AT › Tirol › Kaisergebirge › Wilder Kaiser
Treffauer
(2.306 m)
Tuxeck
(Tuxegg)
(2.226 m)

Anspruchsvolle Bergtour über den Normalweg auf Treffauer und Tuxeck

T6 II+ A/B

Äußerst schwierige Bergtour

 1.520 Hm   11,4 Km  ca. 9 Stunden
Inhaltsverzeichnis
Der Gipfel des Treffauer
Der Gipfel des Treffauer

Treffauer und Tuxeck (manchmal auch Tuxegg geschrieben) haben eins gemeinsam. Ihr Bollwerk erwächst in einem verhältnismäßig ruhigen Nebenschauplatz des Wilden Kaiser. Die nachfolgend vorgestellte Tour führt uns in eine wenig besuchte Gegend des berühmten Bergstocks. Und beide Gipfel lassen sich in einem abwechslungsreichen, aber sehr anspruchsvollen Rundkurs miteinander verbinden.

Während der Treffauer für Bergwanderer mit etwas Klettergeschick noch gut machbar ist (T4, Stellen I), handelt es sich beim Tuxeck um den schwersten Kaiser-Zacken mit Weg. Bei letzterer Aussage sind jedoch reine Klettergipfel nicht mit eingerechnet. Idealerweise ist der Gipfelerfolg am Tuxeck kein notwendiges Teil um das Puzzle der Runde vollenden zu können. Die äußerst schwierige Passage auf sein Haupt (T6, II+) kann auch ausgelassen werden. Bei schlechten Verhältnissen oder Überforderung ignoriert man einfach den Klotz, nimmt gleich die Spur in Richtung Tal auf.

Mit dem Verzicht auf den zweiten Gipfel reduzieren sich die Schwierigkeiten auf ein beherrschbares Niveau. Das gilt indes nur für erfahrene Alpinisten, denn das Programm richtet sich ausschließlich an diese Zielgruppe. Der Abstieg über die Südwestflanke zum Wilder-Kaiser-Steig wartet nämlich mit einigen giftigen Hindernissen (T5, bis II) auf, die unseren Blutdruck gehörig in die Höhe schießen lassen werden. Am Ende der Bergtour - geflasht vom Erlebten, vom Adrenalinrausch sowie den landschaftlichen Eindrücken - werden wir (bis zu) zwei Gipfel in unser Tourenbuch aufnehmen, die nur wenige Bergsteiger im Portfolio stehen haben.

Die Bergtour über die Normalwege auf Treffauer und Tuxeck entspricht der Tourenkategorie Leichte Klettertouren.

 Bilder  Karte  GPS-Track
Panorama vom Gipfel des Treffauer
Panorama vom Gipfel des Treffauer

Anforderungen/Schwierigkeiten

Die Rundtour startet auf einem Forstweg, verjüngt sich bald zu einem repräsentativen Bergpfad. Oberhalb des Schneekar trifft der Begeher auf anspruchsvolleres Gelände mit Sicherungen (A/B) nebst kurzen Kletterstellen (I). Eine Querung über den Nordwestgrat zum Treffauer-Gipfel führt mittels kurzer Kraxleinlagen (I) durch abschüssige Steilschrofen. Der Übergang zum Tuxeck nutzt eine leidliche Pfadspur entlang ruppigen Gepräges. Auch diese Teilpartie kommt nicht ohne Turnerei (I+) aus. Zugang zum Tuxeck-Gipfel bekommt man nur über eine sehr enge, sehr glatte, obendrein senkrechte Rinne, welche mit weit auseinanderstehenden Krampen gangbarer gemacht wurde. Trotz Aufstiegshilfen ist die Passage mit mindestens II+ zu bewerten. Der Abstieg über die Südwestflanke ist nur spärlich markiert, überdies oft mit einer tückischen Geröllauflage gewürzt. In dem vogelwilden Alpingelände muss die überhängenden Schlüsselstelle (II) abwärts gemeistert werden. Die komplette Runde bedarf einer trainierten Ausdauer sowie viel Bergerfahrung. Zudem ist sie mental sehr belastend, da man sich stundenlang in schwerem Gelände bewegt - und dabei (üblicherweise) keine Menschenseele trifft.

Ausgangspunkt

AT-6351 Scheffau am Wilden Kaiser
Wegscheid 8
Wanderparkplatz am Gasthof Jägerwirt
GPS-Koordinaten:
Breitengrad: 47.536199
Längengrad: 12.265501

Hütten/Einkehr

Unterwegs keine
Gasthof Jägerwirt am Ausgangspunkt

Orientierung

Je näher man den Gipfeln kommt umso spärlicher werden die farbigen Markierungen. Teilweise sind diese auch schon ziemlich verblasst und oft nicht leicht zu erkennen.

Ausrüstung

Bergausrüstung

Höhenprofil
P Bergtour Treffauer und Tuxeck Elevation profile for Bergtour Treffauer und Tuxeck 0 2 km 4 km 6 km 8 km 10 km 11,4 km 2.200 m 2.000 m 1.800 m 1.600 m 1.400 m 1.200 m 1.000 m Gasthof Jägerwirt 810 m Wegscheid Niederalm 953 m Wegscheid Hochalm 1.180 m Wasserfall Schneekar 1.700 m Quergang Treffauer 2.306 m Tuxeck 2.226 m Kamin Einmündung Wilder-Kaiser-Steig 1.380 m Wegscheid Hochalm 1.180 m Wegscheid Niederalm 953 m Gasthof Jägerwirt 810 m
Tourenbeschreibung: Aufstieg

Vom Gasthof Jägerwirt über den Normalweg zum Treffauer

T4 I A/B

Ausgangspunkt ist der Gasthof Jägerwirt, welche nordöstlich von Scheffau über eine Zufahrtsstraße erreichbar ist. Das Areal vor der Gaststätte hält einen großflächigen Wanderparkplatz (810 m) bereit. Auf Höhe des Gebäudes nicht die Kehre zu selbigen hinauf laufen, sondern die Spur geradeaus entlang eines geschotterten Versorgungssträßchen aufnehmen. Folglich über den Wegscheidbach und mittels zweier Schleifen in die Bucht der Wegscheid-Niederalm vorrücken. Die Ecke hielt bis zum Winter 2011/2012 eine bei Kletterern, Bergsteigern und Wanderern beliebte Herberge bereit. In der genannten Wintersaison hat eine gewaltige Lawine den Stützpunkt komplett zerstört. Aktuell findet man in dem Bereich nur einen Unterstand für das Weidevieh.

Das Gipfelkreuz des Treffauer
Das Gipfelkreuz des Treffauer

Die Fortsetzung führt links am Unterstand vorbei. Im Weiteren wird nochmals der Wegscheidbach passiert. Jenseits verzweigt sich sofort der Pfad. Linker Hand wird der Kaiseralm die Aufwartung gemacht. Für den Treffauer indes in den Anschluss rechterseits einfädeln. Die Linie entlang eines kahlen Geländeschlauch überquert noch zweimal den Wasserstrom, nimmt bald mit der Hütte der Wegscheid-Hochalm Kontakt auf. Jenseitig einer forstreichen Teilpartie mündet unsere Route in den querenden Wilder-Kaiser-Steig (1.360 m) ein.

Der nur äußerst schwierig zu erreichende Gipfel des Tuxeck
Der nur äußerst schwierig zu erreichende Gipfel des Tuxeck

Linksdrehend wird für einen kurzen Moment seine Direktion nachgelaufen. Doch schon bei der nächsten Gelegenheit rechtshaltend in einen entspringenden Pfad einfädeln. Über ein winziges Geröllfeld kommen wir an einem zierlichen Wasserfall an. Bis zu diesem Punkt ist der Treffauer-Normalweg ausgeschildert. Ab jetzt muss aufmerksam den rote Punkten nachgelaufen werden. Durch die fortgeschrittene Verwitterung sind diese oft nicht leicht zu erkennen.

Steil durch latschenreiches Revier zum Schneekar (1.700 m) hinauf. Noch bevor die Geröllwüste betreten wird zum beginnenden Schrofenaufbau des Treffauer wechseln. Unter mehrmaligen Einsatz der Hände (I), ferner in der Obhut einer mit Drahtseilen gezähmte Traverse (A/B) wird in die Westflanke ausgetreten. Ein sehr steiler Grashang mit vereinzelt eingelagerten Felsaufbauten dominiert den Bezirk. Sehr mühsam geht es das Steilgelände empor, wobei einige Kraxlstellen zu meistern sind (I). Unser kraftraubender Einsatz bergan bringt schließlich den Nordwestgrat unter die Füße. Etwas unterhalb der Gratschneide in aussichtsreicher und ausgesetzter Position bis zum Gipfelaufbau balancieren. Hier nach links in einigen kurzen Zügen (I) zum Gipfelkreuz des Treffauer (2.306 m).

Als dritthöchste Erhebung des Wilden Kaiser ist der Treffauer ein vorzüglicher Aussichtsberg. Von Westen grüßt das Söllerland, der Hintersteiner See, der Scheffauer sowie der lange Kamm der Hackenköpfe. Von Norden das Sonneck, der Zahme Kaiser ferner das Alpenvorland. Von Osten die kaiserliche Konkurrenz mit der Ellmauer Halt und der Ackerlspitze. Von Süden der Alpenhauptkamm mit Großglockner nebst Großvenediger.

Übergang vom Treffauer zum Tuxeck

T4 I+

Direkt unterhalb des Treffauer-Gipfelkreuzes zeichnet sich ein augenscheinlicher Schrofenpfad ab. Für den Übergang zum Tuxeck muss seine Leitlinie verfolgt werden. Mit etwas Klettergeschick (I) kann diese Spur aufgenommen werden (rote Punkte beachten). Die Fährte hat erhebliche Seitenneigung, ist darüber hinaus ziemlich luftig. Im Auf und Ab müssen einige Felspassagen überwunden werden (bis I+). Circa 20 Minuten nimmt das Vorrücken zum Tuxeck-Gipfelfelsen in Anspruch. Die äußerst schwierige Kletterei zum Gipfelkreuz ist kein notwendiges Muss um die Rundtour schließen zu können. Wer den Besuch des Gipfelkreuzes auslassen möchte steigt gleich über die Südwestflanke ab.

Zum Gipfelkreuz des Tuxeck (der Normalweg)

T6 II+

Der Gipfel des Tuxeck präsentiert sich als monströser, abweisender Klotz. Einen Zugang zum Dach bekommt der Fußgänger über eine senkrechte, sehr enge Rinne. Der korrekte Schlitz wird innen durch einen roten Pfeil markiert. Das Gepräge innerhalb ist überaus glatt, zudem arm an Tritten und Griffen. Einige Krampen unterstützen zwar den Aufstieg, doch sind diese ziemlich weit auseinander installiert. Der ganze Aufbau sieht nicht sehr einladend aus und man braucht viel Mum in den Knochen um hier seilfrei nach oben zu steigen. Wer es wagt, hievt sich die ca. 10 Meter empor (II+). Am oberen Ende sind es nur noch wenige Schritte zum Gipfelkreuz des Tuxeck (2.226 m). Das Vorstoßen zur Markierung ist jedoch nur die halbe Strecke. Für den finalen Talweg müssen wir die selbe Steilrinne wieder abwärts.

Tourenbeschreibung: Abstieg

Vom Tuxeck über die Südwestflanke zum Wilder-Kaiser-Steig

T5 II

Der Abstieg über die Südwestflanke ist die landschaftlich lohnendere Variante gegenüber der Aufstiegsroute zum Treffauer. Erkauft wird das mit deutlich schwierigerem Gelände, sowie einer unangenehm zu begehenden Schuttauflage, welche dem Begeher das Leben bis hinunter zum Wilder-Kaiser-Steig schwer macht.

Der erlebnisreiche Abstieg über die Südwestflanke führt durch dieses Felsentor
Der erlebnisreiche Abstieg über die Südwestflanke führt durch dieses Felsentor

Ein großer roter Pfeil neben dem Tuxeck-Gipfelfelsen zeigt uns unmissverständlich den korrekte Einlass zum Südwestabstieg. Eine Felsschlucht hinab zu ihrem unteren Ende. Der enge Ausgang entlässt uns ins freie Gelände. Ab hier muss aufmerksam den nicht immer deutlichen Trittspuren gefolgt werden. Zwischendurch finden sich auch roten Punkte, welche in der Sichtbarkeit aber schon immens gelitten haben.

Die Schlüsselstelle kündigt sich mit einer Klettereinlage (I) abwärts in einen Kamin an. Der Kamin ist dabei zweigeteilt. Mit dem Einlass ist die obere Hälfte bereits eingenommen. Auf einem Schuttteppich bis zur Kante der unteren Hälfte vor. Von oben ist bereits das überhängende Gepräge zu erkennen (etwa 4 m hoch). Ein Fixseil sowie eine Bandschlinge erleichtern das Hinab. Mittels der Installation rückwärts mit den Füßen gegen die oberen Kante stemmen (vorher Festigkeit des Seil und der Bandschlinge kritisch testen!). Wie beim Abseilen mit den Füßen langsam tiefer. Dabei unterstützen ein paar installierte Eisentritte den Halt der unteren Extremitäten. Mit dieser Technik konnte ich das Hindernis (trotz künstlicher Hilfen mindestens mit II zu bewerten) relativ sicher meistern.

Der Kamin wird an seinem Sockel linkshaltend verlassen. Entlang steiler Felswände werden diese im Dienste eines Bandes bis in die Südflanke gequert. Die Teilpartie entpuppt sich dabei als ziemlich holpriges Programm (Stellen I). Das nach einem Rechtsschwenk folgende Latschendickicht in Direktion eines schutthaltigen Schlauch talwärts. Die Gasse navigiert in ein ausgedehntes Geröllfeld, welches ein Stück weiter unten nach rechts verlassen wird. Hier kommen wir wieder in den Genuss eines augenscheinlichen Wanderpfads. Dieser mündet letzten Endes im Wilder-Kaiser-Steig (1.353 m).

Vom Wilder-Kaiser-Steig zurück zum Gasthof Jägerwirt

T2

Wir folgen dem Wilder-Kaiser-Steig rechtsseitig in nördliches Gefilde. In 800 m Entfernung zeigt sich wieder die bekannte Abzweigung zur Wegscheid-Hochalm. Von dort über den offenkundigen Weg zurück zum Ausgangspunkt.

Autor (Bilder und Texte): Andreas

Bewertung

Bergtour
Treffauer-Tuxeck
Anspruchsvolle Bergtour über den Normalweg auf Treffauer und Tuxeck
Der Gipfelaufbau des Treffauer
Natur:
Schauwerte:
Erlebnisfaktor:
Einsamkeit:
Gesamt:
4.3 / 5
Zwei ungebändigte Kaiser-Zacken im erlebnisreichen Paket: Zum Treffauer schon sehr anspruchsvoll - auf das Tuxeck extrem schwer!
Info zum Bewertungsschema

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