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Regalmwand
(Regalpwand)
(2.208 m)

Von Süden über den Gildensteig auf die Regalmwand

T4+ II

Schwere Bergtour

 ca. 1.150 Hm   ca. 9,2 Km  ca. 6 Stunden
Inhaltsverzeichnis
Regalmwand, Törlwand und Daumen (von rechts nach links) - gesehen auf dem Weg zur Gaudeamushütte
Regalmwand, Törlwand und Daumen (von rechts nach links) - gesehen auf dem Weg zur Gaudeamushütte

Die Regalmwand (in diversen Publikationen auch als Regalpwand betitelt) tut sich etwas schwer Interessenten für einen Besuch ihres Dachs zu gewinnen. Ein rustikaler Kamin sowie ein glattes Wändchen können nur mittels handfester Kletterei im II. Grad überwunden werden. Obendrein gibt es ein paar nette Aufschwünge, die unter Zuhilfenahme von üppigen Griffen (I) gemeistert werden müssen. Ist man nicht auf allen Vieren unterwegs, gestaltet sich das Wandergelände um die Felsfluchten als extrem abschüssig. Um sich mit dem Zapfen näher auseinanderzusetzen sind die Gegebenheiten für klassische Bergwanderer einfach zu schwer. Im Allgemeinen kann man sagen, das die Regalmwand in einem Bereich des Wilden Kaiser erwächst, der ziemlich zerrissen zudem weniger ausgebaut ist. Diese Zone glänzt mit einer Überzahl an Kletterrouten - ist von der Fraktion der Seilartisten komplett eingenommen. Als schnurloser Solo-Selbstständiger gilt man in diesem Bezirk schon fast als Exot.

Der bekannteste Name aus diesem Sektor der Geologie dürfte das Kleine Törl sein. Die Geländekerbe ermöglicht einen (wanderbaren) Übergang vom Süden des Wilden Kaiser zum Norden - oder umgekehrt. Als potentieller Regalmwand-Aspirant hat man also zwei Startpunkte zur Auswahl: Wochenbrunner Alm und Griesner Alm. Welchen man dabei wählt ist reine Geschmackssache. Die Haupt-Schwierigkeiten der Tour stellen sich einem erst oberhalb des Kleinen Törl in den Weg - nachdem beide Routen zu einer gemeinsamen Linie verschmolzen sind. Alles unterhalb des Kleinen Törl kann getrost nur als Anlauf betrachtet werden - als erforderliches Programm um zum Einstieg in die finale Gipfelturnerei zu kommen. Bei meiner Begehung war das Jahr schon weit fortgeschritten, weshalb ich mich für den sonnenverwöhnten Aufstieg von Süden via Gildensteig entschieden habe. Im Hochsommer, wenn die Sonne ungnädig vom Himmel brennt, kann der Zustieg aus dem schattigeren Norden die bessere Wahl sein.

Die Bergtour auf die Regalmwand entspricht der Tourenkategorie Leichte Klettertouren.

 Bilder  Karte  GPS-Track
Blick vom Gipfel der Regalpwand in Richtung Norden auf das Griesener Kar
Blick vom Gipfel der Regalpwand in Richtung Norden auf das Griesener Kar

Anforderungen/Schwierigkeiten

Der Zugang von der Wochenbrunner Alm via Gaudeamushütte verläuft auf planierter Trasse. Zwischen Gaudeamushütte und dem Beginn des Gildensteig sind klassische Bergpfade über erdigen sowie felsigen Untergrund dienlich. Mit Annäherung des Gildensteig an die Wände des Wilden Kaiser bäumt sich das Gepräge immer weiter auf. Bis zur Abzweigung der Gipfelroute verbleibt die Tour aber im (extremen) Gehgelände. In der Gipfeletappe erschweren immer wieder ruppige Schrofen das Vorankommen. Mehrmals müssen die Hände im Rahmen des leichtesten Klettergrad (I) hinlangen. An einer zünftigen Rinne sowie einer glatten Mauer erreicht die Kletterei den II. Grad. Die Partie im und um den Fels ist stark von Steinschlag gefährdet. An der Regalpwand werden vor allem grundlegende Klettertechniken zudem ein sicherer Tritt gefordert. Konditionell ähnelt der Ausflug einem durchschnittlichen Pensum.

Ausgangspunkt

AT-6352 Ellmau
Parkplatz an der Wochenbrunner Alm
GPS-Koordinaten:
Breitengrad: 47.542157
Längengrad: 12.319096

Hütten/Einkehr

Wochenbrunner Alm
Gaudeamushütte

Orientierung

Für eine Tour in diesem Schwierigkeitsgrat ist die Route (auch im Fels) erstaunlich gut markiert. Wegweiser plus rote Markierungspunkte lassen keine Zweifel über die korrekte Gipfellinie aufkommen.

Ausrüstung

Bergausrüstung

Höhenprofil
P Bergtour Regalmwand Elevation profile for Bergtour Regalmwand 0 1 km 2 km 3 km 4 km 5 km 6 km 7 km 8 km 9,3 km 2.000 m 1.800 m 1.600 m 1.400 m 1.200 m Wochenbrunner Alm 1.185 m Gaudeamushütte 1.263 m Baumgartenköpfl 1.554 m Wildererkanzel 1.642 m Einstieg Fels 2.054 m Regalmwand 2.208 m Ausstieg Fels 2.054 m Wildererkanzel 1.642 m Baumgartenköpfl 1.554 m Gaudeamushütte 1.263 m Wochenbrunner Alm 1.185 m
Tourenbeschreibung: Aufstieg

Von der Wochenbrunner Alm zum Baumgartenköpfl

T2

Der Parkraum an der vielbesuchten Wochenbrunner Alm (1.085 m) wird in nördliche Tendenz verlassen. Der Beginn unserer Bergtour erweist sich als komfortable, planierte Wander-Promenade (Weg 812). Dabei gibt der Entwässerungsgraben des Hausbach die Direktionslinie vor. Der Abzweigung zur Gruttenhütte keine Beachtung schenken. Dahinter weicht die Route dem Ausläufer des Gruttenkopf mittels Rechtsbogen aus. Einige Schleifen später wird Kontakt mit der Sonnenterrasse der Gaudeamushütte (1.263 m) aufgenommen.

Das Baumgartenköpfl vor dem Kitzbüheler Horn
Das Baumgartenköpfl vor dem Kitzbüheler Horn

Am Schutzhaus links ausschwenken. Zunächst noch der nördlichen Tendenz treu bleiben. Bald wird indes rechts eingedreht und den aufbäumenden Westhang des Freiberg die Ehre gegeben (Weg 824). Die Wanderlinie auf erdigen Untergrund hält Einzug in die kahle Bucht der Baumgartenalm respektive des Freiberghaus. Beide Gebäude liegen hingegen nicht direkt am Weg - finden sich erst etwas abseits. Ein potentieller Schwenk zur Linken in den Much-Wieser-Steig unbeachtet lassen (würde ins Kübelkar führen). Die Fortsetzung geradeaus bringt in Kürze den grünen Aussichtshügel des Baumgartenköpfl (1.554 m) unter die Füße. Das langgezogene Gipfelchen (manchmal auch als Brennender Palven tituliert) wird von einem Marterl sowie einer Sitzbank markiert. Seine Dominanz aus der Umgebung ist eher gering, dafür weis seine Aussicht umso mehr zu gefallen: Der Tiefblick ins Sölllandl ist eine Wucht, zudem zeigt sich die Pyramide des Kitzbüheler Horn von seiner schönsten Seite.

Vom Baumgartenköpfl über den Gildensteig auf die Regalmwand

T4+ II

Die Bahn des Gildensteig, welche bis zum Sockel der Regalmwand navigiert, setzt am Baumgartenköpfl direkt an. Dafür von der Wiesenfläche strikt gen Norden zum Latschendickicht vorrücken. Dort findet sich die augenscheinliche Schiene des Gildensteig. Im Hin und Her durch den Legföhrendschungel bergan. Knapp 100 Meter höher trifft die Führe auf die Wildererkanzel (1.642 m), einem Felsfenster mit imposanten Blick hinab ins Tal um die Gaudeamushütte.

Kletterei im steilen Kamin (II)
Kletterei im steilen Kamin (II)

Die Weiterverfolgung entlässt uns aus dem Krummholzgebüsch zu großzügig dimensionierten Almmatten unterhalb des Herrenstein. Unmittelbar am Austrittspunkt driftet rechter Hand die Verlängerung zur Ackerlhütte ab. Wir indes halten uns links weiter bergan. Am Rande der Grasfläche immer steiler werdend gegen die Wände des Wilden Kaiser ansteigen. Im Fortgang wird der Untergrund immer steiniger. Am Sockel des ersten Gemäuer weicht die Strecke rechtsdrehend aus. Jenseits in einem Bogen um das Hindernis herum. Der Gildensteig nimmt im Weiteren eine breite Geländekerbe in Visier. Ist der grasige Boden noch gut begehbar, durchschneidet die Spur bald mit heftiger Seitenneigung stark abfallendes Gestein. In den Diensten eines sehr engen Bandes kommen zur Unterstützung des Gleichgewicht auch die Hände zum Einsatz. Der Ausstieg aus der Kerbe gestaltet sich zuletzt wieder einfacher. In wenigen Schritten geht es zum Wegkreuz Regalmwand - Kleines Törl (2.054 m). An diesem Punkt stößt die Route aus dem Süden frontal mit dem Nordaufstieg (von der Griesner Alm) zusammen.

Am Gipfel der Regalmwand
Am Gipfel der Regalmwand

Der weitere Aufstieg sollte nur noch mit Helm getätigt werden. Die Steinschlaggefahr darf nicht unterschätzt werden! Rechter Hand den glasklaren Markierungen über das schrofige Areal empor streben. Im Anschluss eine Geländespalte passieren, darüber hinaus zwischen haushohen Wänden in eine Graben einfädeln. Am Ende des Einschnitt wartet die erste Bewährungsprobe. Der Ausgang des Graben wird in stark ansteigenden, aber gut gestuften Fels verlassen (I). Nun folgt die erst von zwei Schlüsselstellen. Ein steiler Kamin verlangt das tadellose Setzen von Griffen und Tritten (II). Droben kann entspannt auf einem breiten Band zum nächsten Aufschwung vorgerückt werden. Linkshalten das Kristallin zum finalen Programm hoch. Um mit dem höchsten Punkt der Regalpwand Kontakt zu knüpfen, muss zuletzt ein glattes Wandl überwunden werden. Die Mauer ist von einigen Rissen durchzogen, in denen Hände sowie Füße gut Halt finden (II). Oberhalb des Wandl links halten, mittels üppig dimensionierter Griffe (I) zum Gipfel des Regalmwand (2.208 m) hochpreschen. Das Dach besitzt kein Kreuz, wird nur von einer kleinen Geo-Markierung nebst einem Kasten für das Gipfelbuch gekennzeichnet. Neben der immer wieder beeindruckenden Fernsicht zum vergletscherten Alpenhauptkamm, weis vom Gipfel der Regalmwand vor allem der Tiefblick hinab ins Griesner Kar zu gefallen. Sehr schön ist zu erkennen, wie der Mitterkaiser die großflächige Geröllwüste wie ein Keil in zwei Teile spaltet. Zudem lassen sich aus der Gipfelperspektive mit geschärftem Blick andere Route auskundschaften, die vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt relevant werden.

Tourenbeschreibung: Abstieg

Das Gelände bietet keinerlei Möglichkeiten um die Eroberung der Regalpwand zu einer Rundtour auszubauen. Der Abstieg über das Kleine Törl zur Fritz-Pflaum-Hütte und der Griesner Alm wäre eine willkommene Dreingabe. Doch unter logistischen Gesichtspunkten ist das alles andere als eine gute Wahl. Von der Griesner Alm gibt es keine vernüftige Verbindung um zum Ausgangspunt an der Wochenbrunner Alm zurück zu kehren. Deshalb wird die Tour üblicherweise auf der Aufstiegslinie wieder retour gegangen.

Autor (Bilder und Texte): Andreas

Bewertung

Bergtour
Regalmwand
Von Süden über den Gildensteig auf die Regalmwand
Regalmwand, Törlwand und Daumen (von rechts nach links) - gesehen aus dem Weg zur Gaudeamushütte
Natur:
Schauwerte:
Erlebnisfaktor:
Einsamkeit:
Gesamt:
3.5 / 5
Bergtour für Geübte im Wilden-Kaiser-Fels. Beeindruckende Nahblicke - ausschweifende Fernblicke. Am Gipfel leichte Kletterei.
Info zum Bewertungsschema

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