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Rubihorn
(1.957 m)
Gaisalphorn
(Gaißalphorn)
(1.953 m)

Über den Niederecksattel auf Gaisalphorn und Rubihorn

T3+ B/C

Bergtour

 ca. 1.400 Hm   ca. 14,2 Km  ca. 8 Stunden
Inhaltsverzeichnis
Gaisalphorn (rechts) und Rubihorn (links) gesehen von Oberstdorf
Gaisalphorn (rechts) und Rubihorn (links) gesehen von Oberstdorf

Rubihorn und Gaisalphorn (alternativ auch als Gaißalphorn geschrieben) sind zwei Bausteine eines Bergkessel, welcher ausgehend vom Nebelhorn in einem Bogen nach Nordwesten geformt wird. Sie bilden die östliche Ortsgrenze von Oberstdorf, können deshalb auch als Hausberge der Allgäuer Touristenmetropole bezeichnet werden. Von Oberstdorf aus zeigen beide Gipfel so gut wie keine eigenständige Dominanz, erscheinen als geschlossene Einheit in Form eines langgezogenen, schroffen Bergkamms. Über den Verbindungsgrat von Rubihorn und Gaisalphorn wurde von den Wegebauern eine begehbare Linie angelegt. Im Rahmen einer Berg-Wanderung kann auf dieser Achse beiden Gipfel der Hof gemacht werden.

Der Normalweg auf das Rubihorn gestaltet sich derweilen von Reichenbach über den Unteren Gaisalpsee. Eine Wanderung die bei zahlreichen Outdoor-Aktivisten reichlich Zuspruch findet. Indes erweist sich diese Route für den zusätzlichen Kontakt mit dem Gaisalphorn logistisch als eher ungünstig. Für dieses Vorhaben ist der (nachfolgend beschriebene) Aufstieg von Oberstdorf über den Niederecksattel die perfekte Wahl. Obendrein wird dieser Zugang von viel weniger Aspiranten genutzt. Stille ist hier auf weiter Strecke ein willkommener Effekt.

Um dem Rubihorn Herr zu werden, muss der Gipfelkandidat nicht Mitglied einer Turnerschaft sein. Die schroffsten Passagen wurden mit eisenhaltiger Ausstattung bestens gezähmt. Am Gaisalphorn sieht es allerdings etwas anders aus. Zwar sind auch hier Drahtseile nebst Tritthilfen zu finden, doch in Summe gestalten sich die Gegebenheiten als deutlich knackiger als am Nachbarn. Noch spannender modelliert sich der Einlass in diese Gipfelroute. Auf einem kurzen Stück verjüngt sich der Grat zu einer scharf geschnittenen Kante. Die Breite der Schneide hat dabei kaum die Ausmaße einer natürlich gewachsenen Fußsohle. In Abwesenheit jeglicher Haltemöglichkeiten muss der Begeher wie auf einem Schwebebalken zur anderen Seite balancieren. Nicht jedem schmecken solch riskante Einsätze, weshalb die Anwärterschaft am Gaisalphorn deutlich reduziert ist.

 Bilder  Karte  GPS-Track
Blick vom Grat auf das Gaisalphorn (rechts) und das Nebelhorn (links)
Blick vom Grat auf das Gaisalphorn (rechts) und das Nebelhorn (links)

Anforderungen/Schwierigkeiten

Der Aufstieg von Oberstdorf zur Seealpe bedient sich gut angelegter Wanderwege. Die Fortsetzung zum Niederecksattel ist zwar anhaltend steil, auf weiter Strecke aber technisch unschwierig. Nur im unmittelbaren Ausstieg zum Sattel wird es schrofig, doch das Gefilde ist Dank Installation von Kabeln nebst Tritthilfen gut begehbar. Der Anschluss zum Rubihorn über den Grat gestaltet sich phasenweise als luftig. An entscheidenden Stellen wird der Begeher auch hier von Drahtseilen assistiert. Demgegenüber ist das Zusatzprogramm am Gaisalphorn deutlich anspruchsvoller. Auf einem kurzen Stück muss über den nur noch fußbreiten Grat balanciert werden. Das darauf folgende, sehr ruppig Felsareal ist trotz verbauter Aufstiegshilfen (Seil, Leiter) nicht einfach zu begehen (bis B/C). In Schlussfolgerung der Gegebenheiten ist das Rubihorn für durchschnittlich begabte Bergwanderer gut zu meistern. Am Gaisalphorn hingegen sollten sich nur erprobte Bergsteiger versuchen. Doch der Gipfel ist nur optional, kann ausgelassen werden. In jedem Fall braucht es für die Wanderung eine ordentliche Portion Kondition. Wahlweise kann dieser Anspruch durch die Nutzung der Nebelhorn-Seilbahn reduziert werden.

Ausgangspunkt

DE-87561 Oberstdorf
Talstation der Nebelhornbahn
GPS-Koordinaten:
Breitengrad: 47.405043
Längengrad: 10.285310

Hütten/Einkehr

Berggasthof Seealpe

Orientierung

Der Aufstieg über den Niederecksattel, sowie die Verlängerung über den Grat zum Rubihorn werden von Wegweisern gut angezeigt. Am Gaisalphorn gibt es diese nicht, doch die Linie zum Gipfel ist durch Begehungsspuren erwiesen. Ferner erlaubt das Terrain keinen Verhauer.

Höhenprofil
P Bergtour Rubihorn und Gaisalphorn Elevation profile for Bergtour Rubihorn und Gaisalphorn 0 2 km 4 km 6 km 8 km 10 km 12 km 14,2 km 1.800 m 1.600 m 1.400 m 1.200 m 1.000 m Oberstdorf 810 m Faltenbachtobel Station Seealpe 1.270 m Niederecksattel 1.862 m Gaisalphorn 1.953 m Rubihorn 1.957 m Niederecksattel 1.862 m Station Seealpe 1.270 m Faltenbachtobel Oberstdorf 810 m
Tourenbeschreibung: Aufstieg

Von Oberstdorf über Seealpe zum Niederecksattel

T3 A/B

Touren, deren Ausgangspunkt sich direkt in Oberstdorf findet, haben alle das selbe Problem: Die Deponierung des eigenen Fahrzeug. Für die Wanderung zu Rubihorn und Gaisalphorn repräsentiert die Talstation der Nebelhornbahn den Startplatz - welche mitten in der Ortschaft erbaut wurde. Das Gelände der Seilbahn bietet zwar in eingeschränktem Umfang Parkfläche an, doch üblicherweise ist diese sehr schnell belegt. Vernünftigerweise sollte man für die Unterbringen des Kraftfahrzeug gleich den Großparkplatz im Norden von Oberstdorf wählen.

Blick vom Gaisalphorn auf das Rubihorn
Blick vom Gaisalphorn auf das Rubihorn

Sollte der persönliche Fitnesszustand nicht ganz auf Höhe der Zeit sein, kann der Aufstieg zum Niederecksattel durch das Lösen eines Fahrticket für die Station Seealpe verkürzt werden. Mit Nutzung der Seilbahn werden ca. 450 Höhenmeter, respektive 75 Minuten Gehzeit eingespart. Fußgänger halten sich indes rechts von der Talstation (ca. 810 m), passieren die breite Brücke über die Trettach. In einem Bogen um das Fußballgelände herum, folglich zum Areal der Schattenbergschanze vorpreschen. Am Konfrontationspunkt mit den Tribünen rechter Hand in die Direktion der Oytalstraße eindrehen. Bei nächster Gelegenheit linksseitig ausschwenken und im Visier der Schanzentürme dem planierten Faltenbachtobelweg die Ehre erweisen. Die Trasse erstürmt bewaldetes Terrain, geht mit dem Wasserlauf des Faltenbachtobel auf Tuchfühlung. Via Brücke zum anderen Ufer wechseln, im Weiteren unter dem Kabel der Nebelhornseilbahn durch. Die Strecke hält Einzug in den kahlen Bezirk der Seealpe. Mit Vorrücken zum gleichnamigen Berggasthof (1.270 m) wird synchron die Station der Seilbahn gewonnen.

Für den Niederecksattel auf Höhe der Baulichkeiten linkshaltend in den ausgeschilderten Rubihornsteig einfädeln. Die Route überschreitet erneut die Grenze zu bewaldetem Territorium. Ein Schuttstrom, welcher vom Gaisalphorn zu unserer Position herab zieht, wird zur anderen Seite gequert. Jenseits im Raum einer Lichtung ein einsam platziertes Hüttchen aufs Korn nehmen. Noch vor Kontaktaufnahme mit dem Schuppen dreht die Führe rechter Hand in einen wenig ausgeprägten Geländegraben ein. Die Gegebenheiten (in manchen Karten als Roßbichel tituliert) präsentieren sich überaus zeigefreudig, gewähren instruktiven Einblick in die finale Passage hoch zum Niederecksattel. Fast in einer Direttissima geht es hinauf. Dabei wird dem immer steiler werdenden Hang in engmaschigen Serpentinen Höhenmeter um Höhenmeter abgetrotzt. Der Fortschritt gewinnt die Zone von Krummholz, in deren Wirkungskreis auch das Fundament immer schrofiger wird. Im allerletzten Vorschub zum Niederecksattel warten die ersten Sicherungen. Die finale Felspartie ist mit Kabel gebändigt (A/B). Zudem erleichtern einige künstliche Tritthilfen den Ausstieg am Niederecksattel (1.862 m).

Vom Niederecksattel auf das Gaisalphorn

T3+ B/C

Am Niederecksattel ist das Gaisalphorn der am nächsten erreichbar Gipfel. Mittels Rechtsschwenk wird unser Visier darauf geeicht. Ein Schild Kein Abstieg - Lebensgefahr kündigt ermahnend die bevorstehenden, prekären Verhältnisse an.

An der Schlüsselstelle des Gaisalphornsteig
An der Schlüsselstelle des Gaisalphornsteig

Im Slalom durch Latschenbüsche den augenscheinlichen Begehungsspuren nachlaufen. Kurz hintereinander folgen nun die zwei Schlüsselstellen der gesamten Tour. Auf einer Länge von ca. 2 Meter verdichtet sich der Grat zu einer scharf geschnittenen Kante. Die Nachbarschaft zur Linken als auch zur Rechten erweist sich als bodenloser Abgrund, mit dem man keinesfalls Bekanntschaft machen möchte. Haltemöglichkeiten gibt es keine und so bleibt nur ein Balanceakt wie auf einer Slackline um die Partie zu meistern.

Anders (aber nicht einfacher) wird es an der zweiten Bewährungsprobe. Der Begeher muss sich den Kampf mit einer senkrechte, ca. 2 Meter hohe Felsstufe stellen. Kein einfaches Unterfangen, denn der Sockel ist sehr glatt, bietet so gut wie keine Tritte an. Zudem ist im Oberbau das Gestein so ungünstig nach unten geschichtet, das auch hier die Füße Mühe haben Halt zu finden. Glücklicherweise ist die obere Kante bereits mit beginnender Drahtseilführung eingerichtet (B/C). Oberhalb der Stufe wird der Aufstieg wieder einfacher. Im Zug der Arme das Drahtseil nach oben hangeln (B). Eine 4 Meter hohe, nach rechts abdrängende Verschneidung unterbricht das Vorankommen. Dank einer installierten Eisenleiter ist die Hürde schnell überwunden. Somit sind die Schwierigkeiten am Gaisalphorn passé. In Navigation der unübersehbaren Spur bis zum Gipfelkreuz aufschließen (1.953 m).

Vom Niederecksattel auf das Rubihorn

T3 A/B

Für den Besuch des Rubihorn wenden wir uns am Niederecksattel der Bahn zur Linken zu. Im einfachen Gehgelände eine erste Anhöhe nach oben. Der unmittelbare Bereich vor sowie hinter dem Scheitelpunkt ist jeweils mit einigen Sicherungen ausgestattet (A). In Summe können die Umstände aber völlig problemlos bewältigt werden.

Sicherungen am Gratweg zum Rubihorn
Sicherungen am Gratweg zum Rubihorn

Die Gratwanderung bringt eine weitere, indes weniger entwickelte Erhebung unter die Füße. Das kristallinhaltige Hinab auf der anderen Seite wird abermals von Stahlseilen assistiert. Dabei ist das Gepräge so schief, das auch eine Installation von künstlichen Steighilfen (A/B) nötig war. Die Umgehung eines Felsblock in spe zieht an einem Gedenkkreuz für einen Bergsteiger vorbei.

Einige Schritte später erfährt aus dem rechten Hang die viel begangene Route via Gaisalpsee Zugang zum Grat. Der Gipfelfelsen wird auf einem Band seine Westflanke hinaus gequert (A). Das führt zu einem steilen Aufschwung auf zerbrostenem Untergrund. Der Dienst von künstlicher Tritten sorgt abermals für willkommene Unterstützung (A/B). Zuletzt im einfacheren Zick Zack hinauf zum Gipfelkreuz des Rubihorn (1.957 m).

Tourenbeschreibung: Abstieg

Ein Abstieg über den Normalweg via Gaisalpsee ist durchaus eine Überlegung wert. Dieser würde in der Ortschaft Reichenbach enden, von welcher man mit dem Bus Anschluss nach Oberstdorf erfährt. Bei meiner Begehung habe ich mich für die Retoure über die Aufstiegslinie entschieden. Mit diesem Entschluss ist man unabhängig von den Bus-Fahrzeiten. Obendrein kann man die aussichtsreiche Gratwanderung noch mal in anderer Laufrichtung erleben.

Autor (Bilder und Texte): Andreas

Bewertung

Bergtour
Rubihorn & Gaisalphorn
Über den Niederecksattel auf Gaisalphorn und Rubihorn
Gaisalphorn (links) und Rubihorn (rechts) gesehen vom Nebelhorn
Natur:
Schauwerte:
Erlebnisfaktor:
Einsamkeit:
Gesamt:
2.8 / 5
Tagesprogramm auf den Oberstdorfer Hausberg und seinen Nachbarn. Am Gaisalphorn noch still, zum Rubihorn hin aber immer mehr Trubel.
Info zum Bewertungsschema

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