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Kampenwand
(1.664 m)

Von Aigen über die Steinlingalm auf die Kampenwand

WT4

Schwere Schneeschuhtour

 ca. 890 Hm   ca. 10,7 Km  ca. 5 Stunden
Inhaltsverzeichnis
Die Kampenwand - gesehen vom Gipfel des Sulten
Die Kampenwand - gesehen vom Gipfel des Sulten

Die Kampenwand ist auf Grund der angeschlossenen Seilbahn einer der Hot Spots in den Bayerischen Alpen. Im Sommer gleicht das Plateau um den markanten Felskamm einem Rummelplatz - bevölkert von unzähligen erholungshungrige Touristen. Im Winter ist es um das Gipfelkreuz deutlich ruhiger. Der Berg wird zwar von Hundertschaften aus Skifahrern belagert, doch suchen diese ihr Vergnügen abwärts über die Pisten.

Die weißen Monate machen aus dem beliebten Sommerziel ein recht exklusives Wintererlebnis. Was in den Sommermonaten eine einfach Wanderung mit leichten Kraxeleinlagen ist, erwächst in der kalten Jahreszeit zur alpinen Herausforderung. Der teuflisch schräge Hang von der Steinlingalm zum Einlass der Kaisersäle braucht stabile Lawinenverhältnisse. Ob der Gipfel tatsächlich erreicht werden kann, hängt aber stark von den Bedingungen in der Schlucht der Kaisersäle ab. Insbesondere der luftige Quergang unterhalb des Gipfelkreuzes hat es in sich - Absturzgefahr!

Bei Trittfirn kann man recht gut unterhalb des Kreuzes zum finalen Aufschwung hinüber schreiten. Bei Vereisung ist es hingegen ausgesprochen brenzlig. Steigeisen und Eispickel sind dann die richtige Wahl der Mittel. Bei Sulzschnee, wenn die Füße kaum noch halt finden, ist das Risiko eines Absturzes eigentlich nicht mehr vertretbar. Ein Ausrutscher endet hier ganz schnell am Fuße der Felswand - etwa 30 m tiefer. In Summe also eine Schneeschuhtour nur für erfahrene Winterbergsteiger.

Wenn die Verhältnisse an der Kampenwand nicht passen, kann auf den nördlich gelegenen Sulten ausgewichen werden (Mehr unter Wissenswertes).

 Bilder  Karte  GPS-Track
Aussicht vom Gipfel der Kampenwand auf das Alpenvorland und den Chiemsee
Aussicht vom Gipfel der Kampenwand auf das Alpenvorland und den Chiemsee

Anforderungen/Schwierigkeiten

Von Aigen zur Steinlingalm breite Forstwege sowie gute Bergpfade. Der Kampenwand-Nordhang ist kompromisslos steil, darüber hinaus häufig lawinengefährdet. Schwierigkeiten in der Schlucht der Kaisersäle extrem abhängig von den aktuellen Verhältnissen. Von anspruchsvoll bis unbegehbar ist alles drin. Eine heikel-luftige Schlüsselstelle unterhalb des Gipfels - nur flüchtig mit Drahtseilunterstützung. Bei hoher Schneelage ist das Kabel möglicherweise unter der weißen Decke unerreichbar begraben. Bis zur Almsiedlung moderate Schwierigkeiten - auch für weniger geübte Schneeschuh-Wanderer machbar. Der Gipfelsturm ist indes nur für qualifizierte Winterexperten geeignet. Weniger leistungsorientierte Winterausflügler finden im Sulten ein angemessenes Ausweichziel.

Lawinengefahr

Auf dieser Schneeschuhtour ist während der Querung des Sultens und beim Anstieg über die Nordflanke zu den Kaisersälen mit Lawinengefahr zu rechnen. Bei reichlich Neuschnee oder starker Erwärmung muss das Areal kritisch beurteilt werden.

Ausgangspunkt

DE-83229 Aschau im Chiemgau
Hintergschwendt
Parkplatz Aigen
GPS-Koordinaten:
Breitengrad: 47.780289
Längengrad: 12.361386

Hütten/Einkehr

Steinlingalm

Orientierung

Das Schneeschuhwandern zur Steinlingalm wird beim Thema Orientierung durch die Sommerwegweiser unterstützt. Oberhalb des Kampenwand-Nordhangs sollte der Begeher wissen wo man in die Kaisersäle einsteigt. Die Linie zum Gipfel ist dort koloriert und anhand des Terrains augenscheinlich nachzuvollziehen.

Wissenswertes

Wer sich dem finalen Aufstieg zum Kampenwand-Gipfel nicht gewachsen fühlt, kann sich dem Sulten zuwenden. Der Sulten ist die, der Steinlingalm nördlich vorgelagerte Böschung - markiert von einem stattlichen Gipfelkreuz. Dafür tapsen wir von der Almwirtschaft zurück in die Mulde des Sultensattels. Jenseits der Senke schräg rechtshaltend die Flanke empor - bis der kreuzmarkierte höchste Punkt gewonnen ist. Das Ausweichziel bietet Prachtblick zum Chiemsee sowie detailreiche Perspektive auf die Kampenwand. Der kurze Abstecher ist relativ lawinensicher, entspricht einer einfachen Schneeschuhwanderung, ist mit WT2 zu beurteilen.

Höhenprofil
P Schneeschuhwanderung Kampenwand Elevation profile for Schneeschuhwanderung Kampenwand 0 2 km 4 km 6 km 8 km 10 km 10,7 km 1.400 m 1.200 m 1.000 m Aign 840 m Steinlingalm 1.437 m Kampenwand 1.664 m Steinlingalm 1.437 m Aign 840 m
Tourenbeschreibung: Aufstieg

Von Aigen mit Schneeschuhen zur Steinlingalm

WT3

Am Parkplatz Aigen schlüpfen wir in unsere Schneeschuhe, fädeln in einem breiten Wirtschaftsweg ein. Der Verlauf des Gschwendter Bachs gen Süden ist erst mal unsere Leitlinie. Nach Überquerung des fließenden Wassers in wenigen Schritten zu einem Wegknoten. Dort scharf links abbiegen, bergan bis unsere Schneeschuhtour von einer kreuzenden Forststraße blockiert wird.

Die Steinlingalm: Stützpunkt für die Kampenwand-Besteigung
Die Steinlingalm: Stützpunkt für die Kampenwand-Besteigung

Rechtsseitig anschließen und etwa 400 m später linkshaltend abdrehen. Jenseits einer Rechtskehre verjüngt sich der breite Wanderweg zu einem schmalen Bergsteig. Vorbei am Bildstock Bei unserer lieben Frau dem Kurs zunächst treu bleiben. Bei nächster Gelegenheit linkerseits abbiegen, dem Verlauf eines Geländegrabens nachtrampeln. In engen Serpentinen hoch zur Lichtung des Roßbodens. Erstmalig lassen sich die umfangreichen Schauwerte aus südlichen Gefilden bewundern. Das Wegenetz entsendet hier an einem Wegweiser Anschlüsse in alle Himmelsrichtungen - zumindest im Sommer.

Unsere Route hält sich südwärts, umgeht den Sulten mittels eines Quergangs durch seine Ostflanke (Lawinengefahr!). Die Verlängerung entlässt uns in die Grube des Sultensattels. Von diesem Punkt kann rechter Hand der Sulten erstiegen werden (siehe Wissenswertes). Nach einem letzten, dezenten Anstieg gehen wir schließlich mit der Steinlingalm auf Tuchfühlung.

Von der Steinlingalm durch die Kaisersäle auf die Kampenwand

WT4

An der Steinlingalm den auffälligen Einschnitt der Kampenwand anpeilen. In selbst gelegten Kehren äußerst anregend gegen den heftig geneigten Nordhang antrotten (Lawinengefahr!). Wenig unterhalb der Felsen rechterseits zur Geländekerbe queren, in Folge die letzten (sausteilen) Meter hoch zum Eingang der Kaisersäle. Je nach Schneelage der Schlucht, kann es sinnvoll sein, hier die Schneeschuhe zu deponieren. Linksschwenkend in Navigation roter Punkte durch das (teilweise arg anspruchsvolle) Labyrinth - zu einem kleinen Balkon vor dem Gipfelaufbau. Spätestens jetzt müssen die Schneeteller von unseren Füßen.

Der Gipfel der Kampenwand mit dem gigantischen Kreuz
Der Gipfel der Kampenwand mit dem gigantischen Kreuz

Hier beginnt die drahtseilgesicherte Schlüsselstelle der Tour: Der Quergang am Fuße des Gipfelfelsens zum finalen Aufschwung. Links vom Fels, den schmalen Sims unter Zuhilfenahme eines Drahtseils hinunterhangeln. Das Kabel endet mit dem Fels. Allerdings muss noch einige Meter weiter in den abschüssigen Raum hinausgequert werden. Eine höllisch heikle Aktion!

Die derbe Seitenneigung findet wenige Metern unterhalb ihr bodenloses Ende - an der senkrechten Nordwand. Ausrutschen ist hier absolut taub! Bei Vereisung ist diese Passage nur mit Steigeisen, bei Sulzschnee gar nicht zu empfehlen! Als Begeher muss man gut einschätzen können, ob die Verhältnisse eine Fortsetzung der Schneeschuhtour erlauben. Nach dem Hinausqueren stapfen wir rechtsseitig hinauf auf den Kamm-Scheitel. Eine Brücke gewährt zuletzt Zugang zum Gipfelplateau sowie dem überdimensionierten Kreuz.

Tourenbeschreibung: Abstieg

Vom Gipfel steigen wir entlang der Kaisersäle abwärts zur Almwirtschaft. Ist der Energietank noch nicht leer, können wir als Zugabe dem Sulten die Aufwartung machen. Ansonsten um selbigen retour zum Roßboden und über die bekannte Schneeschuhwanderung zurück nach Aigen.

Autor (Bilder und Texte): Andreas

Bewertung

Schneeschuhtour
Kampenwand
Von Aigen über die Steinlingalm auf die Kampenwand
Die Kampenwand - gesehen vom Gipfel des Sulten
Natur:
Schauwerte:
Erlebnisfaktor:
Einsamkeit:
Gesamt:
3.3 / 5
Herausfordernde Schneeschuhtour auf einen berühmten Aussichtsberg.
Info zum Bewertungsschema

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