pfadspuren angezeigt. Die Expansion zum Berchtesgadener Hochthron sowie der kompletten Rückweg ist im Rahmen eines offiziellen Wanderweg tadellos ausgeschildert.

Höhenprofil
P Bergtour vom Rauhen Kopf zum Berchtesgadener Hochthron Elevation profile for Bergtour vom Rauhen Kopf zum Berchtesgadener Hochthron 0 2 km 4 km 6 km 8 km 10 km 12 km 14 km 16 km 18 km 19,2 km 1.800 m 1.600 m 1.400 m 1.200 m 1.000 m 800 m Parkplatz Dietfeld 650 m Blaues Kastl 1.130 m Rauher Kopf 1.604 m Bannkopf 1.659 m Stöhr-Haus 1.894 m Berchtesgadener Hochthron 1.973 m Stöhr-Haus 1.894 m Stöhrweg Parkplatz Dietfeld 650 m
Tourenbeschreibung: Aufstieg

Wanderung Rauher Kopf ab Bischofswiesen

T3

Das Naturbad Aschauerweiher ist in Bischofswiesen eine beliebte Freizeiteinrichtung. Östlich davon findet sich der Parkplatz Dietfeld (650 m), welcher den Startpunkt unseres Abenteuers darstellt. Vom Parkraum in den Wald vorstoßen. Nach wenigen Schritten verbindet sich aus Richtung der Badeanstalt der Märchenpfad Bischofswiesen mit unserer Linie. Handgeschnitzten Märchenfiguren sowie informative Hinweistafeln stehen auf dem kommenden Abschnitt Spalier.

Fantastischer Blick aus dem Maximiliansreitweg auf den Watzmann
Fantastischer Blick aus dem Maximiliansreitweg auf den Watzmann

Zu unserer Linken breitet sich ausgedehntes Weideareal aus. Unsere Route hält sich dabei an die Grenze zwischen dem kahlen Bezirk und der Baumgrenze. Am Konfrontationspunkt mit der Kahlwand entfernt sich die Route vom märchenhaften Rundkurs mittels Linkskurve. Der planierte Wanderweg entlang des landwirtschaftlichen Nutzfläche ist auch als Maximilians-Reitweg bekannt. Auf diesem könnte man ohne großartigen Höhenunterschied bis Hallthurm aufschließen. Für uns ist er hingegen nur Zugang zum Aufstieg mit Ziel Rauher Kopf.

Wird der Wasserfallgraben passiert, sind wir auf Höhe des Weiler Aschau angekommen. Gut 200 Meter später ist eine Kurskorrektur erforderlich. Rechter Hand in den augenscheinlichen Anschluss eindrehen. Die Bahn (mit Nummer 468 angezählt) entpuppt sich als Türöffner zum Stöhrweg, welchen wir später im Abstieg nutzen werden. Für den Aufstieg nehmen wir ihre Dienste jedoch nur für ein paar Schleifen in Anspruch. Oben darf das linksseitige Ausschwenken nicht versäumt werden. Die Fortsetzung trifft auf eine breiten Forstweg (Weg 467) dem linkshaltend nachgelaufen wird. Jenseits eines Halbkreises zieht ein direkter Zugang von Bischofswiesen in unsere Linie ein. Zuletzt führt die Teilpartie zum Blauen Kastl (ca. 1.130 m) - einem kleinen religiösen Schrein am rechten Wegrand.

Das Stöhrhaus vor der Untersberg-Südwand
Das Stöhrhaus vor der Untersberg-Südwand

Die Verknüpfung mit dem Rauhenkopf-Gipfelweg findet unmittelbar vor dem kolorierten Schrank statt. In der Wegführung nicht immer eindeutig nachvollziehbar, zudem im Gefilde deutlich anspruchsvoller, windet sich das Steiglein den Südrücken des Rauhen Kopf hinauf. Währenddessen ist die Querung einer ausgesetzten Felspassage mit einem Kabel entschärft. Kurzzeitig dreht unsere Strecke in den Westhang ab, nur um wenig später wieder den Südrücken zu erstürmen. Bewaldetes Terrain weicht einem üppigen Legföhrenbestand. Nach der westseitigen Umgehung des niedrigeren Nebengipfel wird der Südgrat gewonnen. Zuletzt in Direktion eindeutiger Spuren hinauf auf den Gipfel des Großen Rauhen Kopf (1.604 m). Die oberste Etage gestaltet sich als schmächtige Angelegenheit - je nach Besucheransturm kann es am Dach schon mal eng werden. Im Kontrast dazu präsentiert sich die Aussicht auf den Berchtesgadener Talkessel als umso großzügiger. Die Perspektive hinüber zu den gewaltigen Felsgipfeln um Watzmann und Co. kommt einem Idealblick unheimlich nahe.

Vom Rauhen Kopf über die Almbachwand zum Berchtesgadener Hochthron

T4 I

Der abenteuerliche Übergang vom Rauhen Kopf zum Berchtesgadener Hochthron findet im nördlichen Gefilde seinen Anfang. Die Wanderlinie auf der Kante der Almbachwand ist zwar nicht koloriert, aber durch die deutlichen Begehungsspuren gut nachvollziehbar. Ein erster Aufschwung öffnet im Anschluss sogleich die Schlüsselstelle der Tour.

Am Gipfel des Berchtesgadener Hochthron
Am Gipfel des Berchtesgadener Hochthron

Ein langer, sehr steiler Abstieg hinab in eine Scharte muss gemeistert werden. Dank installierter Drahtseile ist dies für Berggewohnte jedoch keine große Herausforderung. Jenseits gewinnt die Fortführung wieder den Geländescheitelpunkt. Die Expansion über die Almbachwand gestaltet sich anschließend als deutlich freundlicher. Gen Osten bricht diese in sehr steilen Gemäuer ab. Doch westseitig präsentiert sich gutmütiges, schon fast liebliches Wanderterrain.

Im ständigen Auf und Ab hält sich der Kurs immer wenige Meter neben der Gratkante. Nur an wenigen Stellen müssen kurze schrofige Sektionen mittels Kraxleinlagen überwunden werden. Unbemerkt nehmen wir dabei den kreuzlosen Gipfel des Bannkopf (1.659 m) mit. Tauchen die ersten roten Wegpunkte auf, ist die Überschreitung der Almbachwand fast vollzogen. Die Fährte gewährt Einlass in großflächigen Bestand alpiner Magerrasen. An diesem Punkt (ca. 1.600 m), in manchen Karten als Gatterl bezeichnet, verbindet sich unsere Führe mit dem markierten Stöhrweg.

Für Diejenigen, die konditionell noch nicht am Limit sind, gestaltet sich die Verlängerung zum Stöhrhaus (respektive dem Berchtesgadener Hochthron) sehr einfach. Der angelegte, stark frequentierte Bergpfad zieht das karstige Revier bergan. Unterdessen wird in Schlangenlinien den dichtesten Legföhrenbeständen ausgewichen. Beim Aufeinandertreffen mit der Hochthron-Südwand ist das Schutzhaus nur noch einen Katzensprung entfernt. Nach wenigen Höhenmeter kann sich in der Schlange der Ausschanktheke eingereiht werden (1.894 m). Lässt man die Alpenvereinshütte hinter sich, ist auch der Gipfel des Berchtesgadener Hochthron (1.973 m) in wenigen Minuten ohne weitere Hindernisse eingenommen.

Tourenbeschreibung: Abstieg

Vom Berchtesgadener Hochthron über den Stöhrweg zum Ausgangspunkt

T2

Vom Gipfel wandern wir auf bekanntem Weg zurück zum Stöhrhaus und weiter abwärts zum Gatterl. Hier in die steilen Serpentinen des Stöhrweg einfädeln. Die Querung unterhalb der Almbachwand mündet am Ende wieder in den Weg 468, den wir am Anfang der Tour als Zubringen genutzt haben. Das folgende Serpentinenslalom fließt in eine planierte Forststraße ein - in deren Verlängerung sich wieder das Blaue Kastl finden würde. Das nun vertraute Areal talwärts zum Weiler Aschau. Über den Maximiliansreitweg sowie dem Märchenpfad geht es zurück zum Parkplatz Dietfeld - wo wir mit brennenden Fußsohlen und butterweichen Knien ankommen.

Autor (Bilder und Texte): Andreas

Bewertung

Bergtour
Rauher Kopf-Berchtesgadener Hochthron
Vom Rauhen Kopf über die Almbachwand zum Berchtesgadener Hochthron
Gipfel des Rauhen Kopfes vor dem Watzmann
Natur:
Schauwerte:
Erlebnisfaktor:
Einsamkeit:
Gesamt:
3.5 / 5
Grenzwertig lange Bergwanderung - über die Almbachwand in völliger Einsamkeit. Erlebnisreiche Runde mit tollen Blicken auf die Berchtesgadener Bergprominenz.
Info zum Bewertungsschema

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