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Roßstein
(1.698 m)
Buchstein
(1.701 m)

Über die Tegernseer Hütte auf Roß- und Buchstein

T4 I+

Schwere Bergtour

 950 Hm   6,9 Km  ca. 5 Stunden
Inhaltsverzeichnis
Roß- und Buchstein gesehen von der Sonnbergalm
Roß- und Buchstein gesehen von der Sonnbergalm

Roß- und Buchstein sind der Inbegriff für einen Hot Spot in den Bayerischen Alpen. Zwei kapitale Felsgipfel, die sich mit geringem Einsatz in einem Aufwasch einkassieren lassen, haben sich schon vor Jahrzehnten in der Outdoor-Gemeinde herumgesprochen. Der Ansturm ist nach wie vor ungebremst, scheint nicht abzureißen. Zusätzlich haben die Erschließer der Geologie des Gipfel-Duos ein Maximum an potentiellen Erlebniswerten abgerungen. Fast alle Spielarten des modernen Bergsport können bedient werden. Dazu findet eine der am spektakulärsten gelegenen Berghütten der Bayerischen Alpen, die Tegernseer Hütte, zwischen den beiden Zacken ihren Standort. In Verbindung mit der leichten Erreichbarkeit des Revier entfaltet die Anziehungskraft ihre volle Wirkung.

Ich persönlich fühle mich auf solch überrannten Unternehmen weniger wohl - versuche deshalb solche Touren zu meiden. Bei Roß- und Buchstein muss ich allerdings zugeben, das auch mich die Zugkraft dieses Ziels gepackt hat. Besonderen Anreiz für mich ist die Tatsache, das man vor allem am Buchstein Gelände erforschen kann, das etwas mehr als reines Wandern bedarf. Wer sich einmal an einer Felstour einfachster Ausprägung probieren möchte, ist an diesem Berg genau richtig.

Wie gestaltet sich nun dieser Abwechslungsreichtum? Als Wanderer ohne Kraxlambitionen kann aus nördlichem Gefilde die Tegernseer Hütte, ferner in Verlängerung der Roßstein, erwandert werden. Im Süden sorgt ein angelegter Mini-Klettersteig für einen spannenden Aufstieg - welcher gerne vom kraxlfreudigen Nachwuchs genutzt wird. In dieser Exposition wurden der Senkrechten auch einigen kapitale Kletterrouten entlockt. Die Roßsteinnadel sowie die Südwand des Buchstein stellen dafür das entsprechende Gemäuer zur Verfügung. Und schließlich offeriert der Normalweg des Buchstein ein alpines Programm, welches klassische Bergsteiger zufriedenstellend unterhalten wird. Das Dach kann über die Buchsteinrinne mittels handfester Kletterei (I+) eingenommen werden. Nur für die Mountainbiker sieht es in diesem Territorium auf Grund der Gegebenheiten weniger gut aus.

Das alles bündelt sich auf engstem Raum. Es erübrigt sich fast anzumerken, was hier in der Hochsaison obendrein an schönen Wochenenden geboten ist. In dieser Zeit versprüht das Gebiet die Aura eines überfüllten Rummelplatzes. Nicht selten staut es sich am Klettersteig, in der Buchsteinrinne zugleich an der Ausschanktheke. Richtig ruhig ist es im Bezirk des Gipfel-Duos vermutlich nie. Zumindest kann man den größten Stress vermeiden, indem man seinen Besuch in der Nebensaison und unter der Woche in Angriff nimmt.

Die Bergtour auf den Buchstein entspricht der Tourenkategorie Leichte Klettertouren.

 Bilder  Karte  GPS-Track
360-Grad-Panorama vom Gipfel des Buchstein
360-Grad-Panorama vom Gipfel des Buchstein

Anforderungen/Schwierigkeiten

Der Aufstieg vom Parkplatz über die Sonnbergalm ins Revier von Roß- und Buchstein nutzt einen schmale, aber gut angelegten Bergpfad. Das Wanderterrain weist indes anhaltend beachtliche Neigung auf. Wanderer können die Gipfel westseitig umgehen. Folglich kann von Norden weiterhin im Wandergelände bis zur Tegernseer Hütte, zuletzt zum Roßstein aufgeschlossen werden. Ambitionierte nutzen für das Vorrücken zum Schutzhaus den angelegten Mini-Klettersteig. Gut gesichert, ferner mit reichlich natürlichen Tritten ausgestattet, ist das kurze, luftige Kraxlvergnügen für geübte Berggeher kein großes Hindernis. Deutlich ernsthafter gestaltet sich die Aufwartung am Buchstein. Dieser ist nur über eine steile Rinne zu gewinnen, welche Kletterei bis I+ verlangt. Griffe sowie Tritte gestalten sich dabei zumeist als abgegriffen respektive plankpoliert. Hier sind grundlegende Kletterkenntnisse, ein sicherer Tritt überdies etwas Mumm gefragt. Bei Nässe sollte auf den Buchstein verzichtet werden. Unter dem Aspekt der Kondition ist das Niveau des Ausflug eher als niedrig einzustufen.

Ausgangspunkt

DE-83708 Kreuth
Wanderparkplatz an der B307 westlich von Bayerwald
GPS-Koordinaten:
Breitengrad: 47.615912
Längengrad: 11.676743

Hütten/Einkehr

Sonnbergalm
Tegernseer Hütte

Orientierung

Zu keiner Zeit kommen Zweifel über den korrekten Fortgang der Route auf. Es gibt nur eine Linie zugleich keine Verzweigungen an denen man falsch abbiegen kann. Zusätzlich gibt die Schlange an Gleichgesinnten glasklar den Verlauf vor. Darüber hinaus haben die Wegbauer neben der Strecke auch ein paar Richtungspfeile platziert.

Höhenprofil
P Wanderung Roßstein und Buchstein Elevation profile for Wanderung Roßstein und Buchstein 0 1 km 2 km 3 km 4 km 5 km 6 km 6,9 km 1.600 m 1.400 m 1.200 m 1.000 m Bayerwald 830 m Sonnbergalm 1.480 m Roßstein 1.698 m Tegernseer Hütte 1.650 m Buchstein 1.701 m Sonnbergalm 1.480 m Bayerwald 830 m
Tourenbeschreibung: Aufstieg

Von Bayerwald zur Sonnbergalm

T2

Ausgangspunkt für unser Abenteuer auf Roß- und Buchstein ist der Wanderparkplatz (830 m) an der B307 westliche der Ansiedlung Bayerwald. Um noch einen Stellplatz zu ergattern, sollte man (auf Grund der großen Beliebtheit des Gebiets) frühzeitig vor Ort sein.

Die Jausenstation an der Sonnbergalm
Die Jausenstation an der Sonnbergalm

Auf Höhe der Einfahrt wird der Parkraum in nördliche Tendenz verlassen. Der entspringende Bergpfad zieht im schattigen Bergwald sogleich ordentlich aufwärts. Im Abstand sind im erdigen Fundament zahlreiche quer liegende Holzstämme verbaut. Zum einen funktionieren die Balken gut als Treppenstufen, zum anderen beugt das einer ungebremsten Erosion vor.

Das anhaltende Zick Zack durch den Forst passiert den Alpelgraben. Oberhalb tritt die Führe mit der kahlen Bucht des Sonnbergalm Niederleger (1.140 m) in Kontakt. Der Fortgang nimmt wieder das Slalom durch den weitläufigen Holzbestand auf. Währenddessen die erdreiche Grundlage vermehrt durch kristallines Gepräge ergänzt wird. Die Route driftet immer weiter nach rechts ab, weicht so der Südflanke des Sonnberg aus. Im querenden Aufwärts wird nach ca. 1 ½ Stunden das Areal der Sonnbergalm (1.480 m) unter die Füße gebracht.

Der Distrikt bietet fantastische Einsicht in die Südabstürze von Roß- und Buchstein. In der Kerbe dazwischen ist die Tegernseer Hütte zu erahnen. Mit Adleraugen können sogar Personen im Klettersteig ausgemacht werden - welchen wir nachfolgend die Ehre erweisen werden. Wem das noch nicht reicht, der wird mit der Fernsicht zur rustikalen Bühne des Karwendel glücklich werden. Die Details lassen sich am besten bei einer Brotzeit erspähen - welche an der nahen Jausenstation konsumiert werden kann.

Von der Sonnbergalm auf den Roßstein

T3

Ausgehend von der Jausenstation wird der Hügel des Sonnberg östlich umgangen. Der Kurs pendelt sich dabei in einer Geraden zum westlichen Ende des Roßstein ein. Auf Höhe eines wenig markanten Sattel (1.560 m) zweigt rechter Hand der Zugang zum Klettersteig ab. Dort einfädeln.

Im Mini-Klettersteig zum Roßstein-Gipfel
Im Mini-Klettersteig zum Roßstein-Gipfel

Eine holprige Spur bringt uns in Kontakt mit der Roßstein-Gipfelflanke. Das zunehmend aufbäumende Terrain muss derweilen noch ohne Sicherung gemeistert werden. Das Gepräge ist währenddessen so gut gestuft, das Unmengen an natürlichen Tritten und Griffen das Vorankommen bestens unterstützen. Im Slalom empor zum Gipfelfels. Hier beginnt die Seilsicherung. Diese navigiert uns in einem Linksbogen um die Wand herum. Oberhalb linksseitig höher vorpreschen, folglich dem Kabel nacheifernd scharf rechts eindrehen. In wenigen Schritten endet die Sicherung und wir können wieder sicher stehen. Eine enge Fährte durch die Vegetation entlässt uns wenige Meter vor der Tegernseer Hütte. Mittels scharfem Linksschwenk wird (ohne größere Schwierigkeiten) zum Gipfel des Roßstein (1.698 m) vormarschiert.

Wanderer, die keine Ambition auf eine Kraxleinlage haben, halten sich am Sattel weiter an die Bahn in nordwestliches Gefilde. Nach dem Verlust einiger Höhenmeter geht es rechts hinab in den nördlichen Kessel zwischen Roß- und Buchstein. Dort wird in den Zugang von der Buchsteinhütte eingefädelt. Mittels kurztaktiker Serpentinen wird das sehr steile Gelände überwunden. Die Strecke endet direkt an der Veranda der Tegernseer Hütte. Von ihr lässt sich in weniger Minuten der Gipfel des Roßstein auf seiner einfachsten Linie erwandern.

Über die Tegernseer Hütte auf den Buchstein

T4 I+

Für den Besuch unseres zweiten Gipfel vom Roßstein abwärts zur Tegernseer Hütte (1.650 m). Die Sonnenterrasse des Schutzhauses hinweg zum Wall des Buchstein. Hier findet sich ein Schild Vorsicht Steinschlag. Darüber zieht eine breite Felsrinne in den Himmel. Ihre Direktion stellt den Normalweg dar - die Schwachstelle, die wir nutzen werden.

Kletterei in der Rinne zum Buchstein-Gipfel
Kletterei in der Rinne zum Buchstein-Gipfel

Die Schrofen empor bis zum Beginn der Spalte (ca. 1.660 m). Zunächst linksseitig einige Züge nach oben. Dann auf einem schmalen Sims zur rechten Begrenzung wechseln. Folglich kerzengerade aufwärts bis sich letzten Endes das Gepräge zurücklehnt und man wieder ohne Hände das Gleichgewicht halten kann. Das Gestein ist in der Rinne durch die häufige Begehung stark abgegriffen - teilweise glatt wie Marmor. Ein Aufstieg ist deshalb nur bei trockenen Verhältnissen ratsam. Die Kletterei erreicht dabei das Niveau von I+.

Für den Kontakt mit dem Gipfelkreuz linkshaltend (sehr steil) zum Scheitelpunkt des Felskegel (ca. 1.690 m) vorrücken. Eine schmale Spur dirigiert uns zunächst abwärts, stürmt dann zum Sockel des höchsten Punkts. Die letzte Stufe stellt kein allzu großes Hindernis dar. Eine kurze Kraxleinlage, dann steht dem Gipfelglück am Buchstein (1.701 m) nichts mehr im Wege.

Der Rückweg erweist sich abermals als sehr anregend. Bereits das Hinab zum oberen Einlass in die Rinne sorgt ordentlich für Blutzirkulation. Noch besser wird es aber an der oberen Kante der Felskerbe. Die Abwärts-Perspektive, an deren Ende sich das Dach der Tegernseer Hütte findet, hat es buchstäblich in sich! In Erwartung der kommenden Turnerei haben sich unten womöglich auch ein paar Zuschauer versammelt. Mit ruhigem Gemüt zugleich unter voller Konzentration gestaltet sich der Abstieg aber weniger dramatisch als befürchtet.

Tourenbeschreibung: Abstieg

Der Trip zu Roß- und Buchstein wird üblicherweise auf der Aufstiegslinie retour gegangen. Wer mehr Zeit, zudem mehr Kondition im Gepäck hat, sollte sich mit folgender (längerer) Variante auseinandersetzen:

Zwischen Buchstein und Tegernseer Hütte den kehrenreichen Pfad hinab in die nordseitige Wanne. Auf Höhe der Roßsteinalm in Tendenz der Buchsteinhütte eindrehen. Folglich der Jausenstation Aufmerksamkeit schenken. Die Verlängerung passiert mehrmals ein Versorgungssträßchen. Am tiefsten Punkt rechtsseitig der planierten Trasse in Direktion des Schwarzenbach nachlaufen. Am Ende der Strecke findet sich der Parkplatz Winterstube. Zur B307 hinab, folglich auf die andere Seite der Straße wechseln. Rechter Hand eindrehen, der Bahn parallel zur Weißach nachlaufen. Vorbei an der Trifthütte darf anschließend der Übergang zu unserem Parkplatz nicht verpasst werden. Noch vor einer Brücke erlaubt die Gegebenheit das Kiesbett der Weißach zu überqueren (kein Wegweiser!). Jenseits findet sich dann unser Ausgangspunkt wieder.

Nicht verschweigen möchte ich, das diese Abstiegsvariante mehr als 3 (!) mal so lange ist wie die Retoure via Aufstiegsstrecke. Dank dieser Alternative lässt sich aber diese Tour zu einer prächtigen Rundwanderung ausbauen. Außerdem bekommt der Ausflug so den Umfang eines ganzen Tages gewidmet.

Autor (Bilder und Texte): Andreas

Bewertung

Wanderung
Roßstein-Buchstein
Über die Tegernseer Hütte auf Roß- und Buchstein
Roß- und Buchstein gesehen von der Sonnbergalm
Natur:
Schauwerte:
Erlebnisfaktor:
Einsamkeit:
Gesamt:
2.8 / 5
Kurze, abwechslungsreiche Bergwanderung in einer endlosen Schlange von Gleichgesinnten. Zu den Gipfeln kurze Klettersteigeinlage und leichte Kletterei.
Info zum Bewertungsschema

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