AT › Tirol › Allgäuer Alpen
Hochvogel
(2.592 m)

Von Hinterhornbach über den Bäumenheimer Weg auf den Hochvogel

T4 I

Schwere Bergtour

 ca. 1.500 Hm   ca. 11,7 Km  ca. 8 Stunden
Inhaltsverzeichnis
Der Hochvogel mit seiner imposanten Südseite
Der Hochvogel mit seiner imposanten Südseite

Wenn es einen Berg gibt, anhand dessen man die Allgäuer Alpen am Horizont orten kann, dann ist es der Hochvogel. Sein Antlitz zeigt sich aus allen Himmelsrichtungen als gleichförmige, tief in den Himmel bohrende Felspyramide. In seiner Dominanz könnte er glatt als höchster Gipfel der Allgäuer Alpen durchgehen. Doch sein vertikales Ausmaß verpasst knapp die 2.600er Marke - und somit schafft er es noch nicht einmal in die Top Ten der höchsten Allgäuer Dornen.

Demgegenüber besitzt seine elegante Aura eine Anziehungskraft, der ein Bergsteiger nur schwer widerstehen kann. Zwei Routen stehen dem potentiellen Gipfelaspirant zur Auswahl. Eine über die deutsche Seite via Hintersteiner Tal, die andere auf österreichischem Boden über den Bäumenheimer Weg. Dem naturverbundenen Abenteurer wird es erfreuen zu hören, das beide Bezirke von großflächigen Erschließungen verschont geblieben sind. Das heißt, dem Hochvogel kann man nur aus eigener Kraft Herr werden. Zudem glänzen Aufstiegshilfen, wie Drahtseile nebst Leitern sowie andere Klettersteiginstallationen durch Abwesenheit. Wer in die oberste Etage möchte, muss sich selbständig über blanken Fels nach oben befördern. In Summe ist der Hochvogel also ein exklusives Ziel für fortgeschrittene Bergsportler.

Die hier vorgestellte Bergtour über den Bäumenheimer Weg verlangt noch ein wenig mehr persönliches Können als die schon anspruchsvolle Führe aus dem Hintersteinertal. Dafür ist das Unterfangen aus dem Hornbachtal innerhalb einer Tagestour machbar, während die Tour via Hintersteiner Tal üblicherweise eine Übernachtung auf dem Prinz-Luitpold-Haus bedarf. Das mehr an persönlichem Können ist vor allem der längeren Kletterstrecke geschuldet. Doch als Felserprobter bewegt man sich zu jeder Zeit in der Komfortzone des reinen Genusses. Die zahlreichen Hürden am Bäumenheimer Weg übersteigen zu keiner Zeit den I. Klettergrad. Richtig stressig wird es nur für jene, die ohne oder nur mit wenig Erfahrung die beschrieben Gipfellinie als Ziel auserkoren haben. Haben wir es nach oben geschafft, können wir nicht nur eines der begehrtesten Bergsteigerziele in unser Tourenbuch eintragen, sondern auch eines der umfangreichsten Gipfelpanoramen der Nördlichen Kalkalpen in Augenschein nehmen.

Die Bergtour über den Bäumenheimer Weg auf den Hochvogel entspricht der Tourenkategorie Leichte Klettertouren.

 Wichtiger Hinweis 

Der hier beschriebene Bäumenheimer Weg ist seit September 2014 wegen akuter Felssturzgefahr gesperrt. Der Gipfel des Hochvogel ist durch einen gewaltigen Felsriss in zwei Teile gespalten. Der südliche Teil des Gipfel kann dabei jederzeit über den Bäumenheimer Weg abbrechen. Es herrscht höchste Lebensgefahr! Als alternativer Weg kann von der Schwabeggalm über den Fuchsensattel auf die Nordseite des Hochvogel gewechselt werden. Die Umgehung mündet in die Route aus dem Hintersteinertal ein. Der Umweg addiert ca. 250 Höhenmeter auf das Tourenkonto.

 Bilder  Karte
Panorama vom Gipfel des Hochvogel
Panorama vom Gipfel des Hochvogel

Anforderungen/Schwierigkeiten

Der Aufstieg von Hinterhornbach zur Schwabeggalm, sowie der Anschluss auf den Muttsattel nutzen die üblichen steinigen Bergpfade. Der Beginn des Bäumenheimer Weg quert zunächst noch flach über Geröll zum Einstieg in die Felsroute. Extremes Gehgelände im brüchigen Fels (hohe Steinschlaggefahr) dominiert anschließend das Geschehen. Mit zunehmender Höhe kommen vermehrt die Hände zum Einsatz (max. I). Trittsicherheit nebst Schwindelfreiheit sind auf dieser Exkursion obligatorisch. Dazu braucht es eine gehörige Portion Kondition für den Höhenunterschied. Unterm Strich ist der Trip auf den Hochvogel nur etwas für trainierte, erfahrene Bergfexe!

Ausgangspunkt

AT-6646 Hinterhornbach
Wanderparkplatz unterhalb der Feuerwehr
GPS-Koordinaten:
Breitengrad: 47.360186
Längengrad: 10.461589

Hütten/Einkehr

Unterwegs keine
Gaststätten in Hinterhornbach

Orientierung

Die Bergpfade aus dem Tal sind bis zum Beginn der Felsroute vorbildlich ausgeschildert. Darüber hinaus wird die Linie durch das Gestein von üppigen, farbigen Gepinsel angezeigt. Zu keiner Zeit muss man sich Sorgen machen die korrekte Linie zu verlieren.

Ausrüstung

Bergausrüstung

Höhenprofil
P Bergtour Hochvogel Bäumenheimer Weg Elevation profile for Bergtour Hochvogel Bäumenheimer Weg 0 2 km 4 km 6 km 8 km 10 km 11,7 km 2.400 m 2.200 m 2.000 m 1.800 m 1.600 m 1.400 m 1.200 m Hinterhornbach 1.120 m Schwabeggalm 1.650 m Auf der Mut 2.000 m Einstieg Fels ca. 2.100 m Hochvogel 2.592 m Ausstieg Fels ca. 2.100 m Auf der Mut 2.000 m Schwabeggalm 1.650 m Hinterhornbach 1.120 m
Tourenbeschreibung: Aufstieg

Von Hinterhornbach zum Beginn des Bäumenheimer Weg

T2

Vom Parkplatz (1.120 m) unterhalb der Feuerwehr hinauf für Hauptstraße laufen. Ein Schwenk linkerseits navigiert nach wenigen Metern vorbei am Landgasthof Adler. Unmittelbar danach zieht unser unscheinbarer Anschluss schräg über eine Wiese, folglich mittels Kehren durch steilen bewaldeten Raum.

Die Schwabeggalm - Zwischenstation auf dem Weg zum Hochvogel-Gipfel
Die Schwabeggalm - Zwischenstation auf dem Weg zum Hochvogel-Gipfel

Der Fortschritt erweist sich als Zugang zu einer kahlen Bucht. Eine Scheune wird linkerseits überholt. Dahinter die breite Bahn der Panoramaloipe Gehrwald passieren. Die Fortsetzung in westliches Gefilde geht mit einem üppig beschilderten Wegknoten auf Konfrontation. An diesem gen Norden eindrehen, folglich im Hin und Her die Böschung empor. Ein querender Wirtschaftsweg wird links schwenkend nachgelaufen. Nach 120 m wird die breite Trasse über ein schmales Steiglein zur Rechten abgekürzt. Unsere beengte Direttissima stößt im Fortgang noch dreimal mit den ausholenden Schleifen des Fahrwegs zusammen. In der Folge wird der kompakten Lichtung an der Schwabeggalm die Ehre gegeben (1.650 m). Die Brachfläche bietet fantastische Aussicht auf die gegenüberliegenden Riesen der Hornbachkette. Zudem ist die Froschperspektive zur Südflanke des Hochvogel eine Wucht.

Jenseits der Hütte bedarf die Wiederaufnahme des Kurses ein wenig Aufmerksamkeit. Drei Wegstränge ziehen in unterschiedliche Richtungen. Der mittlere (mit strikter Tendenz gen Norden) erweist sich als korrekter Anschluss. Dem Pfad durch typische Latschenfelder bleiben wir für die nächsten 300 Höhenmeter treu. Diese Aufstiegspassage zieht sich ein wenig, ist obendrein ziemlich öde. Am Ende der stupiden Strecke wartet das flache, aussichtsreiche Plateau namens Auf der Mut (2.000 m). An ihrem nordwestlichen Ende findet der Bäumenheimer Weg seinen Ursprung.

Über den Bäumenheimer Weg zum Gipfel des Hochvogel

T4 I

Der Bäumenheimer Weg peilt im Start gen Südwesten unterhalb der Hochvogel-Südflanke über die großflächige Geröllhalde des Roßkar. Auf der anderen Seite des Steinmeeres rechtsdrehend einen sehr steilen Rücken bergwärts. Eine auffällig, schmale Scharte dient als Visier. Die Erschließern des Bäumenheimer Weg wurden mit einer hübschen Gedenktafel geehrte. Das Ehrenmal ist im Bereich der Scharte, am Beginn der Felsroute zu finden.

Das massive Gipfelkreuz des Hochvogel
Das massive Gipfelkreuz des Hochvogel

Das Gelände bleibt ab der Scharte bis hoch zum Gipfel anhaltend steil. Üppige farbige Markierungen zeigt uns indes den richtigen Kurs an. Zunächst noch im Gehgelände, wartet bald die erste Stelle die nach den Händen verlangt. Die Weiterverfolgung der Route dirigiert zu einer Schlucht, welche zur rechten Seite gequert wird. Äußerst produktiv wird das Schluchtgemäuer via Bänder Schritt für Schritt gen Himmel erarbeitet. Obacht - das Gepräge ist sehr brüchig, ferne mit unzähligen Geschossen übersät. Keinesfalls sollte ein Stein losgetreten werden. Zwischendurch findet sich ein einsames Drahtseil, welches ziemlich fehlplatziert wirkt. Mit zunehmender Höhe steilt sich der Fels immer weiter auf - bis wir letzten Endes nur noch auf allen Vieren empor kommen. Die Turnerei findet in einer schmalen Rinne ihren finalen Höhepunkt - und endet am Gipfel des Hochvogel (2.592 m).

Am Dach angekommen hält man zunächst irritiert inne: Das Kreuz steht nur wenige Meter vor einem - und scheint trotzdem unerreichbar zu sein. Ein gewaltiger Felsriss hat das Haupt des Hochvogel in zwei Hälften gespalten. Und das Kreuz befindet sich auf der anderen Seite der Kerbe. Rechts haltend kann die Felslücke über bröseligen Untergrund umgangen und so das Gipfelkreuz des Hochvogel eingenommen werden.

Tourenbeschreibung: Abstieg

Vom Gipfel unter höchster Konzentration auf der bekannten Route bis zum Roßkar abwärts steigen. Vom Roßkar zurück zum Muttsattel - und auf bekanntem Weg über die Schwabeggalm retour nach Hinterhornbach.

Autor (Bilder und Texte): Andreas

Bewertung

Bergtour
Hochvogel
Von Hinterhornbach über den Bäumenheimer Weg auf den Hochvogel
Der Hochvogel mit seiner imposanten Südseite
Natur:
Schauwerte:
Erlebnisfaktor:
Einsamkeit:
Gesamt:
4.5 / 5
Alpines Bergsteigerhighlight der Allgäuer Alpen. Abwechslungsreiche Route in ursprünglicher Natur mit unzähligen Schauwerten.
Info zum Bewertungsschema

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