AT › Tirol › Kitzbüheler Alpen
Großer Rettenstein
(2.366 m)

Aus dem Spertental über den Normalweg auf den Großen Rettenstein

T3+ I

Bergtour

 ca. 1.250 Hm   ca. 9,9 Km  ca. 7 Stunden
Inhaltsverzeichnis
Der Große Rettenstein gesehen aus dem Spertental
Der Große Rettenstein gesehen aus dem Spertental

Die Kitzbüheler Alpen präsentieren sich in Umrahmung großartiger Felsgebirge eher als landschaftlicher Ruhepol. Obwohl die höchsten Gipfel eine Größe jenseits von 2.500 m erreichen fehlen fast gänzlich felsige Aufbauten: Die Landschaft verschmilzt zu einem Meer aus sanften, grünen Wellen. Im Zentrum dieser Oase gibt es indes eine markante Fels-Boje die alle Aufmerksamkeit auf sich zieht: Eine Zinne namens Großer Rettenstein.

In der gutmütigen Umgebung wirkt der Große Rettenstein mit seiner rustikalen Form schon fast wie ein Fremdkörper. Sein ruppiges Antlitz würde eher zur Kulisse des nahen Wilden Kaiser oder zu den Felswuchten der Steinberge passen. Durch seine geologische Dominanz wird der Berg fälschlicherweise oft als höchste Erhebung der Kitzbüheler Alpen gehandelt. Diese Ehre gebührt allerdings dem Kreuzjoch (knapp 200 m höher).

Nichtsdestotrotz verspricht das Dach des Großen Rettenstein eine königliche Aussicht. Aus der Landschaft erhebt sich weit und breit kein Hindernis das ein optisches Vergnügen schmäler könnte. Auf der alpinen Wanderung in Richtung Alpen-Panorama wird man erstaunt feststellen, mit welcher Leichtigkeit der Gipfel über den Normalweg gewonnen werden kann. Zumindest im Verhältnis zu seinem abweisenden Äußeren. Mehr als zwei trainierte Oberschenkel braucht es fast nicht für dieser Bergtour. Nur die letzten Meter zum Kreuz stellen sich als etwas knifflig heraus (I). Für geübte Berg-Wanderer freilich keine unlösbare Aufgabe.

 Bilder  Karte  GPS-Track
Panorama vom Gipfel des Großen Rettenstein
Panorama vom Gipfel des Großen Rettenstein

Anforderungen/Schwierigkeiten

Wanderung aus dem Spertental zur Schöntalalm auf unschwierigem Steig. Leichterer Zugang über einen planierten Fahrweg möglich (aber viel länger). Der Normalweg in Richtung Gipfel erfolgt auf schmalen Bergpfad in noch sanfter Landschaft. Am Gipfelaufbau dann schlagartig zunehmende Geländeneigung mit vielen losen Objekten. Behutsames Steigen ist hier oberstes Gebot - potentieller Steinschlag durch Voraussteigende möglich. Die letzten Meter zum Gipfelkreuz in Felskletterei einfachster Ausprägung (I). Kondition für den Höhenunterschied, im Gipfelaufbau ein sicherer Tritt und Freude an leichter Kraxelei nötig. Bei Nässe, Schnee oder Eis ist dringend von dieser Bergtour abzuraten.

Ausgangspunkt

AT-6365 Kirchberg in Tirol
Unterer Grund
Wanderparkplatz südlich der Schaukäserei Hintenbachalm
GPS-Koordinaten:
Breitengrad: 47.354850
Längengrad: 12.287876

Hütten/Einkehr

Unterwegs keine

Orientierung

Der Aufstieg zur Schöntalalm wird nur marginal angezeigt, ist jedoch mit etwas Gespür leicht aufzuspüren. Jenseits der Schöntalalm ausreichend markiert und Dank ausgeprägter Pfade zweifelsfrei zu finden.

Höhenprofil
P Bergtour Großer Rettenstein Elevation profile for Bergtour Großer Rettenstein 0 2 km 4 km 6 km 8 km 9,9 km 2.200 m 2.000 m 1.800 m 1.600 m 1.400 m 1.200 m Hintenbachalm 1.150 m Schöntalalm 1.600 m Schöntalscherm 1.720 m Großer Rettenstein 2.366 m Schöntalscherm 1.720 m Schöntalalm 1.600 m Hintenbachalm 1.150 m
Tourenbeschreibung: Aufstieg

Wanderung von der Hintenbachalm im Spertental zur Schöntalalm

T2

Zugegeben, alleine die nicht unkomplizierte Anfahrt zum Ausgangspunkt kann sich bereits als kleines Abenteuer entpuppen. Für den korrekten Startort sollten wir ins Navigationsgerät die Adresse AT-6365 Kirchberg in Tirol; Aschauer Straße eingeben. Diese große Hauptstraße sollte jedes Navigationssystem kennen und lenkt den Autofahrer in die richtige Tendenz. Bei Eingabe einer anderen Adresse, wie Unterer Grund oder Hintenbachalm, ist es nicht ungewöhnlich, wenn das Navigationsgerät diese nicht kennt.

Hütte an der Schöntalalm
Hütte an der Schöntalalm

Die Aschauer Straße wird stur geradeaus gen Süden nachgefahren. Das Ende der Straße driftet diese schließlich linksseitig in den Ort Aschau hinein. Für den Ausgangspunkt indes ohne Richtungswechsel (als rechts an der Siedlung) vorbei. Kurz dahinter findet die gut besuchte Oberlandhütte ihren Standort. Auch diese überholen wir rechterseits. Die Verlängerung entpuppt sich als Zugang zum Tal namens Unteren Grund. Bald folgt eine Mautstelle, an der ein Obolus für die Nutzung der Fahrbahn fällig ist. Die schmale Mautpiste geradeaus gen Süden verfolgen. Irgendwann findet sich links des Fahrwegs eine kleine Ansiedlung - die Hintenbachalm mitsamt Schaukäserei. Auch an ihr nochmals rechts vorbei, doch kurz danach in einem Rechtsbogen über das Wasser der Untere-Grund-Arche zum Waldrand. Hier findet sich endlich der Wanderparkplatz, der die Ausgangsposition für die Rettenstein-Tour repräsentiert.

Vom Parkplatz (1.150 m) die Anfahrtsstraße ca. 300 m zurücklaufen. Über den Wasserstrom der Unterer-Grund-Ache, jenseits rechts vertikal höher zu den Gebäuden der Hintenbachalm. Wir umgehen den Parkraum der Schaukäserei, mogeln uns zwischen den Gebäuden der Siedlung hindurch. Die nachfolgende Wiese schräg hinauf (so gut wie weglos) zum Beginn des Nadelholzes. Dort entspringt ein auffallender Pfad, der uns den weiteren Verlauf augenscheinlich vorgibt.

Steinig sowie reichlich holprig den Forstbestand im Zick Zack bergwärts. Der Waldsteig mutiert zum Türöffner in eine langgezogene Lichtung. Die Rettenstein-Route nutzt für den Fortgang fast die komplette Länge der Brachfläche aus. In der Mitte kreuzt ein Wirtschaftsweg, der dabei unbeachtet überquert wird. Dahinter zieht unsere Führe an die östliche Begrenzung des freien Bezirks, geht dabei mit dem Strom des Schöntalbach auf Tuchfühlung. Der Verlauf des Wassers stellt nun die weitere Orientierungslinie dar. Jenseits einer Baumparzelle öffnet sich das riesige Terrain der Schöntalalm. Unser schmaler Anstiegssteig bleibt dem Bachlauf weiterhin treu, fädelt aber in Folge in einen Almfahrweg ein. Das Wasser zum anderen Ufer überqueren, folglich rechts haltend in wenigen Schritten zu den Gebäuden der Schöntalalm aufschließen (1.600 m).

Bergtour von der Schöntalalm über den Normalweg auf den Großen Rettenstein

T3+ I

Zwischen den Schöntalhütten dem befestigten Sträßchen in südliche Richtung nachlaufen. Nach ca. 600 m verjüngt sich die breite Trasse zu einem engen Bergpfad. Der Anschluss führt hinweg über eine begrünte Schwelle. Ein weiteres mal wird das Nass des Schöntalbach überquert. Das Areal, Schöntalscherm genannt, hält ein kleines, uriges Berghüttchen bereit - ein tolles Fotomotiv (1.720 m). Das Bauwerk ist allerdings privater Natur und für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Die urige Berghütte am Schöntalscherm
Die urige Berghütte am Schöntalscherm

Wir lassen das Hexenhäuschen zu unserer Rechten, folgen weiterhin der auffälligen Spur. Der Kurs zieht an der Schöntalquelle vorbei, nimmt nun westliche Tendenz auf. Achtung - Akute Steinschlaggefahr! Bereits an diesem Punkt macht uns ein Schild auf die prekären Steinschlagverhältnisse in der Rettenstein-Gipfelflanke aufmerksam. Will man auf Nummer sicher gehen, ist das Tragen eines Helms kein übermäßiger Luxus. Der Normalweg zum Großen Rettenstein, welchen wir verfolgen, zieht direkt dem Gipfelaufbau entgegen. Klick.. klack... klick... klack - die Taktung der Kehren wird immer kürzer, das Gepräge nimmt immer extremere Schräglage ein. Am Untergrund liegen Unmengen loser Steine, die nur darauf warten losgetreten zu werden. Wir sollten nicht nur darauf achten keines dieser Projektile abzuschießen, sondern auch ein Auge dafür haben nicht selbst ins Visier von Höhersteigenden zu geraten. Die schweißtreibende Fortführung verschärft sich mit kurzen, ausgesetzten Stellen. Des Weiteren mündet ein Zugang vom Schöntaljoch kommend in unsere Linie ein (2.080 m).

Steinschlag ist in der steilen Gipfelflanke ein großes Thema
Steinschlag ist in der steilen Gipfelflanke ein großes Thema

Am Fuße des Gipfelfelsen erwartet uns die Rettensteinscharte - ein Felsentor mit exzellentem Ausblick auf die Hohen Tauern. Hier trennt uns nur noch die Schlüsselstelle vom Kreuz. Die finale Felspassage verlangt nun beherzten Einsatz der Hände. Sehr steil, aber gut gestuft erklimmen wir die kristalline Stufe (I). Das Kraxelvergnügen des Normalweg ist aber schon nach wenigen Klimmzügen beenden. Das allumfassenden Gipfelpanorama des Großen Rettenstein kann nun in wenigen Schritten in Augenschein genommen werden (2.366 m).

Eines sei noch bemerkt: Das Gipfelkreuz steht nicht am höchsten Punkt! Um diesen zu erreichen, muss man wenig unterhalb des Gipfelkreuzes nach links zu einem Grat hochklettern. Über diesen ausgesetzt in die oberste Etage balancieren (T5, II). Der Höhenunterschied zwischen Kreuzgipfel und Hauptgipfel (markiert von einen voluminösen Steinmann) ist indes sehr gering. Auf Grund des minimalen Höhenunterschieds zum Kreuzgipfel, sowie der schwierigen Erreichbarkeit, wird der Hauptgipfel jedoch wenig aufgesucht.

Tourenbeschreibung: Abstieg

Vorsichtig klettern wir den Fels unterhalb des Gipfelkreuzes abwärts, steigen umsichtig die steile Gipfelflanke hinab. Via Aufstiegslinie zurück zur Schöntalalm, sowie über die bekannte Wanderung durch den Schöntalgraben retour zur Hintenbachalm und dem Wanderparkplatz.

Autor (Bilder und Texte): Andreas

Bewertung

Bergtour
Großer Rettenstein
Aus dem Spertental über den Normalweg auf den Großen Rettenstein
Der Große Rettenstein gesehen aus dem Spertental
Natur:
Schauwerte:
Erlebnisfaktor:
Einsamkeit:
Gesamt:
3 / 5
Anspruchsvolle Berg-Wanderung auf einen steilen Felsgipfel. Dank zentraler Lage hindernisloser Rundumblick. Im Gipfelbereich durch Voraussteigende hohe Steinschlaggefahr.
Info zum Bewertungsschema

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