Von Zwieslerwaldhaus über das Höllbachgspreng zum Großen Falkenstein
T2+Anspruchsvolle Berg-Wanderung
Inhaltsverzeichnis
Der Große Falkenstein ist unter den Erhebungen des Nationalpark Bayerischer Wald ein eher unscheinbarer Geselle. In den Wellen der umgebenden Landschaft wird er kaum als eigenständige Gipfelhöhe ausgemacht. Abseits der fehlenden optischen Dominanz findet der Wanderfreund an diesem Berg eine der schönsten Wanderrouten im ganzen Bayerischen Wald: Die Wanderung über das Höllbachgspreng zum Großen Falkenstein.
Dieser außergewöhnlich schöne Steig führt uns durch einen Urwald, wie er nur noch sehr selten in Mitteleuropa vorkommt. Im Detail tangiert das Wanderprogramm folgende Highlights: Wildes Wasser welches sich seinen Weg nach unten selbst sucht. Üppig wucherndes Grün, das in (seit Jahrzehnten) unberührten Wäldern gedeiht. Dazwischen haushohe, von Flechten verziert Felstürme, die als Brutplatz für seltene Vogelarten dienen.
Für die Erschließung einer solch urtümlichen Landschaft braucht es viel Fingerspitzengefühl. Ein Ausbau mit einer Wanderautobahn für den Massentourismus wäre hier völlig fehl am Platz. Glücklicherweise sind die Entscheider ihrer Verantwortung nachgekommen. So kommt es, das die Wanderlinie durch den Urwald des Höllbachgspreng deutlich mühsamer zu erwandern ist als Routen in anderen Teilen des Bayerischen Waldes. Auf mehr als eine sehr enge, teilweise glitschige Wanderlinie braucht der Begeher nicht zu setzen. An kurzen Stellen bewegt man sich sogar im Absturzgelände - was für den Bayerischen Wald eher untypisch ist.
Nach dem sehr ruppigen Aufstieg via Höllbachgspreng zum Großen Falkenstein wird der nachfolgend vorgestellte Ausflug mit dem nur minder wilden Abstieg über die Steinbachfälle gekrönt. Mit diesem fast tagesfüllenden Programm wird selbst der geübteste, erlebnishungrigste Wanderer abgeholt.
Der Abstieg vom Großen Falkenstein über die Steinbachfälle entspricht der Tourenkategorie Wilde Wege
.
Wichtiger Hinweis
Im Höllbachgspreng finden Wanderfalken noch natürlichen Raum in denen die Tiere brüten können. Zum Schutz der Tiere und zur Unterstützung der Brut ist deshalb die Begehung des Höllbachgspreng üblicherweise von Mitte Februar bis Juni gesperrt. In diesem Zeitraum ist ab der Höllbachschwelle ein Umleitung zum Großen Falkenstein ausgeschildert. Mehr in der Routenbeschreibung unten.
Anforderungen/Schwierigkeiten
Die Wanderung zum Großen Falkenstein beginnt und endet auf breiten, planierten Wanderwegen. Im Kern dominieren aber schmale Bergpfade über Stock und Stein. Vor allem im Einzugsbereich der Höllbachgspreng fallen diese sehr steil aus, können zudem rutschig sein. Auch der Abstieg über die Steinbachfälle ist ziemlich wild. Nicht selten kämpft der Wanderer auf dieser Strecke mit umgefallenen Bäumen sowie Totholz. Zusammen mit der Wegedistanz von circa 13 km, ferner dem Höhenunterschied von 740 hm präsentiert, sich dieses Unterfangen als anspruchsvolles Abenteuer für geübte Wanderer.
Ausgangspunkt
DE-94227 Lindberg
Ortsteil Zwieslerwaldhaus
Parkplatz am Ortseingang von Zwieslerwaldhaus
GPS-Koordinaten:
Breitengrad: 49.088282
Längengrad: 13.248586
Hütten/Einkehr
Orientierung
Der Abstieg vom Kleinen Falkenstein über die Steinbachfälle nach Zwiesler Waldhaus war bei meiner Begehung nicht ausgeschildert. Hier braucht es etwas Pfadfindergespür. Abseits dessen trifft der Wanderer auf ausreichend Hinweise auf den Verlauf der Wanderstrecke.
Ausrüstung
Von Zwiesler Waldhaus zur Höllbachschwelle
T2Unmittelbar vor dem Ortseingang der Ansiedlung Zwiesler Waldhaus (710 m) finden sich links sowie rechts vom Straßenrand mehrere Parkplätze. Rechts der Anfahrtsstraße, zwischen dem Waldgasthof Falkenstein und den ersten Häusern von Zwiesler Waldhaus, öffnet sich der Schillerweg. Die Gasse hält nicht nur weiteren Parkraum bereit, sie ist auch der Einlass in die Wanderung zum Großen Falkenstein. Der planierte Schillerweg zieht in sanfter Neigung schnurgerade in den Forst hinein. Dabei begleitet uns als Markierung das Symbol der Heidelbeere, welchem der Wanderer bis zur Höllbachschwelle treu bleibt. Stoisch der Bahn geradeaus nachlaufen. Dabei wird ein Anschluss zum Adamweg, ein Gebäude der Wasserversorgung sowie die Tür in den Siebenschläfersteig unbeachtet überholt. Nach ca. 1,3 km fordert ein kreuzendes Wirtschaftssträßchen eine Kurskorrektur ein. Kurz linksdrehend einfädeln, nach wenigen Schritten aber sofort wieder rechtsdrehend in die Verlängerung des Heidelbeerpfades hinein.
Die Weiterführung präsentiert sich nun als deutlich enger - navigiert über Stock und Stein. Ein weiteres mal quert eine Forststraße. Diesmal wird jedoch unmittelbar auf der gegenüberliegenden Seite angeschlossen. Das Revier gibt eine kleine Lichtung frei. Ein ganzes Feld wilder Himbeeren veredelt diesen kahlen Fleck. Der Gipfel des Ahornriegel (980 m) wird kurzzeitig tangiert, doch die Route dreht mittels Linksschwenk ab und der Begeher verliert einige Höhenmeter. Unten zeigt sich eine Wegkreuzung, welcher keine große Aufmerksamkeit geschenkt werden muss. Der linke Ast würde zwar auf einer direkten Linie hinauf zum Gipfel des Großen Falkenstein führen, aber als Aspirant für die Route via Höllbachgspreng halten wir uns geradeaus. Dabei werden abermals einige Höhenmeter abgebaut.
Unterhalb des Kleinen Höllbach weiterhin an dem Symbol der Heidelbeere orientieren - linksdrehend voran. Die flache, großzügig ausgebaute Teilpartie wird in einigen Führern als Schwellweg respektive Schwellsteig betitelt. Die Strecke nähert sich im Verlauf immer weiter dem Großen Höllbach an. Links des Weges sind für geschulte Augen erste Ausläufer des Urwalds zu finden. Die Route tangiert schließlich mit dem Höllbach, wechselt via Brücke auf die andere Seite des Gewässers. An diesem Punkt sind wir an der Höllbachschwelle (980 m) angekommen - einem idyllischen kleinen Teich samt unbewirtschafteter Hütte.
Von der Höllbachschwelle über das Höllbachgspreng auf den Gipfel des Großen Falkenstein
T2+Für die Begehung des Höllbachgspreng von der Höllbachschwelle weiterhin den Strom des Höllbach bergan weiter nachlaufen. Die Wegebauer haben dafür einen parallel zum Wasserkurs verlaufenden Steig geschaffen. Im Fortschritt wird das Fundament des Weges und das ganze Ambiente spürbar wilder. Letzten Endes tritt die Route direkt mit dem Wasser in Kontakt. Ist die Begehen des Höllbachgspreng gesperrt (siehe Infokasten im Kopf dieses Artikels) wird hier nach rechts umgeleitet. Die Umleitung verfolgt zunächst weiter den Höllbach, dreht weiter oben nach links ein. Dort verbindet sie sich mit der Höllbachstraße, welche das Höllbachgspreng in einem Bogen umgeht.
Für die Begehung des Höllbachgspreng zur anderen Seite des Höllbachwassers wechseln. Das Gelände wird jetzt deutlich anspruchsvoller. Immer tiefer in den Urwald vorrücken. An steilem Fels verlangt das Gepräge immer wieder kurzes auf- und absteigen. Dabei bewegen wir uns manchmal sehr nahe an der Abbruchkante - inklusive interessanter Tiefblick. Wild tosendes Wasser sucht sich über Kaskaden zwischen haushohen Felsen den Weg ins Tal. Mittels zahlreicher Serpentinen kommt der Wanderer jetzt sehr schnell bergwärts. Baumriesen in stehender ferner liegender Form zeugen von der unberührten Natur. Bei Nässe kann hier der Sturm nach oben sehr unangenehm ausfallen!
Auf etwa 1.200 m Höhe verbindet sich der wilde Steig mit der komfortablen Höllbachstraße, welche ein Stück unterhalb bereits die Umleitung aufgenommen hat. Linksdrehend die Direktion der Straße nachlaufen. Jenseits einer Rechtskurve sowie den Verlust einiger Höhenmeter auf das übersichtliche Gipfelplateau des Großen Falkenstein (1.315 m). Voran bis zum Falkensteinschutzhaus. Der panoramafreudige Gipfel liegt etwas versteckt in einer Baumparzelle wenige Schritte westlich der Schutzhütte.
Vom Großen Falkenstein zum Kleinen Falkenstein
T2Vom Falkensteinschutzhaus wenige Meter nach Nordosten zu einer Wegkreuzung. In dem Ast mit dem Eibe-Symbol zur Linken findet der Besucher die korrekte Fortsetzung des Abstieg. Bald folgt eine Rechtskurve an deren Ende die Promenade nach links verlassen wird. Hinab zum Schnittpunkt mehrerer Wege - in der Bucht einer kleinen Lichtung samt Infotafel. Geradeaus über der Knoten hinweg. Nach einigen Metern links durch eine enge, steile Gasse hinauf zum kreuzlosen Aussichtsfelsen der Kleinen Falkenstein (1.180 m).
Vom Kleinen Falkenstein über die Steinbachfälle zurück nach Zwiesler Waldhaus
T2Vom Aussichtsfelsen des Kleinen Falkenstein wieder absteigen. Unmittelbar vor dem Gipfel entspringt zur Linken ein kleiner (bei meiner Begehung unbeschildeter) Anschluss - der Zugang zu den Steinbachfällen. In diese Linie einfädeln. Der anfangs breite Steig verjüngt sich bald zu einer sehr schmalen Bahn. Dazu zeichnet sich der Pfadverlauf am Boden auch nicht mehr ganz so undeutlich ab. Obendrein ist nicht auszuschließen, das sich umgefallene Bäume quer über die Route gelegt haben. Auf dieser Teilpartie ist also durchaus etwas Pfadfindergeist gefragt.
Folglich bringt uns eine provisorische Brücke über den Großen Steinbach. Jenseits pendelt sich das Abwärts parallel zum Wasser ein - welches schließlich über die Kaskaden der Steinbachfälle ins Tal abfließt. Auf dieser Teilstrecke ist Kontakt mit Totholz keine Seltenheit. Bei meiner Begehung hat das abgestorbene Holz diese Partie zur einem echten Hindernislauf umgestaltet.
Unterhalb des Wasserfalls entfernt sich die Führe vom Nass. Vorbei an einer alten Eibe sowie der Schutzhütte Wolfsriegel. Eine erste und eine zweite querende Forststraße geradeaus überqueren. Etwa 200 Meter nach der zweiten an einer T-Kreuzung linksschwenkend abdrehen. Der Vorstoß erreicht die Ortsgrenze von Zwiesler Waldhaus. Linkshaltend parallel zur Orts-Wald-Grenze die finale Etappe aufnehmen. Abermals hinweg über den Großen Steinbach. Jenseits nach 600 m wird wieder der Schillerweg erreicht - wo unsere Rundwanderung ihren Anfang fand. Auf bekanntem Weg zurück zum Parkplatz.
Autor (Bilder und Texte): Andreas
Bewertung
Reviewer: Andreas