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Großer Rachel
(1.453 m)

Wanderung vom Parkplatz Gfäll über den Rachelsee auf den Großen Rachel

T2

Anspruchsvolle Berg-Wanderung

 ca. 500 Hm   ca. 11 Km  ca. 4 Stunden
Inhaltsverzeichnis
Der Große Rachel über dem Rachelsee
Der Große Rachel über dem Rachelsee

Mit der Wanderung auf den Großen Rachel erreicht der Wanderer bei Ankunft am Gipfel auf 1.453 m Höhe den Kulminationspunkt des Nationalpark Bayerischer Wald. Der Große Arber ist zwar 3 m höher, liegt jedoch außerhalb der Nationalparkgrenzen. Nach dem Leitsatz Natur Natur sein lassen darf sich Mutter Natur im Nationalpark frei entfalten. Es wird weder Forstwirtschaft betrieben, noch Maßnahmen gegen Baumschädlinge eingeleitet. Dementsprechend ursprünglich geht es am respektive um den Großen Rachel zu. Wer jetzt an endlose, grüne Wälder denkt der irrt sich indes gewaltig. Zwar findet der Besucher in niedrigeren Höhen tatsächlich viel Grün vor, doch je weiter man nach oben kommt, umso mehr bestimmt Totholz das Ambiente.

Durch das Ausbleiben menschlichen Einflusses haben Borkenkäfer obendrein Stürme leichtes Spiel den Baumbeständen starken Schaden zuzufügen. Das Revier um den Großen Rachel zeigt unübersehbare Spuren. Hier findet man eine Totholzwüste unermesslichen Ausmaßes. Für das moderne menschliche Auge sieht das mehr als trostlos aus. Ja man könnte fast meinen, in diesem Ödland existiert gar kein Leben mehr. Bilder die wohl niemals in einem Werbeprospekt für den Nationalpark Verwendung finden werden. Gedanken an Tschernobyl oder Fukushima kommen den Betrachter in den Sinn. Doch was so gar nicht in die Gedankenwelt der modernen, sterilen Welt passt hat einen unermesslichen Wert. Im Nationalpark Bayerischer Wald findet sich eine immens reichhaltige Biodiversität, welcher in großen Teilen der Erdkugel so langsam der Garaus gemacht wird. Bei genauer Betrachtung wird auch ein Besucher mit ungeschultem Augen erkennen, wie zwischen all den toten Bäumen die Natur so langsam wieder zum Leben erweckt.

Um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen, bietet sich die Wanderung vom Parkplatz Gfäll über den Rachelsee sowie ein Aufrücken zum Gipfel des Großen Rachel an. Der Ausflug ist technisch nicht schwierig, sollte aber auf Grund der Wegedistanz nicht unterschätzt werden. Während sich der Höhenunterschied noch in einem vertretbaren Rahmen bewegt, ziehen sich die Laufstrecken beachtlich in die Länge. Vermutlich ist das der Grund, warum die meisten Gipfelanwärter die Direttissima von Gfäll über das Waldschmidthaus zum Gipfel bevorzugen. Diese fällt deutlich kürzer aus, kann jedoch mit dem abwechslungsreichen Erlebniswert der Rachelsee-Führe nicht mithalten. Der Aufstieg über den Rachelsee hat außerdem den Vorteil, das es hier deutlich ruhiger zugeht als auf der Pilgerstrecke. Bis aus dieser Richtung der Gipfel eingenommen ist, haben die Massen schon ihr Selfie im Kasten, den köstlichen Waldschmidthaus-Kaiserschmarrn unten und sind schon wieder auf dem Weg retour. Dann kann in aller Ruhe am Gipfel des Großen Rachel das außergewöhnliche Nationalpark-Ambiente studiert werden.

 Bilder  Karte  GPS-Track
Der Gipfel des Großen Rachel
Der Gipfel des Großen Rachel

Anforderungen/Schwierigkeiten

Die Wanderung von Gfäll zum Rachelsee nutzt überwiegend eine breite, planierte Trasse. Das Aufrücken vom Rachelsee über die Rachelkapelle zum Gipfel des Großen Rachel vollzieht der Gipfelaspirant auf einem klassischen Bergpfad. Die Spur fällt dabei deutlich enger aus. Obendrein wird das Fundament von Wurzeln und Steinen dominiert. Die letzten Meter zur Gipfelmarkierung weisen eine angewinkelte Geländebeschaffenheit auf. Der Abstieg zum Waldschmidthaus ist weiterhin schmal. Unterhalb haben die Wegebauer aber wieder eine Art Wanderautobahn geschaffen - welche zurück zum Ausgangspunkt navigiert. In Summe ist die Wanderung nicht schwierig. Nur für die Wegstrecke sollte man eine gewisse Grundkondition mitbringen.

Ausgangspunkt

DE-94518 Spiegelau
Konrad-Wilsdorf-Straße
P&R-Parkplatz
GPS-Koordinaten:
Breitengrad: 48.916989
Längengrad: 13.355327

Hütten/Einkehr

Waldschmidthaus

Orientierung

Die komplette Wanderung ist an entscheidenden Stellen gut ausgeschildert. Die Wegweiser sollten aber aufmerksam studiert werden.

Wissenswertes

Der Rachelsee ist umgeben von üppigen Beständen an Bergfichten. Dadurch werden immense Mengen an Huminsäure in das Stillgewässer ausgeschwemmt. Als Folge ist das Wasser dunkelbraun (fast schwarz) eingefärbt. Einen Vergleich mit dem berühmten Rio Negro in Südamerika kommt einem sofort in den Sinn. Die Huminsäure hat nicht nur Auswirkungen auf den Farbton des Wassers. Auch der ph-Wert wird stark beeinflusst. Mit einem Wert von 5 ist das Nass stark sauer, was großen Effekt auf das Leben im See hat. Nur einige wenige Insekten, Algen sowie Mikroorganismen kommen mit derartigen Bedingungen klar. Selbst der Bestand an Wasserpflanze hat nur spärlichen Umfang.

Höhenprofil
P Wanderung Großer Rachel Elevation profile for Wanderung Großer Rachel 0 2 km 4 km 6 km 8 km 10 km 11,0 km 1.300 m 1.200 m 1.100 m 1.000 m 900 m Gfäll 950 m Rachelsee 1.080 m Rachelkapelle 1.205 m Großer Rachel 1.453 m Waldschmidthaus 1.360 m Gfäll 950 m
Tourenbeschreibung: Aufstieg

Vom Parkplatz Gfäll zum Rachelsee

T2

Die Anfahrt von Spiegelau zum Parkplatz Gfäll ist in den Sommermonaten (üblicherweise von Mitte Mai bis Anfang November) für den öffentlichen Verkehr gesperrt. Wanderer müssen hier auf einen Zubringerdienst, den Igelbus bzw. Rachel-Bus mit der Nummer 601, zurückgreifen. Dieser fährt in regelmäßigen Abständen vom P&R-Parkplatz in der Konrad-Wilsdorf-Straße in Spiegelau nach Gfäll.

Totholzwüste im Revier des Großen Rachel
Totholzwüste im Revier des Großen Rachel

Der Unterstand am Parkplatz Gfäll (950 m) ist der erste Orientierungspunkt. Vom Parkraum sind zwei Wander-Anschlüsse möglich. Gen Nordwesten findet der Direktaufstieg zum Waldschmidthaus seinen Anfang. Aus dieser Richtung werden wir später die Runde schließen. Für die Route via Rachelsee gen Südosten orientieren. Am Ende der Parkfläche hängt sich ein flacher, breiter Forstweg an - der Einlass in unsere anvisierte Rundwanderung. Unser Weg wird mit dem Auerhahn-Symbol angezeigt, navigiert kerzengerade in den Forst hinein. Nach überqueren diverser Zuflüsse zur Schwarzach wird in einem langgezogenen Bogen unbemerkt der Steinkopf umgangen. Am Ende der Kurve unterbricht ein kreuzender Steig auf Höhe der Schutzhütte Feistenberg unsere Bahn. Linker Hand einfädeln.

Der Anschluss erweist sich als beengte Abkürzung, welche nach circa 1 km in den geschotterten Hauptweg einmündet. Die Fortsetzung zur Linken nimmt die korrekte Tendenz zum Rachelsee auf. Die komfortable Führe schlängelt sich durch die Baumbestände, passiert dabei mehrmals den Seebach. Jenseits verjüngt sich die Wanderpromenade zu einem schmalen Pfad. Folglich gliedern sich von links kommend andere Zugänge an unsere Strecke an. Nachdem eine Schutzhütte überholt wurde öffnet sich schließlich ein Lichtung, gibt den idyllischen Rachelsee (1.080 m) frei. Einige Sitzgelegenheiten am Südufer laden zum längeren Verweilen ein. Viele Bergsee bieten den Wanderer Wege für eine Umrundung des Beckens an. Am Rachelsee gibt es so etwas nicht - glänzt das Stillgewässer doch eher durch seinen ursprünglichen, naturbelassenen Charakter.

Vom Rachelsee über die Rachelkapelle zum Großen Rachel

T2

Für den Gipfelsturm auf den Großen Rachel von der Wasserfläche die Anstiegsroute einige Meter zurück. Hinter der Schutzhütte verzweigt sich der Weg. Wir sind aus dieser Position gesehen über den rechten Ast aufgestiegen. Für den Großen Rachel nun den linken Anschluss wählen - welche sich zunächst parallel zum anderen Ast verlängert.

Die Rachelkapelle bekommt ein neues Dach
Die Rachelkapelle bekommt ein neues Dach

Nach etwas mehr als 200 Meter muss eine Kurskorrektur vorgenommen werden. Nicht die flache Fortsetzung geradeaus weiter verfolgen, sondern linksschwenkend anschließen. Über den ausgewiesen beschwerlichen Weg (manchmal auch Kapellensteig genannt) geht es nun via erdig-felsigen Fundament steiler bergwärts. Der Kurs entfernt sich zunehmend vom See, bleibt jedoch nach vollziehen eines scharfen Linksknick in gleichbleibenden Abstand zum Stillgewässer. Linkerseits fusioniert ein alternativer Aufstieg vom Rachelsee mit unserer Linie. 400 m weiter Bedarf der Besuch der Rachelkapelle einen kleinen Abstecher. Ein Wegweiser schickt den Interessiert aus der Wanderstrecke linksschwenkend in einen kleinen Pfad. Dieser endet nach circa 100 m an exponierter Position oberhalb der Seewand - dem Standort der Rachelkapelle (1.205 m).

Das Waldschmidthaus wenig unterhalb des Gipfels
Das Waldschmidthaus wenig unterhalb des Gipfels

Für den Gipfel müssen wir nicht den gleichen kargen Pfad zurück zum Hauptweg. Oberhalb der kleinen Kirche in die Wiederaufnahme zur Linken einschwenken. In wenigen Metern ist wieder Kontakt mit der Gipfelroute aufgenommen - in die bergwärts eingefädelt wird. Der Anstieg bleibt zunächst weiterhin ziemlich schrägt, legt sich im Vorankommen indes etwas zurück. Das satte Grün, welches uns bisher umgeben hat, weicht nun zusehends einer ausgedehnten Totholzwüste. Die im Nationalpark gelebte Devise, die Natur sich selbst zu überlassen, hat hier apokalyptische Auswirkungen hinterlassen. Die jetzt immer detailreicher werdende Fernsicht zeigt das ganze Ausmaß, verursacht beim Betrachter unter Umständen sogar Gänsehaut. Doch das unschöne Bild trügt. Beim genauen Hinsehen ist zu erkennen, wie sich die Natur selbst regeneriert. Zwischen all den toten Stümpfen kämpfen sich unzählige Triebe junger Nadelbäume langsam zum Licht nach oben.

Die Gipfelroute hat inzwischen den Rachelsee halb umrundet. Der Begeher befindet sich derweilen 250 Meter über der Wasserfläche. Nun zieht die Geländeneigung noch einmal ordentlich an. Steil hinauf - bis die Position einer Bergwachthütte gewonnen ist. Schritte weiter zieht der Gipfelfelsen in einer länglichen Form gen Nordwesten. Ein unschwieriger Fußweg über den Fels lässt zuletzt den Wanderer Kontakt mit der hübschen Markierung am Gipfel des Großen Rachel (1.453 m) aufnehmen.

Tourenbeschreibung: Abstieg

Vom Großen Rachel zurück zum Parkplatz Gfäll

T2

Für die Route nach Gfäll vom Gipfelkreuz zurück zur Bergwachthütte. Rechtshaltend durch eine Baumparzelle abwärts. Das Gehölz gibt schließlich ein Meer an toten Baumstümpfen frei. Ein praktikabler Steig über Stock und Stein tangiert im Weiteren mit einer Lichtung - das Revier des Waldschmidthaus (1.360 m). Hier können wir Energie in fester ferner flüssiger Form auftanken. Unterhalb des Hütte besteht die Möglichkeit linksseitig einen Aussichtspunkt aufzusuchen. Dieser bietet eine letzte Perspektive auf den Rachelsee zudem in die einmalige Landschaft ringsum.

Die finale Etappe abwärts (ein einfacher, breiter, geschotterter Weg) lotst vom Berghaus in südöstliche Tendenz abwärts. Jenseits eins Knicks wird der Westhang des Schuhnagelkopf traversiert. Der am Wegesrand gelegene Lieslbrunnen bietet noch einmal Möglichkeit an einer Sitzgelegenheit die Füße für einige Minuten zu entlasten. Weiter über das fliesende Wasser des Holzschüttenbach. Folglich zwei Schleifen nach unten. Unser Strecke endet an einem kreuzenden Forstweg. An dieser Position linksdrehend einfädeln - in wenigen Schritten zum Parkplatz Gfäll. Mit dem Rachel-Bus geht es zuletzt bequem zurück zum P&R-Parkplatz in Spiegelau.

Autor (Bilder und Texte): Andreas

Bewertung

Wanderung
Großer Rachel
Wanderung vom Parkplatz Gfäll über den Rachelsee auf den Großen Rachel
Der Große Rachel über dem Rachelsee
Natur:
Schauwerte:
Erlebnisfaktor:
Einsamkeit:
Gesamt:
2.8 / 5
Langer Rundkurs auf den zweithöchsten Bayerwald-Gipfel. Im Abstieg viel Verkehr.
Info zum Bewertungsschema

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