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Scheffauer
(2.111 m)

Vom Brentenjoch über den Widauersteig auf den Scheffauer

T3+ I A/B

Bergtour

 ca. 1.100 Hm   ca. 11,2 Km  ca. 7 Stunden
Inhaltsverzeichnis
Der Scheffauer (rechts der Bildmitte) mit dem Hintersteiner See
Der Scheffauer (rechts der Bildmitte) mit dem Hintersteiner See

Am seinem westlichen Ende überschreitet der Wilde Kaiser mit dem Scheffauer letztmalig die 2.000-Meter-Grenze. Jenseits des Scheffauer verliert der Bergstock zunehmend an Mächtigkeit, löst sich letzten Endes im langgezogenen Schlauch des Inntal auf. Zusammen mit der Hinteren Goinger Halt und dem Sonneck ist der Scheffauer Teil eines Trios, welches für Bergwanderer die am leichtesten zugängliche Gipfel in der Zackenkrone des Wilden Kaiser stellt. Gleich zwei beherrschbare Zugänge bekommt der Fußgänger am Scheffauer zur Auswahl. Der sonnenexponierte Wanderweg aus dem Süden, sowie der schattenverwöhnte Widauersteig auf der Nordseite. Letzterer entpuppt sich als handfester Klettersteig, welcher jedoch niemals das Level des Genusses überschreitet. Nachfolgend stelle ich den Aufstieg über den Eisenweg vor.

Noch bevor der Aspirant den ersten Schritt im Gelände getan hat wird seine Bergerfahrung auf die Probe gestellt. Dabei geht es nicht um die Überwindung schwierigen Geländes, sondern um die Auswahl des Ausgangspunktes. Auch wenn dies recht banal klingt, kann das erhebliche Auswirkungen auf den Verlauf der Tour haben. Aus logistischen Gesichtspunkten betrachtet gestalten sich die zwei potentiellen Startpunkte als vertrackte Angelegenheit.

Als erster Ausgangspunkt bietet sich der Hintersteiner See auf der Südseite des Kaisers an. Um zum Widauersteig zu gelangen muss man dazu auf die Nordseite wechseln. Die Führe via Walleralm und Hochegg bietet eine entsprechende Bahn an. Doch diese fällt recht wellig aus. Der Begeher wird also mit einigen fiesen Gegenanstiegen malträtiert. In der Horizontalen sowie Vertikalen fällt das Ganze voluminöser aus als in der Strecke ab dem zweiten potentiellen Ausgangspunkt. Dafür ist man hier freigestellt von einem funktionierenden Zeitmanagement, welches auf der Route der zweiten Startposition dringend nötig ist.

Bei meiner Begehung habe ich mich für den zweiten Startort entschieden. Dabei wird von Kufstein unter Zuhilfenahme des Kaiserlift zum Brentenjoch hoch gefahren. Gut 750 Höhenmeter lassen sich durch die Nutzung der Technik einsparen. Die verbleibenden 1.100 Höhenmeter Aufstieg stehen aber anschließend im dunklen Schatten der letzten Talfahrt. Verpasst man die (was ich leidlich bei meiner Begehung erfahren musste), gestaltet sich der Abstieg mit mehr als 1.800 Höhenmeter als schwere Konditionskost. Wer nun glaubt, die 1.100 Höhenmeter schnell abhaken zu können, der könnte sich irren. Der Anschluss von der Bergstation zum Widauersteig zieht sich erheblich in die Länge. Vor allem im Rückweg kann dies der entscheidende Faktor beim Duell Inanspruchnahme des Chauffier-Services versus zusätzlicher 750-Höhenmeter-Fußweg sein.

 Bilder  Karte  GPS-Track
Blick vom Gipfel des Scheffauer auf den Kaiserkamm
Blick vom Gipfel des Scheffauer auf den Kaiserkamm

Anforderungen/Schwierigkeiten

Die Wanderung von der Bergstation am Brentenjoch zur Kaindlhütte an der Steinbergalm nutzt einfach zu begehende Trassen. Der Anschluss zum Einstieg in den Widauersteig folgt schmalen Pfaden durch aufbäumendes Areal. Der Klettersteig selbst erreicht für einen Eisenweg nur moderates Schwierigkeitslevel (maximal A/B). An kurzen Stellen muss auch mal ohne Drahtseil geklettert werden (maximal I). Für die Tiefblicke aus dem Widauersteig sollte man schwindelfrei sein. Mit Nutzung der Seilbahn sind die konditionellen Anforderungen von geringer Größe. Die Inanspruchnahme des Fahrservices bedarf indes eines funktionierenden Zeitmanagements. Der Verlauf der Tour kann zur letzten Talfahrt sehr knapp werden. Es ist dringend anzuraten einen Platz in der ersten Bergfahrt zu ergattern.

Ausgangspunkt

AT-6330 Kufstein
Obere Sparchen 17
Talstation des Kaiserlifts
GPS-Koordinaten:
Breitengrad: 47.590119
Längengrad: 12.185250

Hütten/Einkehr

Kaindlhütte

Orientierung

Die Wanderstrecken sind bestens ausgeschildert. Im Widauersteig folgt man einfach dem Drahtseil. Zu keiner Zeit kommen Zweifel über den korrekten Weg auf.

Höhenprofil
Bergtour Scheffauer über Widauersteig Elevation profile for Bergtour Scheffauer über Widauersteig 0 2 km 4 km 6 km 8 km 10 km 11,2 km 1.800 m 1.600 m 1.400 m 1.200 m Bergstation Brentenjoch 1.265 m Kaindlhütte 1.293 m Einstieg Widauersteig 1.680 m Scheffauer 2.111 m Ausstieg Widauersteig 1.680 m Kaindlhütte 1.293 m Bergstation Brentenjoch 1.265 m
Tourenbeschreibung: Aufstieg

Von der Bergstation des Kaiserlifts am Brentenjoch zur Kaindlhütte

T1

Der Kaiserlift ist in Kufstein nicht wirklich gut ausgeschildert - zumindest war das bei meiner Anreise so. Allen Tourenaspiranten rate ich dringend mit Navigationsgerät anzureisen. Die Talstation (500 m) bietet ausreichend Parkraum, deren Nutzung indes nur durch Entrichtung eines zusätzlichen Obolus möglich ist.

Ausgangspunkt: Der Kaiserlift in Kufstein
Ausgangspunkt: Der Kaiserlift in Kufstein

Vor der Auffahrt sollte an der Talstation unbedingt die Uhrzeit der letzten Talfahrt in Erfahrung gebracht werden. Am Tag als ich vor Ort war, war das 16:30 Uhr. Wir lösen ein Ticket für die Bergfahrt, chauffieren bequem in 30 Minuten auf den 750 Meter höheren Balkon des Brentenjoch (1.256 m). An der Bergstation haben wir den Westen des Wilden Kaiser direkt vor uns. Mit etwas Geländekenntnis kann der Verlauf der Aufstiegsroute gut nachvollzogen werden.

Der Aufstieg beginnt mit einem Abstieg. Von der Bergstation zu den Gebäuden der Brentenjochalm vorrücken. Von dort in die breite Trasse hinab in den Geißbachgraben einfädeln. Die Strecke ist Teil des Adlerweg und mit der Wegnummer 814 katalogisiert. Am tiefsten Punkt wird der Geißbach passiert. Jenseits hinauf zum Gebäudeverbund um die Steinberghütte. Rechts der Steinberghütte besteht die Möglichkeit eine ausholende Schleife mittels schmalen Pfad abzukürzen. Weiter oben verbinden sich der Pfad und der planierte Fahrweg wieder zu einer gemeinsamen Linie. Folglich gewährt der weitläufig kahle Bezirk Einlass in die Siedlung der Steinbergalm. Inmitten des Weilers findet die Kaindlhütte (1.293 m) ihren Standort. Neben einem deftigen Angebot von flüssiger und fester Energie kann hier auch eine Übernachtung gebucht werden.

Von der Kaindlhütte über den Widauersteig auf den Scheffauer

T3+ I A/B

Für den Widauersteig die Kaindlhütte links liegen lassen. Folglich zu den obersten Gebäuden der Steinbergalm aufschließen. Dort wird die planierte Straße verlassen, mittels anknüpfender Pfadspur die Kaiserwände direkt ins Visier genommen. Bald verzweigt sich die Strecke. Rechts gewährt der Riegensteig Zugang zum Zettenkaiser. Wir indes halten uns linksseitig, erstürmen das aufbäumende Gefilde. Eine kleiner Waldparzelle entlässt uns in die Obhut steilen Gerölls. In Direktion der augenscheinlichen Spur quer durch den Schuttstrom zum Einstiegspunkt (ca. 1.680 m) in den Widauersteig.

Die Querung zum finalen Aufschwung im Klettersteig (Widauersteig)
Die Querung zum finalen Aufschwung im Klettersteig (Widauersteig)

Wir haken unser Klettersteigset ein und folgen dem Drahtseil über den ersten Aufschwung. Eine bestens gesicherte Verschneidung stellt kein allzu schwieriges Hindernis dar (A/B). Als noch einfacher erweist sich der Quergang auf einem breiten Band (A) durch die Scheffauer-Nordwand. Die Traverse zieht an deren Ende in eine breite Rinne hinein. Hier steil nach oben (A/B). Kurzzeitig auch mal ohne Drahtseil mittels Unterstützung der Hände (maximal I) voran. Die Felsspalte ist mit viel Geröll gefüllt. Man sollte darauf achten keine Steine loszutreten!

Blick vom Gipfel des Scheffauer ins Inntal
Blick vom Gipfel des Scheffauer ins Inntal

Der Linie nach oben pendelt immer wieder zwischen kurzen Aufschwüngen und Traversen hin und her (A/B). Gut eine Stunde nach Einstieg wird das Ende des Klettersteig unter die Füße gebracht - auf einem Sattel auf ca. 2.040 m Höhe. An diesem Punkt zieht der Aufstieg von Süden in die Route mit ein. Rechtshaltend der Spur durch das labyrinthähnliche Gepräge nachlaufen. Ein letzter Aufschwung erfordert nur noch etwas Beinkraft, entlässt uns schließlich am Gipfelkreuz des Scheffauer (2.111 m).

Der Gipfel bietet fantastische Aussicht auf das knapp 1.600 Meter unter uns liegende Inntal. Im Süden beherrschen die 3000er der Ostalpen den Horizont. Den Norden dominieren die Bayerischen Voralpen sowie das flache Alpenvorland. Und der Blick nach Osten über den Kaiserkamm ist eine wahre Wucht!

Tourenbeschreibung: Abstieg

Für den Rückweg halten wir uns an die Aufstiegslinie. Den Widauersteig hinab, folglich via Kaindlhütte retour zum Brentenjoch. Das persönliche Zeitmanagement ist hoffentlich so gut, das die letzte Talfahrt nicht verpasst wird.

Falls man doch zu spät dran ist, hält man sich am Brentenjoch rechts, verfolgt die breite Bahn abwärts in Richtung Duxeralm. Hier trifft man auf die Mittelstation des Sessellift (900 m), an der jeder Fahrgast umsteigen muss. Unterhalb der Mittelstation zum kahlen Bezirk von Hinterdux (740 m) vorrücken. Auf Höhe der Gebäude rechtshaltend in den breiten Bobweg einfädeln. An den untersten Gebäuden von Hinterdux wird das Kabel des Sessellifts unterwandert. In einer weit ausholenden Schleife tiefer in Richtung Tal. Nach dem Schleifenscheitelpunkt auf Höhe eines kahlen Schlauchs die Straße verlassen und den Schlauch abwärts bis zu seinem Ende. Dort lotst ein schmaler Korridor zum Bezirk der Talstation.

Autor (Bilder und Texte): Andreas

Bewertung

Bergtour
Scheffauer
Vom Brentenjoch über den Widauersteig auf den Scheffauer
Der Scheffauer (rechts der Bildmitte) mit dem Hintersteiner See
Natur:
Schauwerte:
Erlebnisfaktor:
Einsamkeit:
Gesamt:
2.8 / 5
Klettersteigtour für Anfänger auf einen der leichtesten Wilden-Kaiser-Zipfel. Mit Unterstützung des Kaiserlifts als Tagestour machbar.
Info zum Bewertungsschema

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