Von der Blaueishütte über die Normalwege auf Schärtenspitze und Steinberg
T4 ISchwere Bergtour
Inhaltsverzeichnis
Das Tourengebiet rund um die Blaueishütte ist bei Kletterern sehr beliebt. Zahlreiche Routen in allen Schwierigkeitsgraden ziehen sowohl Fels-Anfänger als auch Experten
in Scharen an. Reine Fußgänger haben hier eher das Nachsehen. Einzig die Schärtenspitze und der Steinberg sind im Rahmen einer gehobenen Bergtour erreichbar. Das Wort Weg
sollte
man aber auch hier nicht so wörtlich nehmen, denn die Route auf die Schärtenspitze führt durch ausgesetztes Felsgelände das mit diversen Drahtseilen gängig gemacht wurde
und am Steinberg ist es vor allem die sehr schlechte Markierung die beim Aufstieg Probleme bereiten kann. Versteigt man sich hier in den Plattenfluchten landet man schnell
in einer der vielen Kletterrouten. Fazit: Auch bei diesen beiden Wander
-Bergen sollte man eine gewisse Erfahrung mit alpinem Gelände mit sich bringen.
Ein Besuch lohnt sich allemal, hat der Blaueiskessel doch seinen recht ursprünglichen Charakter bewahrt – der Andrang ist hier weitaus geringer als am benachbarten Touristenmagneten Watzmann – und die Aussicht von beiden Gipfeln ist sehr eindrücklich. Dazu wartet mit der Blaueishütte ein Stützpunkt auf uns, dessen legendäre Kuchentheke alleine schon ein Vorbeischauen rechtfertigt.
Bilder Karte GPS-TrackAnforderungen/Schwierigkeiten
Einfache Wanderung bis zur Blaueishütte. Aufstieg zur Schärtenspitze über einen steilen Schrofensteig. Teilweise gesichert, aber auch mit kurzen Kletterstellen gewürzt. Aufstieg zum Steinberg so gut wie nicht markiert. Elementares Orientierungsvermögen im Plattenlabyrinth nötig. Sehr ruppiges Gelände ohne Sicherungen. Gute Kondition für diese lange Tour nötig.
Ausgangspunkt
DE-83486 Ramsau bei Berchtesgaden
Hinterseer Straße 45
Parkplatz 500 m nach dem Alpenhotel Beslhof
GPS-Koordinaten:
Breitengrad: 47.605991
Längengrad: 12.861586
Hütten/Einkehr
Blaueishütte
Orientierung
Die Schärtenspitze ist sehr gut markiert. Am Gipfelaufbau des Steinbergs nur vereinzelt verblasste Farbpunkte.
Ausrüstung
Vom Parkplatz zur Blaueishütte
T2Gegenüber des Parkplatzes beginnt - auf der anderen Straßenseite - unser Wanderung zur Blaueishütte. Der breite, gut ausgebaute Weg ist mit der Nummer 482 markiert. Über zahlreiche Kehren windet sich die Route nach oben - und es zieht sich. Die Erwanderung der Blaueishütte ist nichts für Fast-Food-Konsumenten die schnell ans Ziel kommen wollen. Es zieht sich - es ziiiiiiiiiieht sich! Irgendwann kommen wir an der Schärtenalm an. Hier können wir uns zum ersten mal stärken - mit Ausblick auf die gegenüberliegende, äußerst imposante Reiteralm.
Der Weiterweg zur Blaueishütte führt uns an der linken Seite der Schärtenalm vorbei und wir verlieren im Verlauf wieder einige Höhenmeter. Nach einer 90-Grad-Kurve nach links erreichen wir in wenigen Minuten die Materialseilbahn unseres Stützpunktes. Hier endet der straßenänliche Aufstiegsweg und geht in einen felsigen Bergpfad über. Inmitten eines lichten Bergwaldes vorbei an imposanten Felswänden schraubt sich unser schmaler Steig nach oben und wir gewinnen die letzten Meter bis zur Blaueishütte. 900 Höhenmeter haben wir hier bereits hinter uns gebracht, aber alleine der unvergessliche Ausblick in den Blaueiskessel mit dem Blaueisgletscher und dem gewaltigen Hochkalter im Hintergrund lassen die Mühen des Aufstiegs schnell vergessen. Die urige Hütte und deren famose Kuchenauswahl machen uns die Entscheidung nicht leicht ob wir unsere Tour bereits hier beenden und uns den süßen Genüssen hingeben oder ob wir weiter nach oben auf einen der Gipfel steigen wollen.
Von der Blaueishütte auf die Schärtenspitze und zurück ins Blaueiskar
T4 IWir folgen den Markierungen weiter ins Blaueiskar. Die Schärtenspitze gilt als der Hausberg der Blaueishütte und ist bestens mit farbigen Punkten markiert. Über Stock und Stein und durch einige Latschenfelder wandern wir zunächst auf den Blaueisgletscher zu. Der Kessel ist übersäht mit gewaltigen Felsblöcken die irgendwann aus den umliegenden Felswänden der Schwerkraft nachgegeben haben. Im Sommer nutzen zahlreiche Kletterausbildungskurse dieses Gelände um Anfängern und Fortgeschrittenen den Umgang mit und Know-How für den Aufstieg im Fels näher zu bringen.
Im weiteren Verlauf macht unsere Route eine Kurve nach links und führt uns zum Einstieg in den Fels. Eine kurze, völlig harmlose Eisenleiter stellt den Beginn der Felsroute zum Gipfel dar. Ein installiertes Drahtseil hilft nicht nur über die schwierigsten Stellen, sondern hilft auch bei der Orientierung. Der Untergrund ist sehr geröllig und wir sollten nachfolgende Bergsteiger - die Schärtenspitze ist recht gut besucht - nicht durch losgetretene Steine gefährden. Einige kurze Stellen verlangen den Einsatz der Hände (kurz I).
Wir folgen dem Drahtseil nach oben. Es ist steil und der lose Untergrund macht das Vorwärtskommen nicht einfach. Zwischendurch werden wir auch mal mit normalen Gehgelände beschenkt. Im oberen Teil der Felsroute gelangen wir zur Schlüsselstelle: An einer Rinne wird auf der rechten Seite mittels Drahtseil in den Fels gequert. Das Gelände fällt hier sehr steil ab - nur schmale Tritte verlangen hier besondere Konzentration und etwas Feinmotorik mit den Bergstiefeln.
Wir erreichen eine schmale Scharte die erstmals Blick nach Osten auf den Watzmann und dessen imposante Westwand frei gibt. Nach einem letzten, etwas ausgesetzten Steilaufschwung gelangen wir zum kleinen Kreuz am aussichtsreichen höchsten Punkt der Schärtenspitze. Blaueisgletscher und Hochkalter, der Watzmann und das Berchtesgadener Tal sorgen hier für eine unvergessliche Kulisse.
Der Abstieg ins Blaueiskar und zur Blaueishütte erfolgt auf unserer Aufstiegsroute.
Vom Blaueiskar auf den Steinberg und zurück zur Blaueishütte
T3+ I
Von der Blaueishütte kommend folgen wir auch hier zunächst der Markierung Richtung Steinberg-Schärtenspitze. Im Blockgelände verlassen wir den markierten
Weg zur Schärtenspitze und biegen an einem Wegweiser Steinberg
nach links ab. Nur wenige Farbmarkierungen kennzeichnen ab jetzt den weiteren Aufstieg.
Zwischen den Felsblöcken orientieren wir uns an nicht immer deutlichen Steigspuren die uns bis zum Beginn der Westflanke des Steinbergs führen.
Der finale Aufstieg zum Kreuz führt in einer schräg nach oben verlaufenden Linie durch die Plattenfluchten. Die Orientierung ist hier nicht einfach - immer auf vorhandene Pfadspuren
achten. Vereinzelte, aber oft nur schwer erkennbare rote Farbkleckse geben zusätzlich etwas Sicherheit noch in der richtigen Spur zu sein. Zwischen all den Felsplatte die wir passieren hat sich
viel Geröll angesammelt. Wir achten darauf nichts loszutreten, denn die Kletterer die unter uns in einer der zahlreichen Felsrouten ihr Können trainieren finden Beschuss
von oben nicht lustig.
Das am höchsten Punkt sichtbare Gipfelkreuz gibt uns zuletzt finale Orientierung. Wir suchen uns den einfachsten Weg und steuern es direkt an. Etwa 1 Stunde nach Start an der Blaueishütte haben wir den Gipfel des Steinbergs erreicht. Im Vergleich zur Schärtenspitze geht es hier deutlich ruhiger zu und mit etwas Glück ist man vielleicht sogar alleine am Gipfel. Der Steinberg kann durchaus als Geheimtipp genannt werden und der Ausblick von hier ist ebenso imposant wie von der Schärtenspitze.
Der Abstieg ins Blaueiskar und zur Blaueishütte erfolgt auf unserer Aufstiegsroute.
Von der Blaueishütte auf dem Aufstiegsweg zurück zum Parkplatz.
Autor (Bilder und Texte): Andreas
Bewertung
Reviewer: Andreas