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Hohes Brett
(2.340 m)

Von Hinterbrand über die Brettgabel zum Hohen Brett

T3+

Bergtour

 ca. 1.300 Hm   ca. 12,1 Km  ca. 7 Stunden
Inhaltsverzeichnis
Der Hohe Göll (links) und das Hohe Brett (rechts) gesehen vom Grünstein
Der Hohe Göll (links) und das Hohe Brett (rechts) gesehen vom Grünstein

Das Hohe Brett ist neben dem Schneibstein einer der am leichtesten zugänglichen Zweitausender der Berchtesgadener Alpen. Entsprechend hoch sind die Begehungszahlen vom Stahlhaus über den Normalweg. Abseits des Normalweg findet sich am Hohen Brett noch der Anstieg via Brettgabel. Ein im wahrsten Sinne des Wortes stiller Kurs. Wer den Trubel am Normalweg vermeiden möchte, ist mit dieser Führe bestens bedient. Doch weder Richtungspfeile noch farbiges Gepinsel machen den Wanderer vor Ort auf die Existenz dieser ruhigen Alternative aufmerksam. Einheimische nebst Insider zählen zum erlesenen Kreis der Routen-Kundschaft. Wer jetzt neugierig geworden ist, der sollte einen Blick in eine topographische Karte werfen. Auch wenn vor Ort kein Markierungssystem vorhanden ist, in guten Karten ist dieser Ersatzweg eingezeichnet.

Üblicherweise muss man auf naturbelassenen Anstiegen wie an der Brettgabel mit reichlich geologischem Widerstand rechnen. Das gipfelt zuweilen im Adrenalinrausch hemmungsloser Kletterei. Die Brettgabelgeher werden umso erstaunter feststellen, das die geforderte Körperbeherrschung kaum über reines Wander-Level hinausgeht. Das heißt, es gibt nur wenige Partien die den Einsatz der Hände bedürfen. Ein technisches Niveau, das den Anspruch des Normalweg nur minimal übersteigt. Entscheidend für eine erfolgreiche Begehung ist eher, ob man in dem unmarkierten Territorium die richtige Spur identifizieren kann. Ja, Spuren sind vorhanden - fallen aber in kurzen Etappen etwas karg aus. Die Spürnase muss also so qualifiziert sein, das man die Richtung kennt, zudem weis, wo respektive in welchen Anschluss man einfädeln muss.

Der Aufstieg zur Brettgabel ist für sich alleine gesehen schon eine kleine Bergtour. Und wer am Gipfelkreuz dieser Mini-Erhebung zufrieden ist, kann es dort auch gut sein lassen. Noch schöner wird es jedoch mit der Fortsetzung von der Brettgabel zum Hohen Brett. Erst auf dieser Etappe präsentiert das ganz große Kino der Berchtesgadener Alpen. Wählt man den Abstieg via Normalweg zum Stahlhaus, schließt sich eine klassische Berg-Überschreitung.

Eine ruhige, äußerst panoramafreudige Linie auf einen stolzen 2.000er, im Abstieg der Einzug zum Ausschank einer gemütlichen Berghütte. Kann es einen attraktiveren Ablauf für eine zünftige Bergtour geben?

Die Bergtour über die Brettgabel zum Hohen Brett entspricht der Tourenkategorie Wilde Wege.

 Bilder  Karte  GPS-Track
Der Gipfel des Hohen Bretts mit dem Untersberg und dem Hohen Göll im Hintergrund
Der Gipfel des Hohen Bretts mit dem Untersberg und dem Hohen Göll im Hintergrund

Anforderungen/Schwierigkeiten

Der Aufstieg von Hinterbrand zur Brettgabel nutzt schmale Steige die vielfach ziemlich steil ausfallen. Im Umkreis von Schrofen kommt man an kurzen Stellen nur noch mit etwas Kletterei (maximal I) vorwärts. Infolge Abwesenheit jeglicher Markierung braucht der Begeher einen überdurchschnittlichen Spürsinn für die richtige Linie. Auch der Fortschritt durch die Westabdachung zum Hohen Brett ist nur mittels dürftiger Begehungsspuren nachvollziehbar. Zusätzlich besteht in der weitläufigen Hochfläche bei schlechter Sicht erhebliche Verirrungsgefahr. Dann ist von dieser Exkursion dringend abzuraten! Die ersten Wegmarkierungen finden sich frühestens am Jägerkreuz, wenn wenig unterhalb des Hohen-Brett-Gipfels in den Normalweg eingeschert wird. Abstieg entlang des Normalweg zum Carl-von-Stahl-Haus - zuerst ausgesetzt im Fels (mittels Drahtseile entschärft), dann über reichlich unangenehmes Geröll. Der Rückweg vom Stahlhaus nach Hinterbrand ist eine einfache, üppig ausgeschilderte Wanderung ohne geologische Hürden. Für die Begehung dieser Bergtour sollte der Anwärter routinierter Bergwanderer sein, passable Ausdauer mitbringen, ferner im unmarkierten Gelände den Überblick behalten können.

Ausgangspunkt

DE-83471 Schönau am Königssee
Scharitzkehlstraße 40
Parkplatz Hinterbrand
GPS-Koordinaten:
Breitengrad: 47.595316
Längengrad: 13.023067

Orientierung

Die Bergtour via Brettgabel zum Hohen Brett ist weder beschildert noch koloriert. Es gibt zwar deutliche Begehungspuren, aber ein trainierter Orientierungs- und Spürsinn ist unabdingbar. Erst der Abstieg erweist sich als offizielle Wanderung inklusive ordentlicher Markierung.

Wissenswertes

Am Ende des Abstiegs vom Hohen Brett zum Stahlhaus lässt sich ein weiteres Ziel mit einbauen. Der Zapfen des Pfaffenkegel (1.850 m) bietet sich förmlich an - kann mit geringem Mehraufwand unter die Füße gebracht werden. Kurz bevor man am Stahl-Haus ankommt, zweigt rechter Hand ein Steiglein ab. Dieser nähert sich dem Gipfelfelsen des Pfaffenkegel. Rechtsseitig die Felsbeule in einem Halbkreis umgehen. Jenseits eindrehen und unter Zuhilfenahme eines Kabels zum Kreuz kraxeln.

Höhenprofil
P Bergtour Hohes Brett über Brettgabel Elevation profile for Bergtour Hohes Brett über Brettgabel 0 2 km 4 km 6 km 8 km 10 km 12,1 km 2.200 m 2.000 m 1.800 m 1.600 m 1.400 m 1.200 m Hinterbrand 1.110 m Brettgabel 1.805 m Jägerkreuz 2.180 m Hohes Brett 2.340 m Jägerkreuz 2.180 m Carl-von-Stahl-Haus 1.733 m Mitterkaseralm 1.534 m Hinterbrand 1.110 m
Tourenbeschreibung: Aufstieg

Wanderung vom Parkplatz Hinterbrand zur Brettgabel

T3+

Unsere abenteuerliche Wanderung beginnt direkt an der Einfahrt zum Parkplatz Hinterbrand (1.110 m). Linkerseits entspringt ein unbezeichneter Forstweg, dessen Bahn wir bergan durch den Wald nachlaufen. Zwei Schleifen höher, dann (etwa 100 Meter nach der zweiten Kurve) die planierte Trasse links schwenkend verlassen. Ein unscheinbares Steiglein gibt nun den Ton an.

Ruhiger und aussichtsreicher Anstieg über die Brettgabel
Ruhiger und aussichtsreicher Anstieg über die Brettgabel

Die augenscheinliche Spur durchs dichte Gehölz öffnet letzten Endes eine grüne Bucht um die Krautkaseralm (1.330 m). In Direktion der Waldgrenze linksschwenkend gegen die brutal geneigte Almwiese bergwärts wandern. Aufbäumendes Schrofengelände lässt uns gegen links an seinem Sockel ausweichen (1.650 m). Der Fortschritt hält Einzug in eine mit reichlich Geröll gefüllte Rinne. Ohne Steinschlag auszulösen, ferner mit kurzen Kraxleinlagen (I) den Einschnitt hinauf. Oben linksschwenkend aus der Rinne steigen. Die nachfolgende Traverse nimmt nach wenigen Schritten Kontakt zu einem kleinen Felsvorsprung auf. Das stattliche Gipfelkreuz lässt keinen Zweifel aufkommen: Unser erstes Ziel, die Brettgabel (1.805 m), ist eingenommen.

Wow, diesen Platz kann man wirklich als Geheimtipp bezeichnen. Der zauberhaft Talkessel von Berchtesgaden präsentiert sich mit zahlreichen Details. Unser Blick wandert entlang der kolossalen, alpinen Umrahmung, wird zuletzt vom funkelnden Kleinod des Königssee auf König Watzmann gelenkt. Bei so viel Augenfutter ist es kein Wunder, das diese Aussichtswarte von Insidern und Einheimischen regen Zuspruch bekommt.

Von der Brettgabel zum Hohen Brett

T3+

Wir wandern zurück zum Ausstieg aus der Rinne, arbeiten uns von dort linksschwenkend weiter bergwärts (kurz I). Jenseits eines Latschengürtels flacht das Areal deutlich ab. Die Fortsetzung gewährt Einlass in die großräumige Westabdachung des Hohen Brett.

Am Jägerkreuz treffen der Pfad von der Brettgabel und der Normalweg vom Stahlhaus zusammen
Am Jägerkreuz mündet der Brettgabel-Steig in den Normalweg

Um sich nicht hoffnungslos zu verirren benötigt der Begeher in diesem orientierungsarmen Ödland gute Sicht. Bei Nebel sollte man spätestens an diesem Punkt umkehren. Auffällige Pfadspuren manövrieren in mäßiger Neigung vorbei an einer vereinsamten Sitzgelegenheit. Der Fortschritt durch die Grasflanke stellt dem Begeher keinerlei geologische Hindernisse in den Weg. Mit jedem Höhenmeter gewinnen die Schauwerte der Umrahmung weiter an Attraktivität. Auf Grund des einfachen Wandergeländes können die optischen Reize in vollem Umfang konsumiert werden.

Unsere Bahn durch das Westdach geht auf Tuchfühlung mit dem Jägerkreuz (2.180 m). An diesem Ort stoßen die Normalweg-Aspiranten frontal mit uns zusammen. Unser unmarkiertes Abenteuer findet hier sein Ende. Die Fortführung lenkt nun über offizielle Wege. Zudem kann nun auch der Luxus eines durchdachten Markierungssystems genutzt werden. Am Jägerkreuz linker Hand eindrehen, folglich den steinigen Pfad (der Normalweg) in mäßiger Neigung bergan. 20 unspektakuläre Minuten später legen wir Hand ans Gipfelkreuz des Hohen Brett (2.340 m). Das weiträumige Plateau bietet enorm viel Raum, was den Rummel um das Gipfelkreuz deutlich entschärft.

Tourenbeschreibung: Abstieg

Vom Hohen Brett über den Normalweg und das Stahl-Haus zurück nach Hinterbrand

T3

Vom Gipfel wieder abwärts zum Jägerkreuz. Dort linksdrehend in den markierten Steig der Südflanke (der Normalweg) einsteigen. Steil, zudem luftig ausgesetzt windet sich die Linie entlang von Fels bergab. Die kniffligsten Stellen sind für Normalverbraucher mittels Drahtseile gangbarer gemacht worden.

Am Stahlhaus können die persönlichen Reserven wieder aufgefüllt werden
Am Stahlhaus können die persönlichen Reserven wieder aufgefüllt werden

Mit Verlassen des Felsterrains wird das Terrain nicht einfacher. Die Hände sind zwar nicht mehr nötig, dafür dominiert eine heimtückische Geröllauflage den Untergrund. Nur unter voller Konzentration kommt man in diesem Abschnitt sicher abwärts. Eine Verzweigung (1.950 m) bietet rechter Hand eine Abkürzung zur Mitterkaseralm an. Unsere ausgetrockneten Kehlen dürsten aber geradeaus dem Torrener Joch entgegen. Auf 1.830 m Höhe kann rechtsseitig der Pfaffenkegel mit eingebaut werden (siehe Wissenswertes). Dessen ungeachtet wird wenige Minuten später den Schlemmereien am Carl-von-Stahl-Haus (1.733 m) die Aufwartung gemacht. Unsere schwindenden Energiereserven schreien förmlich nach Kohlenhydraten. An der Berghütte kommt ein frisch zubereiteter Kaiserschmarrn mit karamelisierter Kruste gerade recht.

Ist unsere Schlemmerei beendet, ziehen wir vom Schutzhaus um den Pfaffenkegel in Richtung Jenner. Vor Erreichen der Jenner-Seilbahn rechtsdrehend hinab zur Mitterkaseralm (1.534 m). Daran links vorbei, im weit ausholenden Linksbogen den Vogelstein umgehen. Dabei wird das Kabel der Seilbahn unterquert und die Route gewinnt das Areal der Wasserfallalm. Am Standort der Almhütte rechts haltend in den flachen Panoramaweg einfädeln. Wenig dahinter kann mittels Rechtsschwenk zur letzten Einkehrmöglichkeit, dem Dr.-Hugo-Beck-Haus (1.260 m), aufgeschlossen werden. Für die Rückkehr zum Ausgangspunkt auf der Promenade verbleiben. Die Mittelstation des Fahrservices überholen, folglich die planierte Trasse bis zum Parkplatz Hinterbrand nachlaufen.

Autor (Bilder und Texte): Andreas

Bewertung

Bergtour
Hohes Brett
Von Hinterbrand über die Brettgabel zum Hohen Brett
Der Hohe Göll (links) und das Hohe Brett (rechts) gesehen vom Grünstein
Natur:
Schauwerte:
Erlebnisfaktor:
Einsamkeit:
Gesamt:
3.8 / 5
Wilder, ruhiger Anstieg auf einen vielbesuchten Mode-Berg. Nachhaltig eindrucksvolle Aussicht bereits auf dem Weg nach oben. Talwärts in der Schlange der Normalweg-Geher.
Info zum Bewertungsschema

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