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Große Klammspitze
(1.923 m)

Vom Schloss Linderhof über die Brunnenkopfhütte zur Großen Klammspitze

T3 I

Bergtour

 ca. 1.000 Hm   ca. 13,1 Km  ca. 5 Stunden
Inhaltsverzeichnis
Südansicht der Großen Klammspitze
Südansicht der Großen Klammspitze

Die nördliche Kette der Ammergauer Alpen ist stark geprägt durch voralpinen Charakter. Der Höhenzug wird von üppigen Forstbeständen dominiert. Fels ist hier nur schmückendes Beiwerk und sorgt für etwas Abwechslung im großzügigen Grün der Landschaft. Biegt man westlich von Ettal ins idyllische Graswangtal ein, sticht einem am Horizont sofort der Beherrscher der Nordkette ins Auge: Die Große Klammspitze - eine wunderschöne Pyramide, die mit ihren abweisenden Felswuchten im starken Kontrast zur sanften Umgebung steht.

Berge mit so einer auffälligen Dominanz sind kein Geheimtipp, stehen bei Freunden alpiner Fluren hoch im Kurs. Erst recht, wenn eine Besteigung auch den durchschnittlichen Bergwanderer keine unlösbaren Probleme vor die Füße stellt. Die Bergtour auf die Große Klammspitze gehört zur Gattung solcher Unternehmungen. Und so wird man hier die Wanderung eher in einer geselligen Runde Gleichgesinnter und weniger als einsamer Neulandentdecker absolvieren.

Neben einem potentiellen Eintrag ins Gipfelbuch sorgt am Ausgangspunkt ein optionaler Besuch im Schloss Linderhof für zusätzlichen Anreiz. Natur und Kultur lassen sich hier bestens zu einem abwechslungsreichen Tagesprogramm vereinen. Wenngleich der Trubel in der herrschaftlichen Touristenattraktion um ein vielfaches höher ist als an der schon gut bevölkerten Klammspitze.

Möchte man den Umsatzgenerator Linderhof nicht in Anspruch nehmen, kann man die gewonnene Zeit in einen verlängerten Aufenthalt auf der urigen Brunnenkopfhütte investieren. Unterhalb unseres Zieles gelegen, bietet die Jausenstation betörenden Ausblick auf das Graswangtal, ferner auf die gegenüberliegende Ammergauer Hauptkette.

 Bilder  Karte  GPS-Track
Großes Ammergauer Bergpanorama vom Gipfel der Großen Klammspitze
Großes Ammergauer Bergpanorama vom Gipfel der Großen Klammspitze

Anforderungen/Schwierigkeiten

Wanderung vom Schloss Linderhof über den ehemaligen königlichen Reitweg zur Brunnenkopfhütte auf breiter Trasse ohne geologische Schwierigkeiten. Jenseits der Brunnenkopfhütte schnürt sich der Normalweg zu einem engen Bergsteig zusammen. Die Querung unterhalb des Gipfel erfolgt unangenehm auf sehr bröseligem Untergrund. Die Traverse ist abschüssig, bei Altschnee (was oft im Frühsommer der Fall ist) nicht ohne Risiko. Im Gipfelaufbau kommen an kurzen Stellen auch die Hände zum Einsatz (I) - im typischen Ammergauer Bruch-Fels. Bei guten Bedingungen weist der Aufstieg zur Großen Klammspitze nur moderate technische Erschwernissen auf. Zudem ist dieses Vorhaben konditionell nicht allzu fordernd.

Ausgangspunkt

DE-82488 Ettal
Touristenparkplatz am Schloss Linderhof
GPS-Koordinaten:
Breitengrad: 47.569532
Längengrad: 10.953479

Hütten/Einkehr

Brunnenkopfhütte

Orientierung

Die Berg-Wanderung ist auf kompletter Strecke gut ausgeschildert, zugleich mit reichlich Farbe markiert. In Verbindung mit den jederzeit gut erkennbaren Pfaden sollte es zu keinerlei Orientierungsschwierigkeiten kommen.

Wissenswertes

König Maximilian II. ließ Mitte des 19. Jahrhunderts zwei Gebäude (heute als Brunnenkopfhäuser bekannt) am Fuße der Großen Klammspitze errichten. Eines nutzte er als Jagdhütte, das andere war Unterkunft für die Bediensteten. Sein ehemaliges Jagdhaus ist in unserer Gegenwart ein privater, nicht öffentlicher Stützpunkt der Alpenvereinssektion Bergland. Das vormalige Quartier der Untergebenen wurde zur bewirtschafteten Brunnenkopfhütte (Erfrischungsstation auf der Klammspitz-Tour) umgebaut. Beide Objekte stehen inzwischen unter Denkmalschutz.

Höhenprofil
P Wanderung Große Klammspitze Elevation profile for Wanderung Große Klammspitze 0 2 km 4 km 6 km 8 km 10 km 12 km 13,1 km 1.800 m 1.600 m 1.400 m 1.200 m 1.000 m Schloss Linderhof 950 m Brunnenkopfhütte 1.602 m Große Klammspitze 1.923 m Brunnenkopfhütte 1.602 m Schloss Linderhof 950 m
Tourenbeschreibung: Aufstieg

Wanderung vom Schloss Linderhof zur Brunnenkopfhütte

T1

Ausgangspunkt für die Wanderung zur Großen Klammspitze ist der großflächig Touristenparkplatz am Schloss Linderhof (950 m). Als ideale Position sollte man eine Parkmöglichkeit möglichst weit links (aus Richtung der Zufahrt) wählen. Jenseits des Deisäuler Bach, der Platz links neben dem Gebäudekomplex, könnte nicht besser gewählt werden. Dort ist es weniger hektisch, zudem ist der Einlass in die Wanderroute zum Greifen nahe.

Die Brunenkopfhütte hoch über dem Graswangtal
Die Brunenkopfhütte hoch über dem Graswangtal

Der Dreisäulerbach repräsentiert auch die Linie nach der wir zunächst navigieren. Den Parkplatz in nördliche Tendenz verlassen. Sofort nach Eintauchen in den Forst verzweigt sich die Bahn. Der rechte Ast ist die korrekte Wahl, lotst uns über den Wasserstrom. Der ehemalige königliche Reitweg stellt unsere komfortable Wanderbahn dar, führt tiefer zugleich gemächlich ansteigend in den Dreisäulergraben hinein. Das Ganze gestaltet sich ein wenig eintönig darüber hinaus zieht es sich etwas in die Länge. Auf ca. 1.120 m Höhe kreuzt der Kohlbachweg unsere Strecke. Diesen jedoch unbeachtet lassen, gegenüber unsere Route wieder aufnehmen. 4 Schleifen später erfolgt eine Traverse unterhalb des Dreisäuler Kopf.

Erneut vier Kehren und bald mündet von rechts kommend der Höhenweg aus Richtung des August-Schuster-Hauses ein (1.540 m). Der Fortgang zieht nun zu einer kleinen Lichtung in der sich ein kleines Gebäude findet. Auf dieser Teilstrecke standen bei meiner Begehung neben dem Weg diverse Baumstümpfe, die kunstvoll mit der Kettensäge zu witzige Figuren umgearbeitet wurden. Am Ende des kahlen Areal ziehen beidseitig weitere Zugänge herein. Wir indes laufen geradeaus weiter, gelangen jenseits einer Linkskurve zu einem ausgedehnten Geländebalkon. Die weitläufige Terrasse bietet nicht nur fantastische Aussicht, auf ihr findet auch die Brunnenkopfhütte (1.602 m) ihren Standort.

Bergtour von der Brunnenkopfhütte über den Normalweg auf die Große Klammspitze

T3 I

Jenseits des Schutzhauses setzt sich der Normalweg zur Großen Klammspitze fort. Im Vergleich zu unserer bisherigen Wandertrasse nutzt die Route aber eine sehr schmale Schiene in Form eines erdigen Steigs. Die Böschung unterhalb des Brunnenkopf, Hausberg der Brunnenkopfhütte, gen Westen queren. Die Weiterführung öffnet den urigen Kessel des Wintertal. Am Einlass in die Geländewanne haben wir unser mächtiges Ziel eindrucksvoll vor den Augen. Zugleich offeriert diese Perspektive einen großen Teil der restlichen Route.

Gipfelkreuz der Großen Klammspitze
Gipfelkreuz der Großen Klammspitze

Um mit der Großen Klammspitze auf Tuchfühlung zu gehen, traversieren wir zunächst steile Hänge, die uns tiefer ins Wintertal führen. Dabei bleibt unser Ziel immer in unserem Blickfeld. Das Felsgemäuer der Kleinen Klammspitze lässt den Normalweg gen Süden eindrehen. Die felsige Umrahmung ist in diesem Abschnitt so hoch, das sich hier im Frühjahr Altschnee lange ihrem Schmelzprozess erwehren. Angesicht der extremen Seitenneigung wird dann eine Begehung zum heiklen Spießrutenlauf. Ist das weiße Nass abgetaut, hat der Begeher mit reichlich erodierten Untergrund zu kämpfen. Je nach Fortschritt der Erosion kann es sein, das der Weg in keinem guten oder sogar sehr schlechtem Zustand ist.

Vom Felssockel der Kleinen Klammspitze zieht der Kurs hinauf auf ein Flachstück des Klammspitz-Südostgrat (1.820 m). Wir bleiben dem Südostgrat treu (rechtsseitig eindrehen), müssen nun erstmals mit den Händen zupacken (I). Das bröselige Gestein hat die Eigenschaft, sich unter Druck in Gries aufzulösen. Deshalb ist in dieser Schlüsselpassage vorsichtiges, umsichtiges Steigen absolute Pflicht (erhebliche Abrutschgefahr)! Nach diesem ersten Hindernis folgt wieder ein Stück Gehgelände. Unmittelbar bevor mit dem Gipfelkreuz Kontakt aufgenommen werden kann, muss erneut hingelangt werden. Eine letzte Turneinlage in sprödem Gestein stellt unser Können abermals auf die Probe (I). Das nachgebende Kristallin richtig einzuschätzen ist aber weitaus anspruchsvoller als die nötige Klettertechnik. Der Ausstieg findet partiell am höchsten Punkt der Großen Klammspitze (1.923 m) statt - welcher mit einer feudalen Gipfelmarkierung gekennzeichnet ist.

Tourenbeschreibung: Abstieg

Besonnen kraxeln wir vom Gipfel unsere Aufstiegslinie retour zum Balkon am Südostgrat. Auf bekannter Führe durch das Wintertal zurück zur Brunnenkopfhütte wandern. Wer Schloss Linderhof nicht besichtigen möchte, kann hier bei einer ausgiebigen Brotzeit den Blick ins Graswangtal, darüber hinaus auf den gegenüberliegenden Ammergauer-Hauptkamm ausgiebig konsumieren. Als Zusatzprogramm kann mit wenig Aufwand von der Brunnenkopfhütte der Brunnenkopf (1.719 m) erobert werden. Circa 45 Minuten nimmt der zusätzliche Ausflug in Anspruch. Für den Abstieg nutzen wir wieder den königlichen Reitweg, wandern in gut 1 Stunden zurück nach Linderhof.

Autor (Bilder und Texte): Andreas

Bewertung

Bergtour
Große Klammspitze
Vom Schloss Linderhof über die Brunnenkopfhütte zur Großen Klammspitze
Südansicht der Großen Klammspitze
Natur:
Schauwerte:
Erlebnisfaktor:
Einsamkeit:
Gesamt:
2.8 / 5
Bergwanderklassiker der Ammergauer Alpen. Oben mit kurzen Klettereinlagen - unten optionales Kulturprogramm (Schloss Linderhof).
Info zum Bewertungsschema

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