AT › Tirol › Karwendelgebirge
Montscheinspitze
(Mondscheinspitze)
(2.106 m)

Überschreitung der Montscheinspitze vom Plumssattel zum Schleimsattel

T4 I+

Schwere Bergtour

 ca. 1.100 Hm   ca. 13,9 Km  ca. 6 Stunden
Inhaltsverzeichnis
Der Gipfel der Montscheinspitze
Der Gipfel der Montscheinspitze

Die Montscheinspitze hat es mit ihren Namen nicht ganz leicht. Welches ist nun die richtige Schreibweise? Mit d oder t? Ich habe mich immer gefragt, was der Berg mit dem Himmelskörper zu tun haben soll? Wird der Gipfel vielleicht in Vollmondnächten besonders hell erleuchtet? Da ist für mich die Erklärung der t-Variante schon schlüssiger: Der Name soll sich von der nordöstlich gelegenen Mantschenalm ableiten. Aber egal welche Schreibvariante man favorisiert, Hauptsache man weis von welchem Berg die Rede ist.

Bevor die grünen Kuppen des Isarwinkel im felsgrauen Karwendel-Gemäuer aufgehen, schiebt sich noch das Vorkarwendel dazwischen. Ein Gebiet bei dem man nicht so recht weis, wie es geologisch eintaxiert werden soll. Im Verhältnis zu den Bayerischen Alpen ist das Vorkarwendel schon deutlich schroffer, dagegen zu wenig dimensioniert um Anschluss zur ausgewachsenen Karwendel-Prominenz zu finden. Das Vorkarwendel punktet indes mit einige lohnenden Touren. Eine davon führt eben auf und über die rassige Montscheinspitze (auch Mondscheinspitze geschrieben).

Die Montscheinspitze ist ein erstaunlich knackiges Bergsteigerziel. Während sich das nötige Ausdauerpensum auch von weniger Trainierten bewältigen lässt, fordert das Gefilde bei der Technik schon etwas mehr als Wandern. Zudem kommt jeder Aspirant in den Genuss von karwendeltypischem Bröselfels - was die Tour noch eine Nuance ernsthafter gestaltet. Demgegenüber ist es erstaunlich, wie häufig dieser anspruchsvoll zu ersteigende Gipfel aufgesucht wird. Wer einen Gipfelsturm nicht scheut, sollte gleich die zünftige Überschreitung vom Plumssattel zum Schleimsattel in Erwägung ziehen. Schöner als in dieser Runde lässt sich der Berg nicht erleben.

 Bilder  Karte  GPS-Track
Panorama vom Gipfel der Montscheinspitze.
Panorama vom Gipfel der Montscheinspitze.

Anforderungen/Schwierigkeiten

Wanderung von der Gernalm zur Plumsjochhütte auf planierter Wandertrasse. Im Anschluss zunächst einfacher Bergsteig, spätestens beim Abstieg in die Montscheinsenke aber Einsatz der Hände nötig. Aufstieg zum Gipfel im splittrigen Fels, inklusive diverser Kletterstellen (bis I+). Abstieg in Richtung Schleimsattel zuerst steiles Gehgelände, folglich wiederum leichte Turnerei (I+) - hingegen nicht so anhaltend wie während des Aufstieg via Plumssattel. Im Abstieg unterhalb der Felsen schmaler Pfad zum Schleimsattel, dahinter breite Wege zurück zum Ausgangspunkt. Trittsicherheit, Schwindelfreiheit sowie Spaß an einfacher Kletterei sind für diese Bergtour nötig. Konditionell ist diese Überschreitung eher von durchschnittlichem Umfang.

Ausgangspunkt

AT-6213 Pertisau am Achensee
Parkplatz an der Gernalm
GPS-Koordinaten:
Breitengrad: 47.452517
Längengrad: 11.635833

Hütten/Einkehr

Gernalm (Ausgangspunkt)
Plumsjochhütte (etwas abseits der Route)

Orientierung

Für eine Tour in diesem Schwierigkeitsgrad ist die Mondscheinspitze erstaunlich gut markiert ferner beschildert. Die Wege sind logisch nachvollziehbar, darüber hinaus wird selbst die Felsroute mittels umfangreicher Kolorierung 1a angezeigt.

Höhenprofil
P Bergtour Montscheinspitze Elevation profile for Bergtour Montscheinspitze 0 2 km 4 km 6 km 8 km 10 km 12 km 13,9 km 1.800 m 1.600 m 1.400 m 1.200 m Gernalm 1.170 m Plumssattel 1.669 m Plumsjochhütte 1.630 m Plumssattel 1.669 m Plumsjoch 1.920 m Montscheinspitze 2.106 m Schleimsattel 1.555 m Gernalm 1.170 m
Tourenbeschreibung: Aufstieg

Von der Gernalm über den Plumssattel auf das Plumsjoch

T2

Vom Parkraum am Ende des Gerntal zur Gernalm (1.170 m) aufschließen. Links an der gehobenen Unterkunft vorbei wandern. Jenseits die Abzweigung Richtung Gütenbergalm ignorieren, rechter Hand den ausgeschilderten Zugang zum Plumsjoch nachlaufen.

Die urige Plumsjochhütte liegt etwas abseits der Route
Die urige Plumsjochhütte liegt etwas abseits der Route

Nachdem ein Zufluss des Pletzachbach passiert wurde, hält die komfortable Wanderlinie Einzug in eine Böschung. Unter zahlreichen Kehren wird der Hang zwischen Gerneggl und Brantl Kopf aufs Korn genommen. Die Zick-Zack-Führe ist dabei mit einigen Sitzbänken ausgestattet, die den Ausblick hinab ins stetig tiefer werdende Gerntal förmlich anpreisen. Bereits von Weitem ist am oberen Ende der Flanke ein Kreuz auszumachen. Noch vor Ankunft am Plumssattel kann mit diesem durch ein Ausschwenken nach links Kontakt geknüpft werden. Der Plumssattel ist von dieser Markierung auch nicht mehr weit entfernt. Nur noch wenige Höhenmeter, dann ist die Einsattelung (1.669 m) unter die Füße gebracht.

Unsere Tour hat zwar erst ihren Anfang genommen, aber allen die jetzt schon eine Erfrischung brauchen, kann mittels eines kleinen Umweg geholfen werden. Jenseits des Plumssattel 40 Höhenmeter (oder 5 Minuten) abwärts zur Plumsjochhütte (1.630 m). Die urige Berghütte liegt inmitten einer epischen Karwendelkulisse und hält die gewünschten Energiespender bereit.

Der Anschluss mit Ziel Montscheinspitze knickt am Plumssattel hingegen gen Norden (rechts der Aufstiegsrichtung) ab. Die markierte Strecke mogelt sich in mäßiger Steigung frech durch das Latschenareal. Eine strammere Aufwärtspassage gewinnt letzten Endes den Gipfel des Plumsjoch (1.920 m). Dieser unauffällige Geländebuckel hat tatsächlich ein Kreuz spendiert bekommen. Sein Haupt gewährt uns informativen Einblick in die Fortsetzung hinauf zur Mondscheinspitze.

Vom Plumsjoch auf den Gipfel der Montscheinspitze

T4 I+

Vom Plumsjoch weiter in nördliche Tendenz. In wenigen Minuten unterbricht die ersten Bewährungsprobe das Vorankommen. An einer mürben Felsstufe müssen einige Meter abgeklettert werden (I). Die Würze der Oberfläche mit kleinkörnige Abrieb erweist sich unterdessen als ungünstige Gegebenheit.

Anhaltend steiles Gelände prägen den Aufstieg im Gipfelbereich
Anhaltend steiles Gelände prägen den Aufstieg im Gipfelbereich

Die Wiederaufnahme der Route gestaltet sich im Weiteren als unschwierige Partie. Abwärts zur Montscheinsinke (1.800 m), dem tiefsten Punkt vor dem Gipfelsturm. Das hierauf folgende Bergauf wird sehr schnell anspruchsvoller. Reichlich 300 Höhenmeter fehlen noch zum Gipfel. Ein enges Steiglein zieht rechts des Südgrat durch beachtlich geneigtes Gefilde empor. Unter den Füßen wieder die tückische, kleinkörnige Felsspäne, die den Charme eines Fundaments aus Kugellagern versprüht. Umsichtiges, konzentriertes Steigen ist in der finalen Passage oberstes Gebot. Ausrutschen ist in diesem abschüssigen Abschnitt absolut tabu! Der Fortschritt gestaltet sich wie ein wilder Rodeoritt. Im Auf und Ab werden mehrere Geländeschwellen gebändigt.

Das Gipfelkreuz der Mondscheinspitze
Das Gipfelkreuz der Mondscheinspitze

Der Balanceakt durch die Ostflanke führt schließlich zur Schlüsselstelle. Linksschwenkend muss eine schmale Rinne erklommen werden (I+). Der Fels stellt sich dabei als passabel fest heraus. Zudem ist das Gestein ausgemeiselt wie eine Leiter - bietet Klasse Tritte und Griffe. Für den weiteren Zugang bietet das Gepräge die Dienste von Bändern an. Die schmalen Trittbretter lotsen in eine breite Felsspalte. Am tiefsten Punkt zur gegenüberliegenden Geologie wechseln. Folglich linksschwenkend das technisch leichte Kristallin nach oben (I).

Unsere Route dreht nun via Südgrat in die Westflanke ein, gewinnt hier und da mit etwas Händeeinsatz den Gipfelhang. Extremes Gehgelände prägt den finalen Aufschwung - jedoch ohne weiter Aktivität unserer Pranken. Mit brennenden Oberschenkeln wird zum Zenit der Montscheinspitze (2.106 m) vorgerückt.

Tourenbeschreibung: Abstieg

Überschreitung der Mondscheinspitze durch Abstieg über den Schleimsattel

T4 I+

Vom Gipfel der Mondscheinspitze zieht eine glasklare, zudem üppig markierte Spur den Ostgrat hinab. Dies ist unsere Direktionslinie hinab zum Schleimsattel. Der Start der Überschreitung entpuppt sich gleichzeitig als sehr steiles Unterfangen. Demgegenüber bleibt das Revier zunächst auf dem Niveau von Wandergelände. Richtig ernst wird das Abwärts in eine schroffe Rinne. Nur unter beherztem Einsatz der Hände, sowie das geschickte Setzen der Füße kommt man heil hinab (I+). Jenseits die Geländekerbe sofort wieder verlassen (I). Die Schwierigkeiten des Abstieg sind somit passé. Die rustikale Spur wandelt sich zu einem lieblichen Pfad entlang von Wiesengrün dem Grünbichl hinab. Folglich dem Kelberg mittels Linksbogen ausweichen. Die Landschaft wird zuerst von Legföhren, dann von lichten Baumbestände ummodelliert. Letzten Endes hält unsere Wanderung Einzug in eine planierte Versorgungsstraße. Dort rechtsschwenkend der Bahn nachgelaufen, welche in wenigen Minuten den Schleimsattel (1.555 m) gewinnt.

Die breite Gasse schwingt sich rechts des Hollergraben kurvenreich talwärts. Am Boden angekommen zieht ein Wirtschaftsweg aus dem Gratzental kommend in unsere Strecke ein (ca. 1.100 m). Der Vorstoß geradeaus hält wenige Meter später die Retourkutsche zur Gernalm bereit. An diesem Punkt nicht vergessen rechter Hand diese Linie aufzunehmen. Parallel zum Pletzachbach das Gerntal hinauf wandern. Am Talende wird unsere Rundtour zu guter letzt geschlossen.

Autor (Bilder und Texte): Andreas

Bewertung

Bergtour
Montscheinspitze
Überschreitung der Montscheinspitze vom Plumssattel zum Schleimsattel
Die Montscheinspitze gesehen vom Plumsjoch
Natur:
Schauwerte:
Erlebnisfaktor:
Einsamkeit:
Gesamt:
3.5 / 5
Anspruchsvolle Überschreitung mit tollen Karwendel-Impressionen. Die Mondscheinspitze wird für eine Bergtour in diesem Schwierigkeitsgrad erstaunlich oft gemacht.
Info zum Bewertungsschema

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