Mit Schneeschuhen über den Schützensteig auf den Ochsenälpeleskopf
WT4Schwere Schneeschuhtour
Inhaltsverzeichnis
Der Ochsenälpeleskopf gehört im Vergleich zu vielen anderen Winterzielen eher zu den ruhigeren Gipfeln. Üblicherweise sind es Skitourengeher die ihm auf sein Haupt steigen und mit ihren Bretterln Girlanden in seinen steilen Nordhang zeichnen. Schneeschuhgeher gehören zu einer Minderheit an diesen Berg. So muss diese Klientel vielfach, wenn nicht die Fährte der Skitourengehen missbraucht werden soll (was auch nicht gerne gesehen wird), eine eigene Spur bis zum Dach legen.
Als Aspirant sollte man die Schneeschuhtour auf den Ochsenälpeleskopf nicht unterschätzen. Der Auftakt im Schützensteig, ferner der Anschluss zur Hirschwängalm gestalten sich vergleichsweise harmlos. Der Ostrücken zum höchsten Punkt aber hat es Dank schmächtiger Bahn, sowie tierischem Gefälle, heftig in sich. Der Schneeschuhgeher wird hier mit brennenden Oberschenkeln plus rotierendem Kreislauf entlohnt. Die Exkursion auf den Ochsenälpeleskopf richtet sich also vielmehr an technisch Versierte.
Bilder Karte GPS-TrackAnforderungen/Schwierigkeiten
Der Schützensteig gestaltet sich bis zum Ammerwaldsattel als gut angelegte Trasse mit kurzen abschüssigen Etappen. Die Fortsetzung zur Hirschwängalm ist kaum als Weg auszumachen - führt anspruchsvoll durch unübersichtliche Nadelholzbestände. Das barbarisch steile Finale auf den Ostrücken navigiert erheblich beengt, darüber hinaus ausgesetzt zum Gipfel des Ochsenälpeleskopf. Fachmännischer Einsatz der Schneeschuhe ist hier das A und O. Bis auf den kräftezehrenden Tanz über den Gipfelgrat ist diese technisch schwere Schneeschuhtour konditionell von moderatem Rahmen.
Lawinengefahr
Der Schützensteig quert in mehreren Abschnitten beachtlich geneigte Hänge - Lawinengefahr nicht ausgeschlossen. Oberhalb des Almbetriebs immer am Gipfelrücken bleiben - der Nordhang sollte gemieden werden!
Ausgangspunkt
AT-6600 Reutte
Hotel Ammerwald an der Ammerwaldstraße.
Kleiner Parkplatz direkt neben dem Hotel.
GPS-Koordinaten:
Breitengrad: 47.525552
Längengrad: 10.844337
Hütten/Einkehr
Keine
Orientierung
Die Passage zwischen Ammerwaldsattel und Hirschwängalm ist ungespurt nur schwer zu finden. Gewöhnlich trifft man aber auf eine augenscheinliche Linie. Der Rest der Schneeschuhtour ist ordentlich beschildert, respektive durch das Areal vorgegeben.
Ausrüstung
Von der Ammerwaldstraße über den Schützensteig zum Ammerwaldsattel
WT2Tief im Ammerwald, in der Einöde des mondänen Hotels Ammerwald, packen wir unsere Schneeschuhtour an. Im Zangengriff des großräumigen Parkplatzes und dem Hotelgebäude in Richtung Waldgrenze trotten, dort die Schneeschuhe anlegen. Ein breiter Forstweg endet an einem unscheinbaren Schuppen. Linkerseits davon entspringt mittels scharfem Knick der Schützensteig. Kontinuierliches Zickzacken schraubt uns den ordentlich angelegten Pfad in die Höhe. Dabei müssen während eines andauernden Quergangs bedrohlich schiefe Hänge passiert werden (Lawinengefahr!). Die Strecke tangiert das gefrorene Schaustück eines Wasserfalls, zieht hinauf in die Ebene des Ammerwaldsattels.
Vom Ammerwaldsattel zur Hirschwängalm
WT2Noch bevor die Jägerhütte erreicht wird, muss linker Hand (über einen Bach) in den dichten Forstbestand abgebogen werden. Die korrekte Abzweigung wird als naturverträgliche Skitour-/Schneeschuheroute symbolisch an einem Schild angezeigt.
Zusammen mit einen spartanischem Wegweiser am Almbetrieb ist das die einzige Markierung bis zum Gipfel. Die Strecke durch das Gehölz ist kaum als Weg zu erkennen - für ortsunkundige Erstbegeher eine fast unlösbare Orientierungsaufgabe. Üblicherweise ist aber eine hilfreiche Skispur vorhanden, die erfolgreich bei der Wegfindung unterstützt. Dabei muss eine Querung mit beachtlicher Seitenneigung, sowie einige kurze, steile Aufschwünge gemeistert werden. Im Fortschritt betreten wir die lichte Hochfläche der Hirschwängalm. Das freie Terrain bietet erstmals ungehinderten Blick auf die respekteinflößende Firnpyramide unseres Ziels. Unsere Schneeschuhwanderung zieht schließlich zum tief eingeschneiten Gebäude der Almwirtschaft.
Von der Hirschwängalm über den Ostrücken auf den Ochsenälpeleskopf
WT4Wir lassen die Baulichkeit der Hirschwängalm zu unserer Linken, steuern den jenseitig liegenden tiefsten Punkt des Ostrückens an. Von dort beginnt der sportliche Aufstieg zum Gipfel. Nach den ersten flacheren Höhenmetern steilt sich der First mordsmäßig auf.
Das Areal versprüht einen Hauch Biancograt, der am berühmten Piz Bernina als weiße Rasierklinge im Fokus professioneller Hochalpinisten steht. Die Realität hält einem Vergleich natürlich nicht stand, aber für einen Zwerg wie dem Ochsenälpeleskopf ist dessen Ostgrat eine erstaunlich scharfe Angelegenheit. Die Neigung bewegt sich immer zwischen sehr steil und extrem steil, gönnt bis zur Dachetage keine Verschnaufpause mehr. Dazu bewegen wir uns in einer reduzierten Breite, die wenig Platz zum serpentinieren lässt. An einer Stelle schnürt sich der Grat so zusammen, das gerade noch Platz für beide Schneeschuhe bleibt. Umfangreicher Tiefblick auf beide Seiten ist hier garantiert. Nach ca. einer Stunde kompromisslosem Kampf mit Mutter Natur, entlässt uns die Schneide am kreuzgeschmückten Thron - inklusive glühender Oberschenkel und nach Luft japsender Atmung.
Die Aussicht vom Ochsenälpeleskopf ist eine Wucht! Neben einem umfänglichen Prachtblick zu den Allgäuer und Lechtaler Alpen, setzen sich vor allem die Geierköpfe nebst der Zugspitze ins rechte Licht. Doch der Säuling stiehlt allen die Schau - bohrt er sich doch aus dieser Perspektive in Matterhorn-Manier als steilster Dreikant weit in das Himmelblau. Was für ein Anblick!
Auch wenn der Nordhang verführerisch zum Abstieg einlädt - die Lawinengefahr ist einfach zu groß. Wir halten uns für das Ab wieder an den Ostrücken, tapsen kontrolliert hinunter zum Weidebetrieb. Auf bekannter Führe zurück zum Ammerwaldsattel. Das Schneeschuhwandern beenden wir schließlich mit dem Abstieg über den Schützensteig.
Autor (Bilder und Texte): Andreas
Bewertung
Reviewer: Andreas