Wanderung zur Gotzenalm und zum Feuerpalfen
T2Anspruchsvolle Berg-Wanderung
Inhaltsverzeichnis
Die Wanderung zur Gotzenalm fällt aus dem Touren-Portfolio von alpine-bergtouren.de ein klein wenig aus dem Rahmen. Ist das Ziel doch kein schneidiger Berggipfel, sondern eine namhafte Bergwirtschaft inmitten einer biblischen Berglandschaft. Das Fehlen eines Tourengipfels hat einen ganz banalen Grund: Es gibt dort keinen. Zumindest gilt das für das unmittelbare Einzugsgebiet der Alm, das noch im Rahmen einer Tagestour erwandert werden könnte. Wir geben uns deshalb mit der renommierten Berghütte, sowie dem Aussichtspunkt Feuerpalfen (respektive seiner königlichen Watzmann-Königssee-Perspektive) zufrieden.
Wer nun glaubt, diese Wanderung an einem Vormittag in gemütlicher Schlenderei abhaken zu können, der sollte diese noch einmal genauer auf der Wanderkarte studieren, zugleich auf Details achten. Die Höhendifferenz zwischen dem Ausgangspunkt Hinterbrand (1.110 m) und der Gotzenalm (1.685 m) vermag noch keine große sportliche Herausforderung zu vermitteln. 575 Höhenmeter - für jeden geübten Bergwanderer ein Kinderspiel. Wären da nicht diverse giftige Gegenanstieg, die eben mal die Vertikaldifferenz verdoppeln. Dazu gesellt sich eine Wegstrecke von mehr als 22 km, die selbst versierten Fußgänger brennende Sohlen bescheren wird. Alles in allem Eckdaten, die als gehobenes Sport-Level einzutaxieren sind.
Dagegen bleibt das Gelände (technisch gesehen) jederzeit anfängerfreundlich - ist sogar turnschuh- ferner kinderwagentauglich. Leider muss man sich die Wandertrasse auf weiter Strecke mit zahlreichen Mountainbikern nebst der motorisierten Alm-Versorgung teilen. Das Ganze hat ein nicht unerhebliches Ausmaß - veranlasste die Almbetreiber sogar zu einer demütigen Aktion: Kleine Hinweistafeln (am Wegrand platziert) bitte Wanderfreunde um Verständnis für die Verkehrssituation auf den Strecken.
Bilder Karte GPS-Track
Anforderungen/Schwierigkeiten
Mit Ausnahme der Wanderer-Abkürzung zwischen Königsbachalm und Gotzentalalm haben die Wege fast Allee-Charakter. Die breiten, planierten Trassen sind turnschuhtauglich, haben nichts mit klassischen Bergpfaden zu tun. So einen findet man nur in der genannten Abkürzung zwischen den Almen. Demgegenüber haben die 1.100 Meter Vertikaldifferenz schon Bergtouren-Format, dazu ist die fast 23 km lange Wegstrecke ist ein echtes Schwergewicht. Während die Technik kaum eine Rolle spielt, braucht es für das Hin und zurück eine gehörige Portion Ausdauer plus Durchhaltevermögen. Gutes Schuhwerk ist nicht wegen des Geländes, sondern wegen der langen Strecke nötig!
Ausgangspunkt
DE-83471 Schönau am Königssee
Scharitzkehlstraße 40
Parkplatz Hinterbrand
GPS-Koordinaten:
Breitengrad: 47.595316
Längengrad: 13.023067
Hütten/Einkehr
Dr.-Hugo-Beck-Haus
Königsbachalm
Gotzenalm
Orientierung
An entscheidenden Stellen findet sich immer ein Wegweiser. Ansonsten wird die Wanderung augenscheinlich durch die Wege vorgegeben. Zu keiner Zeit kommen Zweifel über die Richtigkeit der Route auf.
Ausrüstung
Wissenswertes
Ein Gipfel ist auf dieser Tour nicht drin?
Mit geübtem Blick in die Wanderkarte kann man am westlichen Ende des Almgeländes doch eine respektable Erhebung ausmachen: den Gotzentauern (1.858 m).
Die Wanderkarte offeriert jedoch keinen Pfad auf sein Haupt.
Und in der Tat kann man dieses nur weglos, mit viel Instinkt nebst sattelfestem Orientierungssinn aufspüren.
Technisch fällt das Ganze (auf der leichtesten Linie) nicht besonders spektakulär aus (T3).
Das heißt, zu keiner Zeit muss man artistisch Felsgepräge erturnen.
Doch durch den Offroad-Charakter ist der Anstieg ziemlich ruppig (üppige Vegetation plus eingelagerte Schrofen).
Im Detail:
Von der Gotzenalm-Jausenstation den ausgeschilderten Weg in Richtung Wasseralm gen Süden verfolgen.
An der letzten Almhütte wendet sich der Kurs in westliche Tendenz.
Nachdem bewaldetes Areal betreten wurde, schlagen wir die ursprüngliche Direktion in südliches Gefilde ein.
Kurz nach diesem Richtungswechsel linker Hand den ausgebauten Weg verlassen.
Ab diesem Punkt geht es komplett weg- zudem markierungslos bis zum Gipfel weiter.
Hinab in die Bärengrube.
Von dort sucht man sich mittels geschulter Geländebeurteilung die Linie des einfachsten Widerstandes bis hinauf auf den Sattel zwischen Gotzentauern und Lafeldkopf.
Linksschwenkend lässt sich nun (relativ flach) das Kreuz erreichen - wobei üppige Latschenbestände den Gipfelsturm erheblich ausbremsen.
Für den Abstecher zum Gotzentauern sind zusätzlich 250 Hm (einfach), sowie (im hin und zurück) 4 km Wegstrecke, respektive 3 Stunden zu veranschlagen.
Von Hinterbrand über die Königsbachalm auf die Gotzenalm
T2Der Parkplatz Hinterbrand (1.110 m), das Ende der Scharitzkehlstraße am Obersalzberg, ist der klassische Ausgangspunkt für Ausflüge ins Hagengebirge. So auch bei der nachfolgend vorgeschlagenen Route zur Gotzenalm.
Das südwestliche Ende des Parkplatzes öffnet das Tor zur Wanderroute. An diesem Punkt hält eine große Schautafel interessante Informationen zum Gebiet bereit. Die Querung des Weidbachs mündet in einer Schotterwegkreuzung. Geradeaus zur Mittelstation der Jennerbahn wandern. Seit Modernisierung der kompletten Anlage (2017/2018) wird die Mittelstation nun auf deren Vorderseite umrundet. Das Dr.-Hugo-Beck-Haus unbeachtet zur Linken lassen, hinein ins langgezogene Weideareal der Wasserfallalm. Die Halbkreis-Traverse um den Jenner wird in mancher Karte als Königsweg bezeichnet. Königlich aus dieser Position ist vor allem die Perspektive auf Watzmann und Untersberg - das unangefochtene Highlight auf diesem Abschnitt. Am Ende der Wasserfallalm wartet der Abstieg hinein in den Königsberggraben.
Am tiefsten Punkt des Königsberggrabens rechtsschwenkend weiter abwärts zur Königsbachalm(1.190 m). Wer schon Bedarf an einer Erfrischung hat, kann diese an der Jausenstation in Empfang nehmen. Die Königsbachalm, die bereits passierte Wasserfallalm und auch unser Ziel, die Gotzenalm, sind für ihre Murmeltier-Populationen bekannt. In den freien Hängen fühlen sich die possierlichen Tiere besonders wohl, sind schon von Weitem durch ihre Alarmpfiffe zu hören. Es lohnt sich also bei der Begehung auch die Wegumrahmung im Auge zu behalten.
Auf Höhe der Gaststätte mündet unsere Wanderlinie in eine geschotterte Fahrstrecke, die von Mountainbikern intensiv genutzt wird. Der linksseitige Anschluss hält zwei Fortsetzungsvarianten für uns bereit. Die planierte Fahrbahn weiter nachlaufen. Diese ist flacher, dafür länger und muss mit den Zweiradlern geteilt werden. Bei meinem Besuch habe ich diese Option für den Rückweg gewählt (siehe Beschreibung unten).
Für die Fortsetzung des Aufstiegs den steinige Pfad linksseitig (bergwärts) wählen. Oben wird ein Weidegatter mittels Steighilfe überwunden. Der Anschluss schnürt sich zu einem astreinen Bergsteig zusammen. Die nachfolgend abschüssige Partie sollte schnell überwunden werden. Das steile Gelände wird von oben durch Windbruch massiv bedroht. Die Forstarbeiter hatten sichtlich Mühe den Wanderpfad von den umgeknickten Bäumen wieder zu befreien. In der Weiterführung bergab hinein in die kahle Bucht der Gotzentalalm (1.110 m). An den Hütten verbindet sich unsere Wanderlinie wieder mit der großzügigen Mountainbikepiste. Ein Blick auf den Höhenmesser offeriert uns schlechte Nachrichten. Obwohl wird schon 300 Höhenmeter auf dem Kerbholz verzeichnen, befinden wir uns erneut auf Höhe des Ausgangspunktes Hinterbrand. Das Abwärts hat uns die bis hierher mühevoll erwanderten Höhenmeter komplett genommen.
Die finale Partie zur Gotzenalm erweist sich als reine Höhenmeter-Fresserei. Dafür wird dem breiten Fahrweg treu geblieben. Über zwei Geländestufen wird das Gotzen-Plateau eingenommen. Beide Geländestufen (durch eine Flachpassage getrennt) sind etwa gleich hoch (ca. 280 Hm). Am oberen Ende der ersten Schwelle, am Scheitelpunkt der 7. Kehre, zweigt eine unscheinbare Pfadspur in den Wald ab. Hier lohnt es sich ihr nachzugehen. Einige Schritte später öffnet sich ein Vorgeschmack auf die Aussicht vom Feuerpalfen: ein bestechender Tiefblick auf den fjordartigen Königssee. Gut 2 Stunden nach Start an der Gotzentalalm betreten wir schließlich die Hochebene der Gotzenalm. Wer möchte kann sogleich rechtsschwenkend den Feuerpalfen erobern. Alle anderen wandern 2 Minuten gemütlich abwärts zur wohlverdienten Rast an der Berggaststätte (1.685 m).
Von der Gotzenalm zum Feuerpalfen
T2War man nicht am Feuerpalfen, war man nur halb auf der Gotzenalm. Ein Besuch des Aussichtspunkt gehört praktisch zum Pflichtprogramm. Auf der Rückseite der Erfrischungsstation wird dafür der erdige Pfad genutzt. Einige Treppenstufen helfen hinauf auf die Graskuppe des Wartecks (1.741 m) - auf dessen Rückseite sich der Aussichtspunkt befindet. Jenseits des Scheitels hinab in eine Waldparzelle - wo sich sogleich die Feuerpalfen-Kanzel inklusive Sitzgruppe öffnet (1.720 m). Watzmann-Ostwand inklusive Vogelperspektive auf Königssee mit Sankt Bartholomä - der Feuerpalfen wird seinem Ruf als bestechender Aussichtsplatz in vollem Umfang gerecht.
Von der Gotzenalm zurück nach Hinterbrand
T1Vom Feuerpalfen am nördlichen Ende der Gotzenalm-Brachfläche hinab zum Wanderweg. Von dort auf bekannter Route über die beiden Geländestufen hinab zur Gotzentalalm. Für die Rückkehr entscheiden wir uns nun für die breite Trasse der Mountainbiker. Dank ihrer Hilfe sparen wir uns circa 50 Hm Gegenanstieg - erkaufen dies jedoch mit einer geringfügig längeren Gehstrecke. An der Königsbachalm wartet das Bergauf des Königsberggrabens - gefolgt vom Anstieg zur Wasserfallalm. Haben wir diese erreicht, taumeln wir noch ca. 3 km zurück zum Parkplatz Hinterbrand - wo nach mehr als 22 km und 1.100 Hm unsere Wanderung ihr Ende findet.
Autor (Bilder und Texte): Andreas
Bewertung
Reviewer: Andreas
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